Von Rupprechtstegen über den Harnbacher Wasserfall hinauf zur Burg Hohenstein
Die Burg Hohenstein im Nürnberger Land gehört zu den absoluten Highlights unter den Sehenswürdigkeiten in Mittelfranken. Die liebevoll sanierte Burg präsentiert sich mit ihrer grandiosen Aussicht, den immer wieder wechselnden Kunstausstellungen und dem herrlichen Kräutergarten mit Wild-, Gewürz- und Heilpflanzen aus der Umgebung als lohnendes Ausflugs- und Wanderziel. Auf dieser Wanderung macht Ihr Euch aus dem Pegnitztal an den Aufstieg und passiert dabei einen unserer absoluten Lieblingsorte – den märchenhaften Harnbacher Wasserfall.
Von Rupprechtstegen führt Euer Weg mit dem Roten X des Alb-Quer-Wegs nach Westen, entlang der Pegnitz, zur Harnbacher Mühle. Von der Harnbacher Mühle folgt Ihr dem Paul-Pfinzing-Weg mit moderater, dafür sehr langer Steigung hinauf zur Burg Hohenstein. Im berühmten Windbeutel-Kaffee unterhalb der Burg könnt Ihr Euch stärken und auf dem Rückweg, der mit dem Roten X des Alb-Quer-Wegs größtenteils sanft bergab führt, entspannen.
Highlights:
Spielplatz in Rupprechtstegen
Harnbacher Wasserfall
Burg Hohenstein
Windbeutelcafé Hohensteiner Hof
Andreaskirche
Ankatal
Eckdaten:
Länge: 12,9 km
Höhenmeter: 325 Hm
Dauer: Fit 3 Stunden / Normal 3-4 Stunden / Kids 4-5 Stunden
Schatten/Sonne: Schattige Wald- und sonnige Feldpassagen wechseln sich ausgeglichen ab
Start-/Endpunkt: Wanderparkplatz Ankatal am östlichen Ortsrand von Rupprechtstegen
Festes Schuhwerk: Ja
Buggy: Möglich
Alter: ab 6 Jahren
Link zum Nachwandern:
Die Karte:
Anfahrtsbeschreibung:
Von Nürnberg kommend fahrt Ihr auf der B 14 bis nach Hohenstadt. Im Ort biegt Ihr rechts ins Pegnitztal (Richtung Neuhaus/Pegnitz) ab. Von Hohenstadt kommend durchquert Ihr Alfalter und Düsselbach. Ihr fahrt immer geradeaus und gelangt nach Rupprechtstegen, das Ihr durchquert. Am Ortsende erreicht Ihr den Wanderparkplatz Ankatal, der etwa 20 PKWs Platz bietet.
Ihr steigt aus dem Auto aus und Euer Blick fällt direkt auf den gewaltigen Kletterfelsen, der gegenüber am Hang empor ragt.
Zum Harnbacher Wasserfall:
Euer Weg beginnt auf dem Wanderparkplatz am östlichen Ortsausgang in Rupprechtstegen. Von hier aus überquert Ihr die Pegnitz und folgt dem Alb-Quer-Weg mit dem Wanderzeichen Rotes X nach rechts. Auf ebenem Schotterweg flaniert Ihr entlang des Pegnitzufers. Der beruhigende Fluss der Pegnitz, dazu das entspannte Voranschreiten sorgen schon nach wenigen Metern dafür, dass der Alltagsstress Stück für Stück von Euch abfällt.
Vielleicht habt Ihr Glück und erhascht einen Blick auf die hier lebende Schwanenfamilie. Wir durften diese bei der regelmäßigen Wiederholung dieser Tour vom Gelege an begleiten. Wobei Papa-Schwan in der Brutzeit gegenüber allzu neugierigen Wanderern, die sich zu nah ans Wasser wagten, durchaus skeptisch bis feindselig reagierte ;-)
Während der mit dem Roten X markierte Alb-Quer-Weg bald durch eine lange Bahnunterführung nach links abbiegt, folgt Ihr weiter der Uferpromenade.
Schon bald erreicht Ihr den Spielplatz von Rupprechtstegen, unterhalb des „Rastwaggons Rupprechtstegen“, einem außergewöhnlichen und charmanten Lokal. Dieser Spielplatz, direkt am Ufer der Pegnitz gelegen, lädt zu einer kurzen Spiel- und Verweilpause ein. Diese Rastmöglichkeit unterstreicht den entspannenden Charakter dieser Wanderung. Auch weiterhin wird Euch so manches Highlight geboten, das auch einen zweiten oder sogar dritten Blick wert ist.
Nach dem Spielplatz überquert Ihr die Brücke nach rechts und biegt dann nach links in den Mühlenweg ein. Zuerst auf Asphalt, dann wieder auf Schotterweg wandert Ihr weiter entlang der Pegnitz. Im Frühling, wenn auf den Wiesen des Pegnitzgrunds tausende von Pusteblumen wachsen, lieben Kinder es durch die Wiesen zu rennen und wahre Wirbelstürme an Pusteblumen-Fallschirmen zu entfachen. Wenn dann dazu der Wind den Blütenstaub verteilt, ist der Frühlingszauber geradezu perfekt.
Im Herbst locken die vielen verschiedenen Grüntöne und bald die bunten Farben, die den Wald an den Hängen Stück für Stück erobern. Ihr wandert nun bis zur Harnbacher Mühle auf dem Heiner-Treuheit-Weg. Links über Euch erkennt Ihr schon bald die Türme und die gewaltigen Felsen des alten Steinbruchs.
Noch ein Stück weiter und Ihr erreicht rechter Hand die Harnbacher Mühle. In liebevoller Handarbeit gefertigte Schmuckstücke zieren die Beete am Wegesrand. Hier funkelndes Glas, dort kunstvoll gebogener Draht. Mit jedem Blick entdeckt Ihr etwas Neues. Schon bald wird klar, die Harnbacher Mühle ist keine normal genutzte Mühle. Vielmehr handelt es sich hierbei um einen Ort der Inklusion. Hier wird Menschen mit und ohne Behinderung ermöglicht die Natur in vollen Zügen zu genießen. Paradiesich anmutende, kleine Wasserläufe und Kaskaden.
Wasserräder und Brückchen, eine Holzhängematte und jede Menge Hütten und Zelte versetzen den verzückten Besucher in eine andere Welt.
Was hier mit Hingabe geschaffen wurde, verdient größte Anerkennung. Ein kurzer und verstohlener Blick ist sicher gestattet. Doch gilt auch hier, wie an allen anderen wundervollen Orten: Leave nothing but footprints!
An der Harnbacher Mühle findet Ihr bereits einen Wegweiser mit der Aufschrift „Wasserfall“. Diesem folgt Ihr auf dem Paul-Pfinzing-Weg nach oben in ein idyllisches Tal. Der Harnbach fließt munter entlang Eures Weges und funkelt golden in der Sonne. Was für ein schöner Ort. Spätestens hier findet jeder Besucher die Ruhe, die er in der freien Natur sucht. Der Schritt wird gemächlicher. Die Blicke schweifen über den Weg und die Umgebung. Gespräche verstummen und weichen einer ausgeglichenen Stille und Ruhe.
Nach einer Weile mischt sich in das Gemurmel des Harnbaches ein stetig anschwellendes Rauschen. Ihr nähert Euch dem unteren Harnbacher Wasserfall. An einem Rastplatz führt ein hölzerner Steg nach rechts hinüber zu diesem fantastischen Naturschauspiel, das in Mittelfranken seinesgleichen sucht. Denn Wasserfälle sind hier wirklich selten. Zwar gibt es am Fuß des nahe gelegenen Moritzberges den Klingenden Wasserfall. Doch glänzt dieser, vor allem in den Sommermonaten, durch die nahezu vollkommene Abstinenz fließenden Wassers. Den Harnbacher Wasserfall hingegen haben wir bisher immer munter rauschend vorgefunden. Mag sein, dass wir einfach Glück hatten. Doch unabhängig davon, ob wir diesen Ort im Frühling, Sommer, Herbst oder Winter besuchten, jedes Mal stürzte hier das Wasser über die Kaskaden hinab.
Eine Bank lädt zum Verweilen und Genießen ein. Sofern es der Besucherandrang gestattet – hierfür empfiehlt sich ein Besuch an einem Wochentag – solltet Ihr Euch die Zeit nehmen und die hier ungebremst wirkende Kraft der Natur genussvoll in Euch aufsaugen.
Zur Burg Hohenstein
Vom unteren Harnbacher Wasserfall führt Euch der Paul-Pfinzing-Weg zur historischen Griesmühle, deren klassisches Fachwerk beeindruckt. Auf der Rückseite des vorderen Gebäudes findet Ihr erneut einen bemoosten Wasserlauf.
Hinter der Griesmühle geht es schließlich bergauf. Mit gleichbleibender Steigung trägt Euch der Paul-Pfinzing-Weg nun hinauf nach Treuf. Dort findet Ihr das Hofcafe und Gasthaus Braun, das für seine hervorragende Küche bekannt ist. Der Paul-Pfinzing-Weg führt Euch auf Asphalt durch den Ort und den Hang hinauf. Bald zweigt Ihr mit dem Wanderzeichen des Paul-Pfinzing-Wegs nach rechts in einen Schotterweg ab, der Euch recht steil durch ein Waldstück und hinauf auf die Ebene führt. Nach einer Weile thront vor Euch die Burg Hohenstein erhaben auf dem gleichnamigen Fels.
Ihr wandert in den Ort hinein und, der Beschilderung folgend, hinauf zur Burg. Hier gibt es richtig viel zu entdecken. Besonders entzückend ist der vielfältige Kräutergarten vor und im Innenhof der Burg. Für den Einlass wird eine geringe Gebühr erhoben. Doch dafür stehen Euch im Innenbereich alle Türen offen und Ihr könnt diesen wunderbar restaurierten Ort genauestens erkunden und kennenlernen. Im Pallas führt eine Holztreppe bis ins Dachgebälk und zu einem Aussichtstürmchen, das Euch einen fabelhaften Rundumblick über die Region bietet.
Kleiner Tipp: Am schönsten präsentiert sich Euch die Burg Hohenstein von einem Felsvorsprung östlich der Burg, die über einen schmalen Grat, auf dem ein wenig Kraxelerfahrung von Vorteil ist, erreichbar ist.
Die Burg Hohenstein
So kühn und verwegen die Burg Hohenstein auch auf dem gleichnamigen Felsen thronen mag. So sehr uns ihre exponierte Lage mit der grandiosen Fernsicht zu romantischen und abenteuerlichen Geschichten verleiten mag, die wir uns in unseren Köpfen beim Anblick der hohen Mauern zusammenreimen. Burg Hohenstein war weder eine echte Ritter-, geschweige denn eine tollkühn verteidigte Raubritterburg. Sie wurde ausschließlich als Verwaltungsburg genutzt. Sie wurde, wie so viele Orte und Befestigungen im Zweiten Markgräfler Krieg 1553 erobert und gebrandschatzt. Doch damit enden auch schon alle spektakulären Ereignisse, die mit der Burg in Verbindung gebracht werden können. Doch sei es drum. Spektakulär steht trotzdem da. Und erinnert an alte und glorreiche Zeiten.
Auf schmalem Pfad lässt sich die Burg nach rechts umrunden und der Felsen von dessen Fuß aus bestaunen. Bevor Ihr Euch auf den Rückweg macht, lohnt sich ein Abstecher zum berühmten Hohensteiner Windbeutelcafe.
Der Rückweg mit Besuch des Ankatals und der Andreaskirche
Nachdem Ihr Euch ausreichend gestärkt habt, verlasst Ihr den Ort Hohenstein auf genau demselben Weg, über den Ihr ihn erreicht habt. Bei der ersten Gelegenheit nachdem Ihr den Ort verlassen habt, biegt Ihr mit dem Roten X des Alb-Quer-Wegs nach links ab. Der Alb-Quer-Weg wird Euch zurück nach Rupprechtstegen führen. Dabei durchquert Ihr Waldstücke, in denen sich gewaltige Felsmassive vor neugierigen Blicken verbergen, verschlafene Orte wie Kreppling und offene Felder.
Zu den märchenhaften Wäldern rund um die Burg Hohenstein mit ihren uralten und moosbewachsenen Felsen erzählt man sich in der Gegend diese alte Legende:
Das Bernlohmaigerl
Das Bernlohmaigerl geht in den Wäldern um Hohenstein seit vielen Jahren um. Es ist eine arme, verlorene Seele, die sich dem einen oder anderen Bauern oder Wanderer in verschiedenen Gestalten gezeigt hat. Mal als Dorfmädchen aus den Hersbrucker Bergen, das von einem weißen Hund begleitet wird. Ein anderes Mal in Gestalt einer wilden Zigeunerin mit tiefschwarzen Haaren, die ein Tamburin schlagend mit einem Tanzbär unterwegs sein soll. Eines Abends, die Sonne war gerade untergegangen, war ein Bauer nach einem langen Tag auf dem Feld auf dem Heimweg in den Wäldern am Fuß des Hohensteins unterwegs. Natürlich wusste er um die Schauermärchen, die sich um das Bernlohmaigerl rankten. Ganz mulmig war ihm zumute, als er mit seinem Karren immer tiefer in den Wald hinein fuhr. Und tatsächlich sah er im fahlen Mondlicht plötzlich einen weißen Hund vor seinem Ochsenkarren laufen. Und gar nicht weit davon erblickte er im gerade aufziehenden Nebel die schemenhafte Gestalt des Bernlohmaigerls. Außer sich vor Schreck wendete er den Karren und fuhr so schnell er konnte Richtung Raitenberg. Dort berichtete er von der geisterhaften Erscheinung. Die Raitenberger fassten allen Mut zusammen und machten sich mit Fackeln bewaffnet auf den Weg in den verfluchten Wald. Doch genau an der Stelle, an der der Bauer das Bernlohmaigerl gesehen haben wollte, fanden sie nur einen gewöhnlichen Busch. Noch viele Male soll das Bernlohmaigerl in den Wäldern gesehen worden sein. Niemand hat es je gewagt es anzusprechen. Bestimmt fand es aus diesem Grund bisher keine Erlösung und ist immer noch auf der Suche nach jemandem, der seine gebannte Seele endlich befreit.
Schließlich führt Euch das Rote X in das urtümliche und gewaltige Ankatal, das mit seinen hohen Felswänden und den großen Felsbrocken fasziniert.
Am Einstieg ins Ankatal empfängt Euch rechts, über einen schmalen Stichweg erreichbar, das große Portal der grün schimmernden Höhle mit dem klingenden Namen Andreaskirche. Anhand der an Kirchenfenster erinnernden Höhlenöffnungen erschließt sich dem Besucher recht schnell der Ursprung des sakralen Namens. Die Wände der Höhle wirken, als wären sie von Menschenhand bearbeitet worden. Besonders beeindruckend ist der obere Höhleneingang, in dem jede Menge gewaltiger Felsbrocken liegen.
Nun geht es hinein in das tief - inmitten hoch aufragender Felswände - gelegene Ankatal. So mancher Waldgeist beobachtet Euch neugierig vom Wegesrand aus. Die Vielfalt an Felsgestalten sowie Flora und Fauna an diesem geheimnisvollen Ort kann nur als überbordend bezeichnet werden. Von allen Seiten strömen Unmengen an Eindrücken auf Euch ein und nehmen Euch regelrecht gefangen. Wieder verlangsamen sich die Schritte. Und wieder kehrt diese entspannte Ruhe ein, die nur die gewaltige Kraft der Natur bewirken kann. Das Ankatal ist ein echter Kraftort. Ein Ort der natürlichen Magie und der wilden Schönheit.
Am Ende des Tals erwartet Euch, sozusagen zum krönenden Abschluss, die majestätische Ankatal-Kletterwand, die senkrecht in den Himmel ragt und Euch schließlich mit ihren deutlich sanfteren Ausläufern wieder Richtung des nahen Wanderparkplatzes verabschiedet.
Eine unserer absoluten Lieblingswanderungen. Voller magischer und geheimnisvoller Orte. Eine Wanderungen, die alles beinhaltet, was das Wanderherz höher schlagen lässt. Märchenhafte Wälder, gewaltige Felsen, eine alte Burg und sogar einen Wasserfall. Was will man mehr. Und das alles auf bequemen Wegen mit meist moderaten Steigungen.
Hoffentlich ist es uns gelungen Euer Interesse zu wecken. Wenn ja, wünschen wir Euch schon jetzt …
Viele Späße beim Entdecken!
Die 3 Pavels
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