Das Walberla – Der heilige Berg der Franken

 

Schon als Kind hat mich das Walberla, wie die Ehrenbürg bei uns Forchheimern der Einfachheit halber genannt wird, fasziniert. Hier oben soll einst eine der größten Keltensiedlungen der Region gestanden haben. Vor 2.500 Jahren war das gesamte Plateau dieses stattlichen Inselberges von einer mächtigen Steinmauer umgeben. Eine Rekonstruktion dieser Wehrmauer lässt sich noch bewundern und der ehemalige Wall über einen schmalen und spannenden Pfad sogar begehen. Dazu später noch mehr.

Und als ob dieser geschichtliche Hintergrund nicht schon spannend genug wäre, vereinen sich auf dem Walberla auch noch Historisches und Fantastisches.

Den alten Kelten galt das Walberla nämlich als Heimstatt der Götter. Das Walberla-Fest, das immer am ersten Sonntag im Mai gefeiert wird, soll seine Wurzeln in einem heidnischen Opferfest zu Ehren des Göttervaters Wotans haben. Heute wird es zu Ehren der Heiligen Walburga gefeiert, die einst die auf dem Walberla stehende Walburgis-Kapelle errichtet haben soll. Und das nicht alleine, sondern indem sie die auf dem Berg hausenden Hexen und Dämonen dazu gezwungen haben soll, ihr beim Bau zu helfen. Und zwar mit eben jenen Steinen und Felsbrocken, die die Dämonen vorher in ihrer Wut nach der heiligen Frau geworfen hatten. Dafür dürften diese in der Walpurgisnacht, die Nacht zum ersten Mai, auf dem berühmten Tafelberg ihr Unwesen treiben und spuken.

Nun erst einmal zur Anfahrtsbeschreibung:
Von Nürnberg kommend fahrt Ihr auf der A73 bis zur Ausfahrt Forchheim-Süd. An der ersten Kreuzung, biegt Ihr rechts ab Richtung Neunkirchen a. Br. / Pretzfeld. Ihr durchquert Gosberg und fahrt, nachdem Ihr linker Hand an einen Bahnübergang vorbeigekommen seid, rechts den Berg hinauf Richtung Wiesenthau, das Ihr ebenfalls durchquert. Nach Wiesenthau geht es ein Stück weiter bergauf und dann links hinein nach Schlaifhausen. Wenn Ihr immer geradeaus fahrt, erreicht Ihr automatisch den Wanderparkplatz. Dieser bietet, wenn rücksichtsvoll geparkt wird, gut 15 PKW’s Platz.



Ihr befindet Euch nun am Südhang der Ehrenbürg. Hier soll der unheimliche Heh-Mann sein Unwesen treiben. Einmal sei ein Bauer aus Dietzhof in diesen Wäldern unterwegs gewesen. Da hörte er von weitem jemanden „Heh“ rufen. Arglos antwortete er mit demselben Ruf. Da ertönte der Ruf abermals aus dem Wald. Dieses mal schon ein wenig näher. Und der Bauer reagierte erneut mit seinem Ruf als Antwort. Vielleicht hatte sich jemand in den dichten Wäldern verirrt und versuchte nun, den Rufen folgend, wieder heraus zu gelangen. Erneut ein lange gezogenes „Heh“, schon ganz nah. Doch bevor der Bauer antworten konnte, ging er in die Knie. Eine schwere Last auf seinen Schultern drückte ihn zu Boden. Als er sich umdrehte, sah er dem garstigen „Heh-Mann“ direkt ins Gesicht, der ihm auf die Schulter gesprungen war. Von nackter Angst erfasst rannte der Bauer zurück nach Dietzhof. Der „Heh-Mann“ blieb so lange auf seinem Rücken, bis er den Waldrand erreichte. Erst dann ließ er schallend lachend von dem armen Bauern ab und gab ihn frei. Mal schauen, ob Euch der „Heh-Mann“ heute auch begegnet ;-)

Vom Parkplatz aus gibt es entweder die Möglichkeit gleich links hinauf zu gehen, um nach gut 1,5 km das Plateau zu erreichen. Oder Ihr geht, wie wir es getan haben, erst einmal geradeaus Richtung Leutenbach dem Wanderzeichen mit dem Roten Dreieck auf Weißem Grund nach. Dieser Weg wird Euch an der Leutenbacher Seite an den Hängen des Walberlas entlang führen. Besonders im Winter ist der Weg sehr reizvoll. Denn durch die entlaubten Bäume sind die Felsenwände, die in den Himmel ragen, richtig gut zu erkennen.



 
Wir hatten Glück und haben unsere Tour bei strahlendem Sonnenschein und blauem Winterhimmel unternommen. Und dann auch noch zur Mittagszeit. Absolut empfehlenswert. Die Sonne scheint hell durch die Bäume und taucht den Wald in die schönsten Winterfarben. Ein wenig Schnee, der in der Sonne glitzert. Moos, das in sattem Grün leuchtet. Einfach schön. 



 
Bald erheben sich links des Weges Felsen aus dem Waldboden, die Euch auf Eurem Weg begrüßen. Immer mehr Felsen säumen den Wegesrand. Bis sie ein regelrechtes Meer bilden. 
 
Zu diesen Hängen gibt es eine spannende Sage: Die Schlangenkönigin
Wo die Ehrenbürg nach Leutenbach ins Tal abfällt, da liegt am Abhang eine Höhle. Diese Höhle, vermutlich die Schneidershöhle, ist der Palast der Schlangenkönigin. Im Sommer schlängelt sie sich an die Wiesent, breitet ein weißes Tuch am Ufer aus und legt ihr Krönlein darauf, bevor sie ins Wasser steigt. Im Frühjahr und Herbst jedoch ist ihr das Flußwasser zu kalt. Dann badet sie lieber im milderen Wasser des Moritzbrunnens bei Leutenbach. Einmal wollte ein Gänsehirt der Königin am Moritzbrünnlein ihr Krönchen stehlen. Aber als er zugreifen wollte, sprang sie aus dem Wasser und pfiff laut und gellend. Da kamen plötzlich alle Schlangen der Gegend herbeigeschlängelt und zerbissen dem bedauernswerten Hirten Hände und Gesicht. Er warf das Krönlein von sich und wollte fliehen. Doch das Gift der Schlangen wirkte schnell und tödlich. Der Hirte starb einen elenden und schmerzvollen Tod für seinen Frevel.



 
Danach wird der Wald dichter, fast wie ein Laubengang wirken die Bäume am Wegesrand. Wir werden sicher im Sommer noch einmal wiederkommen. Dann durch das dichte Grün zu wandern hat bestimmt auch seinen ganz besonderen Reiz.

Vor Euch schimmern hoch oben die Zwillingstürme durch die Bäume. Diese werden oben auf dem Plateau Euer erstes Ziel sein.




Bald teilt sich der Weg. Ihr folgt weiter dem Roten Dreieck auf Weißem Grund, das Euch links den Berg hinaufführt. Das Schöne an diesem Aufstieg ist, dass er nicht zu steil und auch für weniger erfahrene Wanderzwerge leicht gangbar ist.
Wenn Ihr oben aus dem Wald heraustretet, führt Euch der schmaler werdende Pfad weiter nach rechts, immer weiter zu den erwähnten Zwillingstürmen. Einer der faszinierenden Felsformationen, die hier oben darauf warten von Euch entdeckt zu werden. Dieser Trampelpfad wird bald zu einem regelrechten Felsensteig, der bezwungen werden will. Alternativ habt Ihr jedoch auch die Möglichkeit einfach ein paar Meter weiter links in der Wiese zu laufen, was etwas weniger spannend ist. Je höher Ihr kommt, desto mehr lohnt es, sich immer wieder einmal umzudrehen und das Plateau zu bewundern.

 


Und dann steht Ihr vor den eindrucksvollen Zwillingstürmen. Hier bekommt Ihr schon einmal einen Vorgeschmack auf die Aussicht, die Euch ein Stück weiter oben am offiziellen Aussichtspunkt erwartet. Wenn Ihr vor diesen schroffen Felsentürmen steht und Euch der eisige Winterwind um die Nase pfeift, bekommt Ihr vielleicht auch Lust auf eine weitere alte Legende.

Das Wilde Heer auf der Ehrenbürg
Der eingangs erwähnte Göttervater Wotan soll auf dem Walberla und in der Umgebung noch immer sein Unwesen treiben. Besonders in Sturmnächten um die Jahreswende herum reitet er mit seinem Wilden Heer hinab in die Ebenen, um dort mit Heulen und Johlen durch die Orte, manchmal sogar durch die Häuser zu ziehen. Jeder, der dem wilden Heer begegnet, muss sich sofort mit dem Gesicht zur Erde niederwerfen. Tut er es nicht, wird er das ganze kommende Jahr über kränkeln und erst vollends genesen, wenn er im Jahr darauf am selben Platz wieder dem Heer begegnet und sich dann rechtzeitig niederwirft. 
 
Von den Zwillingstürmen geht es ganz nach oben. Am Geländer auf der Klippe stehend öffnet sich vor Euch die Fränkische Schweiz. Herrlich, wie weit man bei klarer Sicht schauen kann. Wir erkennen die Retterner Kanzel, die Vexierkapelle in Reifenberg, Burg Feuerstein, den Hummerstein bei Ebermannstadt und rechts den Burgstein über Leutenbach.




Von diesem Aussichtpunkt aus sind wir an der Kapelle vorbei hinüber zum anderen Aussichtspunkt mit Blick auf die Steinerne Frau geschlendert.

Die Steinerne Jungfrau
Der Legende nach soll in grauer Vorzeit am Ostfuß der Ehrenbürg einst eine riesige Stadt gestanden haben. Auf dem Berg, an der Stelle der heutigen Kapelle, war dagegen ein prächtiges Schloß. Doch der König, ein grausamer, böser Mann, hielt sich neben seiner tugendhaften Gemahlin eine böse Nebenbuhlerin. Als die beiden Frauen wieder einmal in Streit gerieten, stieß die Königin einen Fluch über die Burg aus, daß sich sogleich die Erde auftat und das Gebäude samt den Bewohnern in der Ehrenbürg verschwand. Das böse Weib verwandelte sich dagegen zu Stein, noch heute thront die "Steinerne Jungfrau" über der Hochebene. 




An der Felskante entlang geht es weiter zum nächsten Geländerpunkt. Weit schweift der Blick ins Land. Eine einsame Bank lädt zum Verweilen und Kraft tanken ein. Wenn man einige Zeit hier oben verbracht hat, versteht man, weshalb das Walberla ein heiliger Berg und ein weithin bekannter Kraftort ist. 



 
Weiter geht es zu der, in unseren Augen, eindrucksvollsten Felsformation – Der Wiesenthauer Nadel, die sogar über einen schmalen Felsensteig direkt erreichbar ist. Ein Stück weiter nach unten wartet noch der flache Räbelstein.




Hier oben sollen also in der Walpurgisnacht die Hexen und Dämonen feiern. Hier ein paar Tipps, wie Ihr Euch und Euer Heim vor den Unholden schützt:
  • Malt 3 Kreuze an Eure Tür.
  • Legt ein Stück Rasen vor die Tür und steckt einen Holunderzweig hinein.
  • Schmückt die Türen und Fenster mit Palmwedeln, Baldrian und Johanniskraut.
  • Legt Rechen mit den Spitzen nach oben vor die Haustür.
  • Euren Garten besprengt Ihr mit Weihwasser.
  • Trefft Euch mit Euren Freunden und Nachbarn und macht so richtig viel Lärm und Krach.

Vom Räbelstein abwärts gelangt Ihr in die Senke zwischen den beiden Gipfeln Walberla und Rodenstein. Hier findet Ihr einige Schautafeln, die von der Bedeutung der Ehrenbürg während der Zeit der Kelten berichten. Daneben befindet sich ein Stück der nachgebauten Wehrmauer. Wenn Ihr diese erklimmt, führt ein schmaler Trampelpfad ins Unterholz. Dies ist der eingangs erwähnte Mauerweg. Zuerst verläuft er parallel zum Hauptweg, der hinauf zum Rodenstein führt. Er zweigt dann an den Felswänden des Rodensteins jedoch rechts ab und führ als Klettersteig an den Felsen entlang. 











Dieses Wegstück ist sicherlich das spannendste der Tour, jedoch nur für erfahrene große und kleine Kraxler geeignet. Das letzte Stück, das dann direkt zum Gipfel führt, ist in der Wander-App nicht einmal als Weg gekennzeichnet. Also Vorsicht beim Begehen und Kraxeln. Ihr braucht zum Hochkommen auch die Hände, um Euch festzuhalten oder abzustützen. Dafür ist dieser Weg wirklich etwas ganz Besonderes. Diese Felswände sind die einzigen Felsen auf dem Walberla, an denen noch geklettert werden darf. Dementsprechend findet Ihr hier sogar im Winter mutige Kletterer, die ihrer Passion nachgehen. 



  
Am Gipfel des Rodensteins stehen Bänke, auf denen Ihr Euch von dem Aufstieg ausruhen könnt. Wenn Ihr Euch satt gesehen und regeneriert habt, führt Euch der Weg einfach bergab zurück zum Parkplatz. Bleibt immer auf dem Hauptweg, dann könnt Ihr Euer Auto gar nicht verfehlen.

Und wieder einmal sind wir absolut hingerissen von einem unserer Ausflugsziele. Bereits im Herbst hatten wir dem Walberla einen Besuch abgestattet. Damals jedoch ohne geplante Wanderung von einem anderen Parkplatz aus. Diese geplante Tour hat uns restlos begeistert. Neben der tollen Landschaft und der grandiosen Aussicht taten die nebenbei erzählten Sagen das ihrige, um den Ausflug derart gelingen zu lassen. Das nächste mal kommen wir im Frühjahr und im Sommer hierher. Dann jedoch auch mal zur Dämmerung. Denn dann soll man die Kraft des Heiligen Berges besonders intensiv spüren.

Hoffentlich ist es uns gelungen Euch für diese kurze Tour zu begeistern. Wenn ja, wünschen wir Euch viele Späße beim Nachwandern!


Die 3 Pavels



Länge: 5,1 km

Dauer: 2-3 Stunden

Höhenmeter: 188 Hm

Buggy: Auf diesem Weg nicht, jedoch zum Beispiel von dem anderen Parkplatz aus, den Ihr erreicht, wenn Ihr in Schlaifhausen links abbiegt.

Ausrüstung: Festes Schuhwerk, evtl. Wanderstöcke zum Abstützen auf dem Klettersteig

Highlights: Zwillingsfelsen, Wiesenthauer Nadel, die Aussicht im Allgemeinen, der Klettersteig unterhalb des Rodensteins

Besonders weil … sich hier Geschichte und Geschichten vermischen und einen wahrhaft kraftvollen Ort erschaffen haben, an dem die Energie wirklich spürbar ist.




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