Kanalidylle und Steinbruchromantik

 


Als im Mittelalter der Sandsteinbau die Lehmziegelbauweise ablöste, gewannen die Sandsteinbrüche bei Wendelstein und Worzeldorf rasch an Bedeutung. Jahrhundertelang wurde hier unter anderem für die Gebäude der Stadt Nürnberg Sandstein in mühevoller Handarbeit abgebaut und dann mit Flößen über die Schwarzach und die Rednitz verschifft. Zurück geblieben sind beeindruckende Felswände und magische Orte, denen eine geheimnisvolle Stimmung innewohnt. Auf dieser Wanderung besucht ihr zwei dieser faszinierenden Orte, die jeweils einen ganz eigenen Zauber entwickeln.


Highlights:

  1. Steinbrüchlein

  2. Kanal mit Verladestation und Schleusen

  3. Wernlöcher


Eckdaten:

  • Länge: 12,1 km

  • Höhenmeter: 88 Hm

  • Dauer: Fit 3 Std. / Normal 3,5 Std. / Kids 4-5 Std.

  • Sonne/Schatten: ausgeglichenes Verhältnis zwischen sonnenbeschienenen Kanal- und schattigen Waldwegen

  • Parkplatz: fürs Navi „Am Steinbrüchlein, 90455 Nürnberg"

  • VGN: Bushaltestelle Steinbrüchlein

  • Festes Schuhwerk: Ja

  • Buggy: Eher nicht

  • Alter: ab 6 Jahren


Die Karte:

 


Der Link zum Nachwandern:

https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/fraenkisches-seenland/kanalidylle-und-steinbruchromantik/236448098/


Die Wegbeschreibung


Das Steinbrüchlein

Direkt vom Parkplatz Steinbrüchlein führen gleich mehrere Menge Wege und Trampelpfade direkt in den Wald. Euer offizielles erstes Wanderzeichen ist der Grüne Punkt, der euch direkt zum Biergarten Steinbrüchlein führt. Auch dieser windet sich von der geteerten Straße in den Wald und vorbei an einigen beeindruckenden rotbraunen Sandsteinfelsen des ehemaligen Steinbruchs. Doch wir empfehlen euch: nutzt auf jeden Fall die Gelegenheit und erkundet auch ein paar der anderen Pfade. Es gibt hier so viel zu entdecken. Der Wald ist eine wahre Schatztruhe. Die Trampelpfade führen euch auf und ab durch dichtes Buschwerk und an so manchem Kraxelfelsen vorbei.



Wenn ihr mit dem Grünen Punkt beim Biergarten wieder in die Straße mündet, grüßt euch von der anderen Straßenseite eine lange Sandsteinwand, vor der euch eine Infotafel verrät, dass „des Staabrüchla“ bereits 1302 erstmals erwähnt wurde und dass dessen besonders verwitterungsbeständige Steine sowohl für Mühlsteine als auch, man höre und staune, für die Nürnberger Burg Verwendung fanden. Daher stammt auch die Bezeichnung Burgsandstein. Doch auch die Nürnberger Stadtmauer und sogar das Grabmal von Albrecht Dürer sind aus Worzeldorfer Sandstein.

Die Sandsteinmauer erklimmend, könnt ihr die Spuren, wo vor langer Zeit die Quader aus dem Steinbruch gebrochen wurden, besonders gut erkennen. Faszinierend, was die Menschen vor mehr als 700 Jahren hier mit einfachsten Mitteln geleistet haben.


An den Kanal

Wenn ihr genug erkundet habt, kehrt ihr zum Biergarten zurück und folgt von dort dem Grünen Punkt auf der Straße nach links. Schon nach 200 Metern erreicht ihr eine Kreuzung, an der ihr mit dem Grünen Punkt nach links abbiegt. Direkt danach verlasst ihr den Grünen Punkt, der nach rechts abbiegt, und wandert auf dem zweiten Weg von links, einem breiten Schotterweg ohne Wanderzeichen, in den Wald. Rechts und links des Weges bieten sich euch in der Morgensonne zu jeder Jahreszeit herrliche Farbenspiele.



Der Schotterweg führt euch rechts um eine Anhöhe, den Knauersberg, und mündet dann nach rechts in euer nächstes Wanderzeichen, das Rote Kreuz auf Weißem Grund. Diesem Wanderzeichen folgt ihr eine ganze Weile geradeaus, bis der Schotterweg endlich eine Einmündung erreicht. Von dieser führt euch das Rote Kreuz nach rechts und etwa 100 Meter weiter nach links an den Ludwigskanal, an dem ihr, weiterhin dem Roten Kreuz folgend, entlang und nach Worzeldorf hinein wandert.

Wunderschön die Schleuse, die ihr schon nach wenigen Metern passiert. Elegant stürzt sich das Wasser über das Wehr nach unten. Dabei rauscht es zwischen den alten Steinwänden, dass es eine wahre Pracht ist.



Kurz darauf erreicht ihr den Worzeldorfer Hafen. Oder besser eine Be- und Entladestation. Ein alter Kran kündet noch heute vom emsigen Treiben, das hier früher herrschte. Hier wurden die im Steinbruch gewonnenen Steine auf Kähne verladen und verschifft.



Ihr wandert weiter am Kanal entlang und durchquert den Ort Worzeldorf. Dahinter geht es mit dem Roten Kreuz am gemächlich dahinfließenden Kanal immer weiter. Fast 4 Kilometer schlendert ihr nun am Kanal entlang. Und immer bleibt das Rote Kreuz euer treuer Begleiter.

Am Vormittag zaubert die Sonne munter tanzende Sterne auf die Wasseroberfläche.



Und immer wieder passiert ihr Schleusen, an denen das aufgeregte Wasserrauschen die Stille durchbricht.

Im Winter, wenn sich eine im Sonnenlicht glitzernde Eisschicht über den Kanal legt und ein ungestümer Ostwind bläst, veranstalten die von den Bäumen gewehten Blätter wilde und geradezu tollkühne Wettrennen auf der gefrorenen Wasseroberfläche.

Da ihr euch auf dem Weg nach Wendelstein befindet, mag euch folgende Geschichte, die sich einst dort zugetragen haben soll, die Wegzeit ein wenig verkürzen.


Der wortbrüchige Wirt

Im tiefsten Mittelalter, als noch Raubritter die Gegend um Nürnberg unsicher machten, gab es in Wendelstein ein Gasthaus, das einem besonders gierigen Wirt gehörte. Eines nachts, als dieser Wirt seine Schenke bereits verschlossen hatte und sich zur Ruhe begeben wollte, klopfte es an die Tür seines Gasthauses. Mürrisch öffnete er die Tür und erkannte in der Dunkelheit drei gut gekleidete Gestalten. Die drei gaben sich als Nürnberger Kaufleute zu erkennen und baten um Einlass. Sie suchten dringend eine Bleibe für die Nacht und waren bereit auch den doppelten Preis zu bezahlen. Sogleich hellte sich das mürrische Gesicht des gierigen Wirts auf. Er nahm das Geld, bat die Kaufleute herein, geleitete sie zur besten Kammer im Obergeschoss seines Gasthauses und hofierte sie aufs Liebenswürdigste. Danach eilte er hinunter in die Schänke, um ein paar warme Getränke für die durchgefrorenen Kaufleute zuzubereiten. Unten angekommen, erschrak der Wirt fürchterlich. In seiner Gaststube saßen einige gar wild aussehende Gestalten, die sich ihm als der gefürchtete Raubritter Thomas von Absberg und seine Räuberbande vorstellten. Der Wirt eilte sofort zurück nach oben, um seine Gäste zu warnen. Denn der Raubritter war ein großer Feind der Nürnberger Kaufleute, die auch Nürnberger Pfeffersäcke genannt wurden, weil der Gewürzhandel sie reich gemacht hatte. Auf deren Flehen hin, und nachdem sie ihn nochmals fürstlich dafür bezahlt hatten, versprach der Wirt den Kaufleuten, sie nicht zu verraten. Als er jedoch wieder nach unten ging, dachte er sich, was ihm da für ein gutes Geschäft durch die Lappen gehen würde. Denn, wenn er die Kaufleute verraten würde, könnte er doch gleich doppelt verdienen. Das Geld der Kaufleute hatte er ja bereits. Und von dem Raubritter würde er sicher auch eine Belohnung bekommen, wenn er ihm solch wertvolle Geiseln ausliefern würde. Und so verriet er dem Raubritter von Absberg, dass er unter seinem Dach die drei Nürnberger Kaufleute beherbergte. Dieser stieg mit seinen Männern zur Gästekammer hinauf, stieß die Tür auf und begrüßte die verängstigten Gäste. Er nahm sich einen der im Raum stehenden Stühle und befahl den vor Angst Schlotternden sich zu ihm zu setzen. Dann befahl er dem Wirt ihm einen festen Strick zu bringen. Der Wirt tat, wie ihm befohlen worden war. Der Raubritter knüpfte aus dem Strick eine Schlinge und warf ein Ende über einen Dachbalken. Dann band er es fest, so dass die Schlinge unheilvoll über den Köpfen der Kaufleute baumelte. „Nun wollen wir das Gerät doch einmal testen“, sprach Thomas von Absberg. „Wirt, steigt doch schnell einmal auf den Tisch und probiert die Schlinge an.“ Der Wirt tat, wie ihm geheißen. Noch immer in dem Glauben, dass der Ritter mit alledem die Kaufleute einschüchtern wollte. Doch als er auf dem Tisch stand, die Schlinge um den Hals, da trat der Raubritter plötzlich den Tisch zur Seite. Und schon baumelte der Wirt von der Decke und zappelte. Doch es half nichts. Binnen weniger Augenblicke war alles Leben aus seinem Körper entwichen. Der Raubritter jedoch sprach zu den Kaufleuten: „Wenn es irgendetwas gibt, dass ich noch mehr verabscheue als Euch Nürnberger, dann ist es ein Wirt, der sein Versprechen bricht. Deshalb werde ich Euch mit Eurer Habe unbehelligt ziehen lassen. Der Verräter hat seine gerechte Strafe erhalten. Nun geht Eures Weges.“ Die Kaufleute, denen der Schrecken ins Gesicht geschrieben war, packten all ihre Sachen und flüchteten in die Nacht und zurück nach Nürnberg.


Schließlich erreicht ihr Wendelstein und wandert am Kanal entlang ein Stück in den Ort. Dann scheint der Kanal an der Straße plötzlich zu enden. Dahinter geht er natürlich weiter. Doch das interessiert euch gerade nicht. Denn ihr verlasst den Kanal an dieser Stelle und folgt der Straße einfach nach links den Hang hinauf und dem Wald entgegen. Auf der Straße trefft ihr auf euer letztes Wanderzeichen für diese Tour, den Gelben Querstrich auf Weißem Grund. Er führt euch aus dem Ort in den Wald und an einem Sendemast nach links über einen Parkplatz, vorbei an einer Schranke, in den Wald.

Schon nach wenigen Metern erkennt ihr im Wald rechts von euch die ersten Felswände des Wernlochs. In diesem geheimnisvollen Waldstück verbergen sich die weit verstreuten Reste mehrerer Steinbrüche, die teilweise sogar noch älter sind als die im Steinbrüchlein.

Um genau zu sein gibt es hier mehrere Wernlöcher. Das sind offen gelassene Steinbrüche, die sich im Laufe der Zeit mit Wasser füllten und so zu verzaubert anmutenden Seen wurde.

Auch in diesem Waldstück lohnt es sich den mit dem Gelben Querstrich hervorragend ausgeschilderten Hauptweg immer wieder mal zu verlassen und über die Trampelpfade im Dickicht auf Entdeckungsreise zu gehen. Hier gibt es so viele fantastische Orte und es ist wahrlich ein Abenteuer durch diesen Märchenwald zu wandeln. Hier liegen Verfall und Wiedergeburt ganz nah beieinander liegen. Totes Holz dient jungen Bäumen als Nährboden. Von knorrigen Ästen hängen dichte Moosfahnen. Ein wirklich schaurig-romantischer und kraftvoller Ort, an dem wir geneigt waren, die Welt da draußen zu vergessen und nur noch in märchenhafter Verzauberung zu schwelgen.

Doch auch auf dem Hauptweg bieten sich euch ständig neue und fantastische Ansichten. Unser Tipp: Wenn ihr das erste Wernloch erreicht, verlasst den Hauptweg und folgt dem schmalen Pfad rechts des Wernlochs nach unten ans Ufer. 

 


Dort windet sich der Weg direkt an dem schaurig dunklen See entlang und trägt euch zuletzt über einige spannende natürliche Stufen wieder hinauf zum Gelben Querstrich.

 


 

Im Winter hält sich hier die Eisfläche besonders lang und verbirgt alles, was auf dem Grund des Wernlochs lauern mag, vor den Augen der Besucher.

 


Dahinter erreicht ihr schon bald das nächste Wernloch. Über diesem erhebt sich euch gegenüber eine gewaltige Felsklippe, die ihren Schatten über das Wasser wirft.

 


Der Gelbe Strich führt euch hinter dem See nach rechts hinauf auf die Klippe. Wenn ihr oben angekommen seid, wagt einen kurzen Ausflug nach links, bevor ihr mit dem Gelben Querstrich nach rechts zur Klippe abbiegt. Denn dort klafft im Fels das kleine Portal einer Felsenkammer, das uns an den Eingang zu einer Zwergenhöhle erinnerte. Genau diese kleinen Gesellen, die tief im Fels nach Edelsteinen graben, passten in unserer Vorstellung perfekt an diesen magischen Ort.



Von der Zwergenhöhle geht ihr mit eurem Wanderzeichen hinüber zum Rand der Klippe, wo euch eine schön platzierte Bank erwartet. Davor steht sogar noch eine beschattete Sitzgruppe. Der perfekte Ort für eine zünftige Brotzeit.


Der Rückweg

Von der Klippe kommend folgt ihr dem Gelben Querstrich auf einer halb unter Waldboden versteckten, alten Pflasterstrasse nach rechts unten. Euer Wanderzeichen wird euch nun, über weite Teile auf wunderschönen Waldwegen, wieder auf geschotterten Waldstraßen zurück zum Parkplatz Steinbrüchlein führen. 

 


Alle Abzweigungen und Weggabelungen aufzuzählen ist dank der hervorragenden Beschilderung unnötig. Nur soviel sei verraten: besonderes Augenmerk verdient der teils faszinierende Baumwuchs am Wegesrand.

 


Und auf dem letzten Drittel quert ihr einige idyllische Bachläufe.



Am Ende führt euch der Gelbe Querstrich, vorbei an der Bushaltestelle Steinbrüchlein, über die Straße zurück auf den Parkplatz. Unweit des Parkplatzes befindet sich übrigens auch ein grandioser Waldspielplatz. Hier oder im nahe gelegenen Biergarten könnt ihr die Tour entspannt ausklingen lassen.

Hoffentlich ist es uns gelungen euer Interesse für diese magischen Orte zu wecken. Wenn ja, wünschen wir euch schon jetzt …


Viele Späße beim Entdecken!

Die 3 Pavels




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