Von der Klosterruine Gnadenberg zur Ruine der Haimburg




Nur ein paar Autominuten von Altdorf bei Nürnberg entfernt liegt in dem Ort Gnadenberg die gleichnamige, faszinierende Klosterruine. Sie ist der Ausgangspunkt für eine schöne Halbtageswanderung. Mit 13 km und 300 Höhenmetern strengt diese Tour nicht zu sehr an und belohnt dafür, vor allem in der zweiten Hälfte, mit stillen und wunderschönen Wegstücken.

Kurzbeschreibung:
Vom Parkplatz der Klosterruine lässt es sich bequem ins Tal der Schwarzach hinunter schlendern. Dort wandert Ihr, vorbei an der Klostermühle auf dem 5-Täler-Wanderweg hinüber und hinauf nach Haimburg, wo Ihr auf dem Burgberg einen Blick auf die Ruine der Haimburg werfen könnt. Das Betreten der Burganlage selbst ist zwar nicht gestattet. Dafür ist die Einsturzgefahr zu groß. Doch schon vom Fuß der Anlage und vom gegenüberliegenden Fels bieten sich Euch tolle Eindrücke. Dann geht’s hinüber nach Sindlbach und von dort auf dem wunderschönen Jakobsweg zurück nach Gnadenberg. Abgesehen vom Großteil des Jakobswegstücks zwischen Sindlbach und Gnadenberg und dem Weg von der Haimburg hinunter nach Sindlbach wandert Ihr bei dieser Tour längere Stücke auf geteerten Wegen und Straßen. Für den einen ist so ein Weg langweilig, für den anderen komfortabel. Als wir hier unterwegs waren, waren wir über die Wegbeschaffenheit ganz froh. Denn den Großteil der Wanderung liefen wir im Regen. Da wird es auf abenteuerlichen Waldwegen durchaus mal rutschig und somit auch schnell riskant.


Nun zur Anfahrtsbeschreibung:
Von Nürnberg kommend fahrt Ihr auf der A6 Richtung Prag. Beim Autobahnkreuz Altdorf wechselt Ihr auf die A3 Richtung Passau/Regensburg. Ihr verlasst die Autobahn bei der Ausfahrt Oberölsbach und biegt rechts ab Richtung Lauterhofen/Gnadenberg. Im Kreisverkehr nehmt Ihr die zweite Ausfahrt und fahrt auf der Gnadenberger Straße nach Gnadenberg hinein. Hinter dem Ortstor erreicht Ihr die Kapellenruine und gegenüber den kostenlosen Parkplatz, der gut 8 PKW’s Platz bietet.


Die Kapellenruine Gnadenberg

Was für kraftvoller Ort. Die monumentalen Mauern, die herrlich geschwungenen, gotischen Bögen. Kein Dach, kein Fußboden. 





Wir waren kurz nach Sonnenaufgang an einem wolkenverhangenen Morgen hier. Im Zwielicht entfaltet diese Ruine ihre ganze Magie. Geradezu unheimlich ragen die hohen Wände empor. Und dann noch das mannshohe Grabmal mit dem Relief des Ritters Martin von Wildenstein, der hier einst seine letzte Ruhe finden sollte und doch bis zum heutigen Tag als Geist aus seinem Grab steigen soll. Immer wenn dies geschieht und der Geist im Ort gesehen wird, muss ein Bewohner Gnadenbergs sterben.




Das Kloster in Gnadenberg wurde als erstes Birgittenkloster Süddeutschlands 1426 gegründet.
Der Sage nach vom Pfalzgraf Johannes, der oben auf dem Eichelberg eine von 5 Sternen umkreiste Lichterscheinung wahrgenommen haben soll. Prompt entschied der Pfalzgraf den von ihm beschlossenen Klosterbau vom Fuchsberge auf den Eichelberge zu versetzen, der von diesem Tag an Gnadenberg genannt wurde.

Besonders an den Birgittenklostern war, dass hier sowohl Nonnen als auch Mönche lebten. An der Finanzierung des Baus waren mehrere Nürnberger Patrizierfamilien beteiligt. Sogar der große Albrecht Dürer wurde mit dem Gutachten des kunstvollen Dachstuhls der Klosterkirche beauftragt. Im Rahmen der Reformation in Nürnberg im 16ten Jahrhundert verlor das Kloster Gnadenberg immer mehr an Bedeutung. Im Dreißigjährigen Krieg brannten dann auch noch die protestantischen Schweden große Teile des katholischen Klosters nieder. 



 
Eine Legende besagt, dass dieses Inferno gar nicht geplant war. Tatsächlich wollten die Schweden das Kloster verschonen. Doch als die Nachhut des Schwedenheeres unterhalb von Gnadenberg das Tal durchquerte, wurde von oben herab geschossen und das Pferd eines Trompeters getötet. Als Vergeltung stürmten die Schweden den Gnadenberg und legten Feuer an das Kloster. Und noch während die Feuersbrunst wütete, erschienen darüber im Himmel erneut die 5 Sterne, die, bevor sie endgültig verschwanden, einen hellen Glanz am Himmel verteilten.

Seitdem ist Gnadenberg eine Ruine. Und was für eine. Neben Gnadenberg kennen wir in der Umgebung nur noch die Kirchenruinen Dietersberg und die Kirchenruine Zum Heiligen Baum in Arzlohe. Von diesen Dreien ist Gnadenberg mit Abstand die schönste und am besten erhaltene.

Kleines optisches Schmankerl am Rande: Das großartige Geweih an der Garage am Ende der Ruine.




Zur Klostermühle

Von der Klosterruine führt Euch Euer Weg nach Süden aus dem Ort hinaus und am Friedhof vorbei hinunter ins Schwarzachtal. Dort überquert Ihr an der alten Klostermühle die Schwarzach und biegt dahinter mit dem 5-Täler-Wanderweg nach links ab. 



 
Die Klostermühle wurde, wie das Kloster auch, im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden zerstört, doch im Gegensatz zum Kloster neu aufgebaut. Dank umfangreicher Sanierungsarbeiten wurde die Klostermühle zum Heimat- und Mühlenmuseum mitsamt kleiner Gastronomie umgebaut.

Zur Ruine Haimburg

Auf dem 5-Täler-Wanderweg gelangt Ihr, unter der Autobahn hindurch, nach Unterölsbach. Besonders aufgefallen sind uns die vielen schönen, alten Häuser und Scheunen mit den ausladenden oberen Stockwerken.

Weiter geht es auf dem 5-Täler Wanderweg nach Oberölsbach. Hier, am Gasthaus Hierl, biegt Ihr links ab und folgt dem Eurem Wanderzeichen nach rechts in den Runnerweg. Ihr kommt an einem Spielplatz vorbei und verlasst den Ort. Noch ist die Autobahn links von Euch hör- und sichtbar. Ihr wandert über breite und geteerte Flurwege. Beeindruckt haben uns in den angrenzenden Wäldchen die vielen sehr alten und knorrigen Bäume. 



 
Dann zweigt der 5-Täler-Wanderweg nach links hinauf nach Haimburg ab. Es erwartet Euch der längste Anstieg dieser Wanderung. Schön an dieser Tour ist, dass Ihr Euch bis hierhin auf etwas mehr als 3 km fast ebener Strecke schon warm gelaufen habt. Nun also der Aufstieg nach Haimburg und dort, kurz hinter der Bushaltestelle, nach rechts auf dem Burgweg hinauf zur Ruine der Haimburg. Nach etwa 150 Metern. Ihr habt das Ortsende gerade hinter Euch gelassen und die Aussicht nach rechts hinab ins Tal genossen, zweigt der Weg zur Ruine scharf links ab. 



 
Zu Beginn des Waldwegs informiert Euch ein Schild, dass das Betreten der Ruine wegen Einsturzgefahr verboten ist. Schade, doch lasst Euch nicht entmutigen. Auch vom Fuß der Burg, den Ihr schon nach wenigen hundert Metern erreicht, und vom Felsen gegenüber bekommt Ihr tolle Ansichten. 



 
Die Haimburg wurde im 13ten Jahrhundert erbaut. Es muss eine wirklich große Wehranlage gewesen sein. Überall am Fuß der Burgruine finden sich Spuren der Vorburg. Und der gewaltige Burggraben ist so tief und steil abfallend, dass er sicher auch den mutigsten Angreifer abschreckte. Und dennoch wurde die Haimburg Anfang des 16ten Jahrhunderts von den Nürnbergern und im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden niedergebrannt.

Nach Sindlbach

Euer Weg führt rechts vom Burggraben ohne Wegzeichen hinauf. Hier oben auf der der Burg gegenüberliegenden Seite fanden offenbar vor kurzem massive Forstarbeiten statt. Ein echter Weg ist hier oben nicht mehr erkennbar. Doch Ihr müsst Euch nur etwa 50 Meter durchs Unterholz schlagen. Dann erreicht Ihr schon einen Schotterweg, in den Ihr nach links einbiegt. Das Wanderzeichen ist hier der Rote Balken. Bei der nächsten Gelegenheit biegt Ihr scharf links ab und lasst Euch den Hang hinunter nach Haimburg tragen. 





Im Ort angekommen, biegt Ihr rechts ab und folgt dem Wanderzeichen Roter Punkt. Am Ortsrand stoßt Ihr auf eine Sitzgruppe, von der aus sich Euch eine wundervolle Aussicht bietet. 



 
Ihr folgt weiter dem Wanderzeichen und gelangt, vorbei an einem ganz besonderen Wegkreuz, nach Sindlbach.

Sindlbach lag im Mittelalter an der karolingischen Handelsstraße, die von Franken nach Amberg führte. Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage sollte Sindlbach einst sogar mit Mauern umgeben und zur Stadt ausgebaut werden. Auch wenn das nie geschah, stand der Ort doch unter dem Schutz der Ritter der Haimburg. Besonders schön ist, direkt am Wegesrand, der Laurentiusbrunnen mit seinen vielen Insignien. Spannend ist seine Geschichte. Gebaut wurde der Brunnen für die Weltausstellung 1878 in Paris. 1886 wurde er von der Stadt Altdorf gekauft. Dort musste er nach dem Ersten Weltkrieg einem Kriegerdenkmal weichen und wurde vom Sindlbacher Bürgermeister erworben.




Auf dem Jakobsweg zurück nach Gnadenberg

Am Laurentiusbrunnen biegt Ihr nach links ab und folgt Eurem neuen Wanderzeichen, der Jakobsmuschel, die Sindlbacher Hauptstraße hinunter, bis Ihr mit dem Wanderzeichen nach rechts in die Jakobisstraße einbiegt. Nun folgt Ihr der Jakobsmuschel nach links aus dem Ort hinaus.

Auf Eurem Rückweg nach Gnadenberg, auf dem Ihr einfach immer nur dem Jakobsweg folgt, durchquert Ihr märchenhafte Waldstücke und weitläufige Wiesen. Alles scheint einer anderen Welt entsprungen. Schon eigenartig: sobald wir auf dem Jakobsweg unterwegs sind, empfängt uns eine ganz besondere Stimmung. Alles ist irgendwie friedvoller und ruhiger. Vielleicht kommt es uns auch nur so vor. Gut tut es allemal.






Besonders schön ist die Pilgerfigur, die Euch am Kreisverkehr kurz vor dem Aufstieg zurück nach Gnadenberg empfängt. Sein Blumengruß begleitete uns die letzten Meter nach oben, wo wir noch ein letztes Mal durch die Klosterruine wandelten und die Stimmung genossen. In Gnadenberg lässt es sich im Gasthof zum Kloster übrigens sehr lecker speisen.




Hoffentlich ist es uns gelungen Euer Interesse für diese Kraft-Wanderung zu wecken. Wenn ja, wünschen wir Euch schon jetzt …

Viele Späße beim Entdecken!

Die 3 Pavels + Wanderbuddy
Länge: 12 km
Höhenmeter: 305 Hm
Dauer: 3-4 Stunden
Festes Schuhwerk: Ja
Alter: Ab 8 Jahren

Highlights: Klosterruine Gnadenberg, Klostermühle, Ruine Haimburg, Laurentiusbrunnen in Sindlbach, Jakobsweg

Und hier noch der Link zum Nachwandern:
https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/bayerischer-jura/von-der-klosterruine-gnadenberg-zur-ruine-der-haimburg/127202180/ 






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