Eine Reise in die Vergangenheit der Houbirg bei Happurg
Eine kurze Wanderung in die keltische Vergangenheit der
Houbirg hoch über dem Happurger Stausee. Denn hier oben lag
eine der größten keltischen Höhensiedlungen Süddeutschlands, die
von einem gut 4,5 km langen Ringwall umschlossen wurde. Zum
Vergleich: Die Nürnberger Stadtmauer ist 4 km lang.
Doch nun erst einmal zur Anfahrtsbeschreibung:
Von Nürnberg kommend verlasst Ihr die A9 Richtung Berlin bei der Ausfahrt Lauf/Hersbruck und fahrt dann auf der B12 Richtung Hersbruck. Am Kreisverkehr nach Reichenschwand und vor Hersbruck nehmt Ihr die erste Ausfahrt und fahrt auf der B14 Richtung Pommelsbrunn. Bei der Ausfahrt Happurg verlasst Ihr die B14 und fahrt bei der ersten Gelegenheit (bei der Tankstelle) links nach Happurg hinein. Ihr folgt der Hersbrucker straße, biegt dann links in die Grabenstraße, danach in den Höhenweg. Dort findet Ihr beim Welkriegsdenkmal, gegenüber dem Friedhof, dan der Straßenseite sicher einen Parkplatz.
Von der Parkleiste am Höhenweg aus seht Ihr, links auf einem Podest thronend, schon das große, seltsam heroische Weltkriegsdenkmal. Gut 50 Meter dahinter befindet sich die KZ Gedenkstääte Happurg. Ein modern designter und sehr informativer Platz mit
schwarzen Stelen, der, zumindest unserer Meinung nach, ohne erhobenen
Zeigefinger von dem Grauen des Dritten Reiches, seiner vollkommen
fehl geleiteten Rassenideologie und der Verrohung des Menschen
berichtet. So sollte eine Geschichtsstunde sein: Wir müssen uns
nicht schuldig dafür fühlen, was damals geschehen ist. Jedoch
dürfen wir es auch nie vergessen.
Während
wir uns die einzelnen Texte auf den Stelen durchlasen, rannte unser
Hüpfer dazwischen hin und her. Zurückblickend auf diesen Moment war
er genau das richtige Kontrastprogramm zu dem sehr ernsten Thema, das
diesen geschichtsträchtigen Ort in den Nebel des Sinnierens und der
Wehmut tauchte. Somit wurde die Tour für uns Erwachsene auch
tatsächlich zu einem Wechselbad der Gefühle. Schlussendlich siegte
im Verlauf der Wanderung in uns die Hoffnung, dass es uns selbst und
unseren Kindern in der Zukunft gelingt respekt- und rücksichtsvoll
miteinander umzugehen.
Rechts
neben dem Dokumentationsort geht es gleich den Berg hinauf. Eure
Wegzeichen sind er Grüne Punkt auf Weißem Grund und das Gelbe
„GeO“-Zeichen. An dem recht milden Wintertag, an dem wir hier
waren, begann gerade der Schnee zu tauen. Der vormals weiche
Pulverschnee wurde zu matschigem Papp, der den Aufstieg zu einem
echten Abenteuer machte. Doch auch ohne die rutschige weiße Masse
ist dieser Weg für Wanderzwerge eine gewisse Herausforderung. Festes
und bequemes Schuhwerk ist also unbedingte Pflicht.
Der
Weg führt zwischen hohen Felswänden immer weiter hinauf. Und dann
erkennt Ihr rechts schon die massiven Sandsteinwände des
Doggerwerks.
Zugemauert, nur mit einer Einflugöffnung für
Fledermäuse versehen, empfängt Euch der ehemalige Eingang zu dem
gewaltigen unterirdischen Stollen.
Davor steht eine Infotafel, die
Euch einige Geheimnisse des Stollens verrät. Wenn Ihr den alten Plan
des Stollens betrachtet, fällt Euch sicher auch die Bezeichnung
„Hunnenschlucht“ auf. Wir stellten uns die Frage „Hunnen“,
warum „Hunnen“?. Daheim recherchierten wir und haben auch was
dazu herausgefunden. Dazu weiter unten noch ein wenig mehr ;-)
Links
von dem zugemauerten ehemaligen Stolleneingang können Mutige
unterhalb der Überhänge an den Sandsteinwände entlang balancieren.
Wir waren sofort dabei, denn weiter hinten konnten wir einige
gewaltige Eiszapfen erkennen, die wir uns unbedingt aus der Nähe
ansehen wollten. Also nichts wie hinein ins Abenteuer.
Kleiner Tipp:
Wir haben immer mindestens einen Wanderstock dabei. An schmalen
Felsen- oder Klettersteigen hält unser Hüpfer sich immer an einem
Ende fest, während einer von uns das andere Ende fest umschlossen
hält. Klar, im Worst-Case-Szenario hilft das nichts. Jedoch fühlt
sich unser Bub dadurch sicherer und setzt vertrauensvoll und mutig
einen Fuß vor den anderen.
Vom
Doggerwerk geht der Waldweg in einen schmalen gewundenen Pfad über,
der Euch über einen Grat immer weiter bergauf führt. Zu guter Letzt
mündet er in einen breiten Schotterweg, in den Ihr links einbiegt.
Übrigens werdet Ihr auf Eurer Rundtour hinauf zur Houbirg von rechts
zurückkommen.
Über
den Schotterweg wandert Ihr bequemen Schrittes bergab und erreicht
ein eingezäuntes Flachdachhaus (Wasserstation?). Davor steht eine
Informationstafel zum Thema „Doggersandstein“. An dieser Stelle
wollen wir mal ausdrücklich betonen, dass nicht nur die
Wegbeschilderung, sondern auch all die Info-Tafeln auf diesem Weg
super gelungen sind.
Hier
biegt Ihr rechts ab und wandert durch eine hohle Gasse zur Houbirg
hinauf. Je weiter Ihr nach oben gelangt, desto eindrucksvoller werden
die Felsen der Steinbrüche am Hang rechts von Euch. Ihr passiert auf
diesem Weg sowohl den Alten als auch den Neuen Steinbruch der
Houbirg. Hier oben wurden auch die Wildspuren im Schnee immer
dichter. Jede Menge Rehe müssen sich hier oben tummeln. Sogar eine
Dachsspur haben wir entdeckt. Wenn Ihr Euch auch dafür interessiert,
welche Tierspuren Ihr gerade im Wald entdeckt habt, hier ist die von
der peta herausgegeben Tierspurenkarte, die Euch Sicherheit geben
soll.
Oben
auf dem Plateau angekommen, werdet Ihr von einer Tafel darüber
informiert, dass Ihr Euch an der Nordflanke der Houbirg befindet.
Darüber hinaus erfahrt Ihr viel Wissenswertes über das Plateau.
Eines jedoch nicht:
Etzels
Grab
Die
Nacht war schwarz und still. Kein Lüftchen regte sich. Und die
Sterne lagen in Wolkenschleiern. Nur von der Houbirg her drang ein
leises dumpfes Murmeln vieler Männerstimmen ins Tal hinunter. Und
dazwischen konnte man das Klirren von eisernen Geräten, von Hacken,
von Meißel und von Schaufeln hören. Dort oben war ein ganzes Volk
in Bewegung - das Volk der Hunnen. Der Schrecken aller Menschen, das
wie ein Sturm über das Land fegte und alles zerstörte, was auf
seinem Weg lag. Heute aber war es nicht Waffenlärm, nicht
Kampfgeschrei, nicht Schwertergeklirr. Heute lag tiefe Trauer und
Wehmut über dem Volk. Sein König Etzel, auch Attila genannt, war
tot. Der große Attila, der Abgott ihres Glaubens, der mächtige
Weltbezwinger, der sie von Sieg zu Sieg geführt hatte, war tot. In
aller Stille begrub das Volk seinen König. Die Männer senkten
seinen Leichnam tief in den Boden, füllten das Grab mit Erde auf und
glätteten sie im weiten Rund, damit kein Feind diese Stelle finden
und die Ruhe des Königs stören konnte. Kein Zeichen, kein Stein,
kein Mal sollte einen Hinweis auf das Grab geben. Dann stellten sie
sich in einem großen Bogen auf. Kopf an Kopf. Und sie gruben und
schaufelten und warfen Steine und Erde zu einem riesigen Wall auf,
eine mächtige Schanze, die zur Friedhofsmauer wurde. Sie arbeiteten
bis zum Morgengrauen. Dann verließen sie wortlos den Platz und zogen
weiter. Wohin? Das weiß niemand. Seitdem sind eineinhalbtausend
Jahre vergangen. Noch heute umschließt die riesige Hunnenschanze in
weitem Bogen das einsame Grab der Gottesgeißel Attila. Noch heute
ruhen seine Gebeine tief im Schoß des Berges. Manch einer hat seine
Ruhestätte gesucht und mit Schaufel und Spaten den Boden umgegraben.
Der König soll ja unermessliche Schätze mitbekommen haben. Doch
keiner hat auch nur eine Spur gefunden. Zu tief hat das Volk seinen
König zum ewigen Schlaf in den Berg versenkt. So tief, dass ihn auch
Geldgier und Habsucht nicht erreichen können.
*entnommen
dem Buch „Sagen Legenden Geschichten aus Mittelfranken“ von
Alfred Kriegelstein
Nach
dieser stimmungsvollen Geschichte geht es auf dem Plateau vorwärts.
Ihr kommt links an einem Tafeltisch vorbei. Einem eindrucksvollen
Fels, der aus dem Waldboden ragt. Und zwischen den Baumstämmen
hindurch könnt Ihr im Winter bereits das wundervolle Panorama
erahnen, dass sich Euch von hier oben am bald erreichten
Aussichtspunkt bieten wird.
Und
dann ist es soweit. Die Bäume weichen einer Lichtung und von einer
Bank aus öffnet sich vor Euch eine phantastische Aussicht hinab nach
Pommelsbrunn, bis nach Hersbruck und sogar Lauf ist noch zu erkennen.
Der perfekte Platz für eine kurze Rast inklusive der verdienten
Stärkung.
Nachdem
Ihr gerastet habt, geht Ihr den Weg einfach immer weiter bergab. Dann
dem Grünen Kreis auf Weißem Grund folgend zweimal rechts und Ihr
gelangt auf den vorhin beschrittenen Schotterweg. Von hier aus kennt
Ihr den Rückweg ja bereits. Ihr hättet auch die Möglichkeit weiter
auf dem „GeO“-Weg zu bleiben und zum Hohlen Fels zu wandern. Uns
war das bei dem matschigen Winterwetter dann doch zu weit. Dafür
konnten wir Euch hier eine 3,5 km kurze Tour vorstellen, die zum
Nachdenken anregt.
Hoffentlich
ist es uns gelungen, trotz der ernsten Passagen, Euer Interesse für
die Houbirg zu wecken. Von den Wall- und Siedlungsanlagen der alten
Kelten ist heute zwar nicht mehr viel zu sehen – außer ein paar
Unebenheiten im Boden. Dafür zieht einen besonders die jüngere
Geschichte in ihren Bann. Besonders für Schulkinder, die bereits mit
der Geschichte des Dritten Reiches konfrontiert wurden, ist der
Besuch dieses Ortes sicher informativ und spannend. Und wenn dann
noch komplett an der Houbirg entlang gewandert und der Hohle Fels
auch noch besucht wird, ist ein interessanter Tagesausflug
garantiert.
Eine
interessante Entdeckungstour wünschen Euch …
Die 3
Pavels
Länge:
3,5 km
Dauer:
1,5 – 2 Stunden
Höhenmeter:
198 Hm
Highlights:
Die Sandsteinwände beim Doggerstollen, die Steinbrüche am Hang der
Houbirg, die Aussicht vom Plateau der Houbirg, der Dokumentationsort
Happurg
Und hier noch der Link zum Nachwandern:
https://www.outdooractive.com/de/wanderung/nuernberger-land/eine-reise-in-die-vergangenheit-der-houbirg-bei-happurg/119045910/
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