Von Kainsbach um den Happurger Stausee
Blick vom Jungfernsprung auf den Happurger Stausee und den Hohlen Fels |
Bei
herrlichstem Frühlingswetter verschlug es uns an die Gestade des
weithin bekannten Happurger Stausees im Nürnberger Land. Doch nicht
einfach an die Uferpromenade. Neeneenee, wir haben bei der Gelegenheit
gleich mal zwei der um den Stausee befindlichen Gipfel mitgenommen.
Dabei durften wir gleich mehrere Sehenswürdigkeiten bestaunen.
Angefangen bei der Kalktuffterrasse bei Kainsbach – einer
Miniaturausgabe der Sinterterrassen der Lillach, über den grandiosen
Aussichtsfelsen mit dem klingenden Namen Jungfernsprung, das
trockengelegte Oberbecken des Happurger Stausees, der Happurger
Stausee selbst, das KZ-Mahnmal Förrenbach bis hin zur Burgruine
Reicheneck.
Zuerst
einmal zur Anfahrtsbeschreibung:
Von
Nürnberg kommend fahrt Ihr auf der B14 Richtung
Amberg/Lauterhofen/Happurg. Ihr verlasst die B14 bei Happurg und
fahrt am am Happurger Stausee entlang. Am Ende des Sees biegt Ihr
rechts nach Kainsbach ab. Auf der Schupfer Straße fahrt Ihr in den
Ort hinein. Nach etwa 140 Metern biegt Ihr rechts auf in Am Kirchberg
ab. Nach der Kirche fahrt Ihr weiter nach unten und erreicht das
Feuerwehrhaus und den dazugehörigen Parkplatz, der mehreren PKW's
Platz bietet. Direkt daneben liegt übrigens ein Kinderspielplatz.
Zu
den Kalktuffterrassen bei Kainsbach
Ihr
startet in Kainsbach auf dem Parkplatz am Feuerwehrhaus auf der
Straße „Am Kirchberg“ unterhalb der St. Stephanuskirche. Vom
Parkplatz geht Ihr ein paar Meter nach Westen und biegt dann nach
rechts in die Dorfstraße ein. Nach etwa 50 Metern biegt Ihr mit dem
Steinbühlweg nach links ab. An seinem Ende geht der Steinbühlweg in
einen Schotterweg über, auf dem Ihr den Ort verlasst und bergauf
wandert. Dieser Weg trägt Euch immer weiter den Hang hinauf. Zunächst zwischen Feldern hindurch, von wo sich Euch eines Eurer heutigen Ziele
in all seiner Pracht präsentiert – der Aussichtsfelsen
Jungfernsprung.
Am Waldrand angekommen, windet sich der Schotterweg
in den Wald hinein und vorbei an einem kleine "Lost Place".
Bald führt Euch der Weg zum ersten Höhepunkt
Eurer Tour – die Kalktuffterrassen bei Kainsbach.
In
moosbewachsenen Kaskaden fließt das Wasser einer, nur ein paar Meter
höher gelegenen, Quelle munter und quirlig hinab, bildet kleine
Wasserfälle und Strudel, bevor es sich mit einem gar nicht
unbeträchtlichen Rauschen hinunter ins Tal Bahn bricht.
Zum
Jungfernsprung
Hier
an dieser Miniaturausgabe größerer Sinterterrassengeschwister könnt
Ihr neue Kräfte sammeln und währenddessen das Spiel des Wassers
bestaunen, bevor Ihr mit dem Wanderzeichen Roter Strich auf Gelbem
Grund nach links weiter dem Gipfel des Deckersbergs entgegen steigt.
Dieser Anstieg hat es ganz schön in sich. Da werden die weißen
Blutkörperchen und damit das Immunsystem ganz schön in Wallung
gebracht. Doch dann erreicht Ihr das Plateau. Ihr biegt mit dem
Rotstrich auf Gelbem Grund nach rechts ab. Auf diesem besonders
schönen Wegstück flankieren jetzt im Frühling regelrechte Teppiche
von Buschwindröschen Euren Weg und geleiten Euch zielsicher auf den
Aussichtsfelsen Jungfernsprung.
Eine Alte Sage erzählt, wie der
imposante Felsen zu seinem klingenden Namen kam.
Der
Jungfernsprung
Als
der 30-jährige Krieg über die Deutschen Ländereien hinwegfegte und
die Felder und Flure mal von der katholischen, mal von der
protestantischen Soldateska verheert wurden, wurde auch das nahe
gelegene Hersbruck erobert und geplündert. Doch weil die Vorräte
der Stadt schon bald aufgebraucht waren, durchstreiften die hungrigen
Söldner alsbald auch das Hersbrucker Umland. Der jahrelange Krieg,
das viele Hauen und Stechen, der immer wiederkehrende Verlust treuer
Freunde und Familienmitglieder hatte die Soldaten abgestumpft und
ihnen jedes Mitleid genommen. So kam es, dass, als sich zwei dieser
Plünderer auf ihrer Jagd am Deckersberg durchs Gebüsch kämpften,
sie ein Bauernmädchen beim Beeren Pflücken entdeckten und in ihrer
Wollust über sie herfallen wollten. Schon hatten sie das unschuldige
Kind gepackt, da gelang es ihr sich loszureißen und davon zu rennen.
Die wilde Hetzjagd ging über den gesamten Deckersberg. Ein ums
andere Mal hatten die beiden Wüstlinge das Mädchen schon fast
erwischt. Da schlug sie erneut einen Haken und entkam. Doch
schließlich trieben die Soldaten das Kind auf eben jenem gewaltigen
Felsvorsprung in die Enge. Vor sich die gierigen und wüst
schnaubenden Söldner, im Nacken den todbringenden Abgrund. So
entschied sich das Mädchen für den Sprung ins Ungewisse. Doch oh
Wunder, ihr sich beim Sprung aufplusterndes Kleid verfing sich in den
Baumkronen der unterhalb des Felsens aufragenden Bäume. Ein Ast nach
dem anderen gab sanft nach und so wurde sie Stück für Stück dem
weichen und rettenden Waldboden entgegengetragen. Der Vater des
Bauernmädchens jedoch hatte das Geschehene aus der Ferne
angsterfüllt beobachtet und war seinem Kind zur Rettung geeilt. In
heiliger Wut erschlug er nun einen der beiden Angreifer mit seinem
Dreschflegel und jagte den anderen wutentbrannt in die Flucht. Seit
diesem denkwürdigen Tag trägt der Felsen den Namen
Jungfernsprung.
Vom
Jungfernsprung habt Ihr einen fabelhaften Blick hinunter auf den
Happurger Stausee und die darüber gelegene Houbirg mit dem
Steinernen Gasserl und dem Hohlen Felsen. Weiter rechts erkennt Ihr
den Felsen des Förrenbachhauses. Links könnt Ihr die Geißkirche
hoch über Hohenstadt erkennen.
Zum
Oberbecken des Happurger Stausees
Wenn
Ihr auf der Bank genug neue Kräfte getankt und den herrlichen
Ausblick ausgiebig genossen habt, folgt Ihr weiter dem Rotstrich auf
Gelbem Grund. Dieses Wanderzeichen wird auch von dem Zeichen des
800HMR-Wegs flankiert. Haltet Euch nun an dieses Zeichen. Der
800HMR-Weg zweigt bald nach rechts ab und führt Euch, vorbei an der
UKW-Anlage Happurg zum Oberbecken des Happurger Stausees. Was für
ein ungewohnter Anblick. Das Becken ist komplett trockengelegt. Seit
Wassereinbrüchen ist die Kraftwerkfunktion seit Januar 2011 außer
Betrieb. Die Sanierungsarbeiten wurden seitdem immer wieder
verschoben. Und so ist das trockene Oberbecken auch im Frühjahr 2020
eine besondere Sehenswürdigkeit.
Ungefähr
250 Meter flaniert Ihr nun am Ufer des Beckens entlang. Auch von hier
bietet sich Euch nach rechts ein toller Blick.
Zum
Happurger Stausee
Ein
kleines Stück nach der imposanten Krananlage biegt Ihr mit der
Treppe nach rechts unten ab. Hier stoßt Ihr wieder auf den Rotstrich
auf Gelbem Grund. Diesem folgt Ihr zuerst nach links und dann nach
rechts durch den Wald den Hang hinunter Richtung Happurg. Wenn Ihr,
schon fast unten angekommen, aus dem Wald tretet und rechts eine
Freifläche erblickt, verlasst Ihr den Rotstrich auf Gelbem Grund,
der Euch weiter geradeaus führen würde, und biegt ohne
Wanderzeichen leicht rechts ab. Nun wandert Ihr über die
Schupsersried hinunter zur Bergstraße, folgt dieser nach rechts und
überquert unten die Landstraße. Dahinter geht es, entlang eines
Bächleins hinunter zum E-Werk. Ganz schön beeindruckend, diese
Anlage. Am E-Werk vorbei führt Euch ein romantischer Weg zu einem
Wehr, das Ihr überquert und danach rechts zum Stausee abbiegt.
Nun
geht Ihr ein ganzes Stück bequem am Ufer des Happurger Stausees
entlang.
Herrlich der Blick hinauf zum Hohlen Fels der Houbirg.
Dieser diente bereits in der Altsteinzeit als Siedlungsplatz. Wer schon
einmal dort oben war, kann die Entscheidung sich dort niederzulassen
sicher genauso gut nachvollziehen wie wir. Doch nicht nur in der Steinzeit wurde dort oben gesiedelt. Auf der Houbirg befand sich auch eine der größten Keltensiedlungen der Region. Ihr habt dort oben sogar die Möglichkeit auf dem alten Burgwall zu wandern. Und noch ein spannendes Detail: Auf der Houbirg soll Attila, der Hunnenkönig seine letzte Ruhe gefunden haben. Dazu gibt es folgende alte Sage:
Etzels
Grab
Die
Nacht war schwarz und still. Kein Lüftchen regte sich. Und die
Sterne lagen in Wolkenschleiern. Nur von der Houbirg her drang ein
leises dumpfes Murmeln vieler Männerstimmen ins Tal hinunter. Und
dazwischen konnte man das Klirren von eisernen Geräten, von Hacken,
von Meißel und von Schaufeln hören. Dort oben war ein ganzes Volk
in Bewegung - das Volk der Hunnen. Der Schrecken aller Menschen, das
wie ein Sturm über das Land fegte und alles zerstörte, was auf
seinem Weg lag. Heute aber war es nicht Waffenlärm, nicht
Kampfgeschrei, nicht Schwertergeklirr. Heute lag tiefe Trauer und
Wehmut über dem Volk. Sein König Etzel, auch Attila genannt, war
tot. Der große Attila, der Abgott ihres Glaubens, der mächtige
Weltbezwinger, der sie von Sieg zu Sieg geführt hatte, war tot. In
aller Stille begrub das Volk seinen König. Die Männer senkten
seinen Leichnam tief in den Boden, füllten das Grab mit Erde auf und
glätteten sie im weiten Rund, damit kein Feind diese Stelle finden
und die Ruhe des Königs stören konnte. Kein Zeichen, kein Stein,
kein Mal sollte einen Hinweis auf das Grab geben. Dann stellten sie
sich in einem großen Bogen auf. Kopf an Kopf. Und sie gruben und
schaufelten und warfen Steine und Erde zu einem riesigen Wall auf,
eine mächtige Schanze, die zur Friedhofsmauer wurde. Sie arbeiteten
bis zum Morgengrauen. Dann verließen sie wortlos den Platz und zogen
weiter. Wohin? Das weiß niemand. Seitdem sind eineinhalbtausend
Jahre vergangen. Noch heute umschließt die riesige Hunnenschanze in
weitem Bogen das einsame Grab der Gottesgeißel Attila. Noch heute
ruhen seine Gebeine tief im Schoß des Berges. Manch einer hat seine
Ruhestätte gesucht und mit Schaufel und Spaten den Boden umgegraben.
Der König soll ja unermessliche Schätze mitbekommen haben. Doch
keiner hat auch nur eine Spur gefunden. Zu tief hat das Volk seinen
König zum ewigen Schlaf in den Berg versenkt. So tief, dass ihn auch
Geldgier und Habsucht nicht erreichen können.
*entnommen
dem Buch „Sagen Legenden Geschichten aus Mittelfranken“ von
Alfred Kriegelstein
Zum
KZ-Mahnmal
Der
Weg macht ein Kurve, überquert eine Brücke und dann heißt es
aufpassen. Haltet Ausschau nach dem Wanderzeichen Rotkreuz. Es biegt
auf einem schmalen, sehr unscheinbaren Pfad nach links ab. Vom
Uferweg aus seht Ihr es ab einem befestigten Rinnsal, das vom Hang
Wasser in den See trägt, links über Euch. Ihr folgt dem Rotkreuz
nach oben zur Straße, geht ein paar Meter nach links an ihr entlang,
und überquert sie an dem Steinernen Wegweiser zum KZ-Mahnmal
Förrenbach.
Das Rotkreuz kennzeichnet den Pfalzgrafenweg, der Euch
nun erst einmal zum KZ-Mahnmal führt.
Hier
rings um Hersbruck erinnern einige Mahnmale an die schreckliche
Vergangenheit der Doggererstollen bei Happurg. Im April 1944 begannen
an der Houbirg die Bauarbeiten an riesigen Stollen, in denen,
geschützt vor Alliierten Fliegerangriffen, BMW-Flugzeugmotoren
produziert werden sollten. Das Hersbrucker Arbeitslager wurde für
2.000 Gefangene geplant. Bis zu 9.500 Gefangene wurden hier jedoch
untergebracht. Zu welchen hygienischen Zuständen das führte, kann
man sich heute nur schwer vorstellen. Jeden Tag wurden die Gefangenen
zu Ihrer Arbeitsstätte an den Hängen der Houbirg gebracht. Unter
der Anleitung deutscher Bergleute gruben sie Stollen um Stollen in
den Berg. Unter den unmenschlichen Arbeitsbedingungen, die hier
vorherrschten, starben dabei ungefähr 2640 der zur Fronarbeit
gezwungenen Insassen. Als die Kapazitäten des heute auf dem Grund
des Happurger Stausees gelegenen Krematoriums nicht mehr ausreichten,
wurden nahe der Orte Schupf und Hubmersberg riesige Leichenberge aufgetürmt
und unter freiem Himmel verbrannt. Auch das ist Geschichte.
Zur
Burgruine Reicheneck
Vom
KZ-Mahnmal geht Ihr nach links und folgt weiter dem Rotkreuz. Es
trägt Euch durch einen wunderschönen Wald hinauf nach Reicheneck.
Dort
folgt Ihr erneut dem Rotstrich auf Gelbem Grund zuerst einer scharfen
Kurve rechts den Berg hinunter. In der zweiten scharfen Kurve, die
nach links führt, schaut Euch doch mal das linke Haus etwas genauer
an. Dabei handelt es sich nämlich nicht nur um ein altes Steinhaus.
Dies ist das ehemalig äußere Torhaus der Burg Reicheneck.
Erstmals
erwähnt wird die Burg Reicheneck im Jahr 1238. Im Jahr 1398 wurde
sie von den Nürnbergern erobert. Auf Befehl König Wenzels – ja,
der vom Laufer Wenzelschloß ;-) - wurde die Burg Reicheneck
niedergebrannt. Neben dem ehemaligen Torhaus könnt Ihr noch ein paar
Mauerreste bewundern.
Von
der Burg Reicheneck folgt Ihr dem Rotstrich auf Gelbem Grund einfach
hinunter nach Kainsbach und weiter zum Hirtenweg, der in den
Steinbühlweg mündet, von dem Ihr nach links zurück zum Parkplatz
am Feuerwehrhaus abbiegt.
Das
Schöne an dieser Tour ist, dass Ihr den forderndsten Anstieg gleich
zu Beginn meistert. Ist der Deckersberg erst einmal bezwungen, ist
der Rest ganz leicht. Die Wege sind meist bequem zu bewandern.
Abgesehen von dem Stück den Deckersberg hinunter nach Happurg ist
auch alles gut mit dem Buggy zu bewältigen. Und mit nicht einmal
ganz 10 km ist die Tour auch für Kinder ab 8 Jahren gut geeignet.
Die verstehen dann unter Umständen auch schon ein wenig, behutsames
Erklären vorausgesetzt, was es mit dem KZ-Mahnmal auf sich hat. Und
der Spielplatz am Anfang und Ende der Wanderung ist natürlich auch
noch mal ein ordentlicher Pluspunkt.
Hoffentlich
ist es uns gelungen Euer Interesse zu wecken. Wenn ja, wünschen wir
Euch schon jetzt …
Viele
Späße beim Entdecken!
Die
3 Pavels
Länge: 9,7 km
Höhenmeter: 350 Hm
Dauer: 3-4 Stunden
Buggy: ja, wenn er geländegängig ist
Festes Schuhwerk: Ja
Einkehrmöglichkeit: Glücksmühle Happurg
Einkehrmöglichkeit: Glücksmühle Happurg
Alter: ab 8 Jahren
Highlights: die Kalktuffterrassen bei Kainsbach, Aussichtsfelsen Jungfernsprung, Happurger Stausee, Burg Reicheneck
Hier noch der Link zum Nachwandern:
https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/nuernberger-land/happurger-stausee-mit-deckersberg-und-hirschsprung/128635655/
Und natürlich noch die Karte:
Hier noch der Link zum Nachwandern:
https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/nuernberger-land/happurger-stausee-mit-deckersberg-und-hirschsprung/128635655/
Und natürlich noch die Karte:
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