In den Höhlen der alten Wenden bei Muggendorf
Noch vor den Franken siedelten in der Fränkischen Schweiz die slawischen Wenden. Anders als die Christen, die zu Ehren ihres Gottes Kirchen erbauten, verehrten die Wenden ihre Gottheiten in Wäldern und Hainen. Und, glaubt man den alten Sagen, auch in Höhlen. Zum Beispiel in der Witzenhöhle im Hohlen Berg bei Muggendorf, die ihr auf dieser Tour erkunden werdet. Mit diesem Wissen im Gepäck gewinnt diese kurze, knackige und mit Sehenswürdigkeiten vollgepackte Wanderung zusätzlich an mystischem Charakter.
Highlights:
Mehlbeerensteig
Klettergebiet Kammern
Aussichtsturm Hohes Kreuz
Doktorshöhle
Witzenhöhle
Wundershöhle
Oswaldhöhle
Felsensteig
Eckdaten:
Länge: 5,7 km
Höhenmeter: 206 Hm
Reine Gehzeit: Fit 1,75 Std. / Normal 2,5 Std. / Kids 3 Std.
Sonne/Schatten: Überwiegend schattige Waldwege
Parkplatz: Parkplatz Oswaldhöhle (fürs Navi: Neuer Weg 2, 91346 Wiesenttal)
Ausrüstung: Festes Schuhwerk und leistungsstarke Taschenlampen
Alter: ab 8 Jahren
Die Karte:
Der Link zum Nachwandern:
In den Höhlen der alten Wenden bei Muggendorf
Hinweis:
Mit dieser Tour erfüllen wir eine selbst gestellte Aufgabe und bringen einen Großteil unserer Lieblingshighlights aus dem Muggendorfer Gebürg in einer möglichst kurzen und kindgerechten Wanderung unter.
Die Wegbeschreibung
Auf den Mehlbeerensteig
Vom Parkplatz Oswaldhöhle folgt ihr dem Wanderzeichen Roter Längsstrich auf Weißem Grund, dem Zeichen des Heinrich-Uhl-Wegs, Richtung Oswaldhöhle nach rechts in den Wald. Auf sanft federndem, erdigem Weg geht es leicht und bekömmlich bergan. Nach 180 Metern erreicht ihr die erste Weggabelung mit bunt geschmücktem Wanderzeichenbaum. Ihr biegt rechts Richtung Muggendorf ab. Kurz darauf gelangt ihr an eine Kreuzung. Hier folgt ihr der Beschilderung nach links hinunter auf den Mehlbeerensteig, der seinen Namen der Fränkischen Mehlbeere verdankt. Diese seltene Baumart gibt es ausschließlich in der Fränkischen Schweiz. Schon nach wenigen Metern umrundet ihr einen kegelkopfförmigen Felsen und steigt auf schmalem Pfad steil hinunter an den Fuß gewaltiger, in der Sonne weiß leuchtender Felswände. Zu was für einem herrlichen, alpin anmutenden Trampelpfad sich dieser Steig doch binnen kürzester Zeit entwickelt. Dichtes Gebüsch säumt den Wegesrand.
Mit Geländern gesicherte Treppen tragen euch weiter nach unten. Schon bald gesellt sich das nächste, für euren weiteren Weg relevante Wanderzeichen zu euch. Es ist der Grüne Ring auf Weißem Grund. Mit ihm folgt ihr dem Pfad immer weiter entlang der beeindruckenden Felswände. Wer hier offenen Auges wandert, bekommt wundervolle Ansichten geboten. Und nicht immer sind die schroffen Felsen die einzige Sehenswürdigkeit.
An einer Stelle wird der Steig sogar mit einem Handlauf gesichert, was seinen gebirgsartigen Charakter unterstreicht.
Ins Klettergebiet der Kammer
Schließlich geleitet euch der Grüne Ring von dem mit Büschen flankierten Steig in den schattenspendenden Wald. Auch hier erwarten euch weitere spannende Schauwerte. Links über euch am Hang ragen stattliche Felsen empor und setzen im Grün des Waldes weißgraue Akzente. Euer Wanderzeichen führt euch an eine Weggabelung, an der ihr mit dem Grünen Ring nach links oben auf den Fischersteig abbiegt und schon bald über eine Treppe empor steigt. Nun folgt ihr dem Grünen Ring geradeaus Richtung Engelhardsberg. Euer Wanderzeichen trägt euch durch den Wald und auf die Ebene. Dort mündet ihr in einen Schotterweg, dem ihr ohne Wanderzeichen scharf nach rechts folgt. Er führt euch bald wieder in den Wald und dort, nach nicht einmal 50 Metern, an eine Wegteilung. Hier trefft ihr erneut auf den Grünen Ring, der euch den Weg zum Klettergebiet der Kammern scharf nach links weist. Er führt euch, nach rechts schwenkend, direkt dorthin. Ihr gelangt in ein imposantes Felsental mit beeindruckend hohen Wänden, Felsnadeln und Toren. Hier auf Erkundungstour zu gehen ist ein echtes Abenteuer. Überall entdeckt ihr faszinierende Ansichten und gewinnt neue Eindrücke.
Besonders die nebeneinander liegenden Eingänge der Kammergrotten ziehen bewundernde Blicke auf sich.
Zwei von ihnen sind sogar durch einen, mit einer kurzen Kraxelei meisterbaren, Durchgang miteinander verbunden. Der Blick aus den kühlenden Kammergrotten hinaus in den frühsommerlich grün leuchtenden Wald zaubert sicher dem einen oder anderen Besucher ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht.
Doch es gilt noch mehr zu entdecken. Beim Heraustreten aus den Kammergrotten fällt euch rechter Hand schnell ein kreisrundes Fenster auf. Es ist Teil der Kirchengrotte, die ihr auf einem gut sichtbaren Pfad flugs erreicht. Auch deren formschönes Portal ringt dem Betrachter gebührende Anerkennung ab.
Zum Aussichtsturm Hohes Kreuz
Vom Klettergebiet der Kammer führt euch der Grüne Ring bald aus dem Wald und Richtung Engelhardsberg auf die sonnenbeschienene Ebene. Entlang einer Obstbaumplantage trägt euch der zur Schotterstraße gewordene Weg auf die Ortsgrenze von Engelhardsberg zu. Ungefähr auf der Hälfte der Obstbaumplantage verlasst ihr den Grünen Ring und biegt ohne Wanderzeichen nach links in einen breiten Fahrweg ab, der euch zwischen den Wiesen hindurch und hinüber an eine Teerstraße führt, in die ihr nach links einbiegt. Schon nach wenigen Metern biegt ihr mit eurem neuen Wanderzeichen, dem Frankenweg leicht nach rechts oben ab. Auf geschottertem Weg trägt euch der Frankenweg, der zudem vom Braunen Kreuz flankiert wird, geschwungen über die Ebene hinauf und dem Wald entgegen. Dort angekommen, gelangt ihr mit euren Wanderzeichen und der Beschilderung zielsicher auf den Gipfel des Hohlen Bergs, wo euch der hölzerne Aussichtsturm Hohes Kreuz empfängt.
Von dessen Plattform bietet sich ein wundervoller Panoramablick auf die nördliche Fränkische Schweiz.
Zur Doktorshöhle
Vom Aussichtsturm geht ihr auf dem Frankenweg, der als schmaler Pfad über den Rücken des Hohlen Berges verläuft, in den Wald. Nach nicht einmal 100 Metern zweigt vom Wanderweg ein unmarkierter Pfad nach links unten ab und schwingt sich mit euch direkt vor das, sich rund in den Berg bohrende Portal der Doktorshöhle.
In der Dunkelheit des Berges erwarten euch gut erhaltene Sinterbecken, kleine Stalaktiten und eine beachtliche Tropfsteinsäule. Ihren Namen verdankt die Höhle dem Arzt Dr. Schauwienold, der sie im Jahr 1905 entdeckte. Ein wundervoller Ort, der mit seinem vielseitigen Höhlenschmuck zu begeistern versteht.
Zur Witzenhöhle
Von der Doktorshöhle steigt ihr wieder zum Wanderweg hinauf und folgt diesem nach links. Ihr wandert auf einem wunderschönen Grat, durchzogen von knorrigen Wurzeln und flankiert von moosbewachsenen Felsen.
Der Frankenweg führt euch an eine mit Geländer gesicherte Treppe, die hinunter zur Oswaldhöhle führt. Doch zuerst biegt ihr nach links oben ab und folgt dem unmarkierten, dafür leicht erkennbaren Weg, der euch bald steil nach unten und nach rechts vor das geheimnisvolle Portal der Witzenhöhle trägt, das sich in ein graues Felsental schmiegt. Die vor der Höhle liegenden Felsen scheinen den breiten Eingang vor neugierigen Blicken verbergen zu wollen.
Mit ihrer großen Halle zählt die Witzenhöhle zu den geräumigsten Hohlräumen der Fränkischen Schweiz. Swantowith, der vierköpfige Kriegsgott der Wenden, wurde hier verehrt und stand für den Namen der Höhle Pate. Sicher durften in der vorderen, gut 30 Meter langen Halle, noch die gewöhnlichen Gläubigen verharren, während die wendischen Priester Swantowith in der dritten, deutlich kleineren Halle Opfer darbrachten. Dafür nutzten sie einen großen rechteckigen Stein, der auch heute noch als Altar bezeichnet wird. Ob dem vierköpfigen Gott, den die Wenden zuweilen auch als Orakel anriefen, hier auch Menschen geopfert wurden, weiß man heute nicht mehr. Vermutlich handelte es sich dabei doch eher um die wild ausgeschmückten Schauermärchen und die Propaganda der christlichen Priester, die mit den Franken im sechsten Jahrhundert in die Fränkische Schweiz kamen um die heidnischen Bewohner zu missionieren. Bekannt ist, dass die Priester Swantowith Wein und Honig darbrachten und die Feiern zu Ehren des Gottes in wilde Trinkgelage ausarteten. Ebenso wichtig wie die Opfergaben selbst war das Ritual, dass die Priester dabei einzuhalten hatten. Denn sie betraten die Opferhalle nicht durch den großen Zugang, über den ihr gekommen seid. Stattdessen gelangten sie auf einem, heute verschütteten Weg, der von der Oswaldhöhle durch die Wundershöhle führt, in die Witzenhöhle. Zuvor wuschen sie sich in der Oswaldhöhle rituell mit dem, in den dort vorhandenen Sinterbecken stehenden, Höhlenwasser. Während der Darbringung der Opfer mussten sie die Luft anhalten und durften im Angesicht ihres Gottes nicht atmen. Neben dem Altar steht auch heute noch eine Tropfsteinsäule. Sie soll einst der Standfuß einer beeindruckenden Swantowith-Statue gewesen sein. Die christlichen Priester, die ihren neuen Glauben, durchaus mit dem Nachdruck der waffenstarrenden fränkischen Panzerreiter, erfolgreich eingeführt hatten, sollen die Witzenhöhle als eine der letzten Bastionen des alten Glaubens schließlich gefunden, die Götzenstatue zerstört und den altbekannten Zugang verschüttet haben.
Vorbei an der Wundershöhle in die Oswaldhöhle
Von der Witzenhöhle kehrt ihr zu der, mit Geländer gesicherten, Treppe zurück. Für euren Abstecher zur Wunders- und Oswaldhöhle steigt ihr auf engen Stufen hinab und erreicht scharf rechts den mauslochförmigen Eingang zur Wundershöhle. Gefunden hat sie vor gut 250 Jahren der Muggendorfer Höhleninspektor Johann Georg Wunder. Durch den niedrigen Eingang lässt sich die Höhle auf allen Vieren bekriechen und erkunden. Wer lieber aufrecht auf Erkundungstour geht, dem sei das, sich nur ein paar Meter weiter öffnende Portal der 60 Meter langen Oswaldhöhle empfohlen. Hier müssen erwachsene Besucher nur an einer Stelle kurz den Kopf einziehen. Das Besondere an der Oswaldhöhle ist, dass es sich dabei um eine Durchgangshöhle handelt, durch die der Heinrich-Uhl-Weg führt. Wer mit lichtstarken Taschenlampen ausgestattet ist, findet an der Decke jede Menge schöner Höhlengebilde. Besonders auffallend ist das Bild eines großen, weißen Adlers über dem Durchgang im großen Saal der Höhle. Er ist das Überbleibsel eines Jugendfilms, der vor einigen Jahren hier und an anderen spektakulären Orten in der Fränkischen Schweiz gedreht wurde.
Lohnenswert ist auch, kurz bevor ihr das gegenseitige Portal passiert, ein Ausflug scharf nach rechts in einen kleineren Raum, an dessen Rückseite euch eine wahre Sinterkaskade erwartet.
Im Dreißigjährigen Krieg flüchteten sich die Bewohner der Gegend vor der wütenden Soldateska aus dem Wiesenttal auf den Hohlen Berg und in diese Höhle. Nun ist auch klar, wie der Hohle Berg zu seinem Namen kam. Mit einem derart weitverzweigten Höhlensystem, wie es Witzen-, Wunders- und Oswalhöhle bilden, darf man den Berg zurecht als ausgehöhlt bezeichnen. Der Name der Oswaldhöhle geht übrigens auf einen, in dem Roman „Heinrich von Neideck“ genannten Einsiedler gleichen Namens zurück, der hier oben sein einsames Dasein fristete.
Wer die Oswaldhöhle im Winter besucht, hat die Chance wunderschöne Eisstalagmiten an deren Boden vorzufinden.
Ebenso prachtvoll wie der Innenraum ist der Blick von außen auf das Portal der Oswaldhöhle.
Über den Felsensteig zurück zum Parkplatz
Von der Oswaldhöhle kehrt ihr zur bekannten Treppe zurück und steigt auf dieser wieder hinauf. Oben angekommen, biegt ihr nach links zu einer herrlich platzierten Bank ab.
Deren Rückseite ziert das Braune Kreuz auf Weißem Grund, dem ihr links vorbei an der Bank auf den schmalen und felsigen Pfad des Felsensteigs folgt. Hier wird es noch einmal richtig spannend. Achtet auf euren Tritt und genießt die prachtvollen Ausblicke, die sich euch von hier oben alle paar Meter bieten. Ein wahres Fest für naturbegeisterte Wanderer.
Zuletzt trägt euch das Braune Kreuz wieder an die Kreuzung, von der aus ihr zu Beginn der Tour nach links auf den Mehlbeerensteig gelangt seid. Dieses mal biegt ihr scharf rechts und bei der nächsten Weggabelung nach links unten, zum Parkplatz hin, ab, den ihr binnen weniger Minuten erreicht und dort diese kurze Wanderung beendet.
Hoffentlich ist es uns gelungen euer Interesse zu wecken. Wenn ja, wünschen wir euch schon jetzt …
Viele Späße beim Entdecken!
Die 3 Pavels
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