In der Fränkischen Toskana
Bei
Tiefenellern (nahe Bamberg) in der Fränkischen Toskana erwarten euch
neben beeindruckenden Felsen und einer mystischen Höhle wunderschöne
Sinterterrassen, über die das Wasser des Ellernbachs munter hinunter
und dem Ellertal entgegen springt. Wir kombinieren auf dieser Tour vor allem die Rotring- mit der Blauring-Wanderung, die beide sehr gut ausgeschildert und somit auch für Wanderanfänger gut geeignet sind.
Highlights:
Eulenstein
Jungfernhöhle
Felsenburg
Ellernbach-Wasserfall
Eckdaten:
Länge 9,1 km
Höhenmeter: 293 Hm
Dauer: Fit 2,75 Std. / Normal 3,25 Std. / Kids 4 Std.
Sonne/Schatten: ausgeglichenes Verhältnis zwischen schattigen Wald- und sonnigen Feldwegen
Parken: Wohnmobilstellplatz Tiefenellern (fürs Navi: Ellerbergstr. 2, 96123 Litzendorf)
Festes Schuhwerk: Ja
Buggy: Nein
Alter: ab 8 Jahren
Die Karte:
Der Link zum Nachwandern:
Die Wegbeschreibung
Zum Eulenstein
Vom Wanderparkplatz mit schön gestalteter Wandertafel (vielen Dank an das Tourismusmanagement Fränkische Toskana) wandert ihr mit eurem ersten Wanderzeichen, der Blauen Raute, auf der Ellerbergstrasse nach links in den Ort Tiefenellern. An der gelb leuchtenden Sandsteinkirche Maria Geburt wechselt ihr an der Wandertafel nach links auf euer neues Wanderzeichen, den Roten Ring. Neben der Wandertafel informiert euch eine kleine Informationstafel darüber, dass Tiefenellern bereits mehr als 700 Jahre alt ist, und sein Wahrzeichen die hoch über dem Tal thronenden Felsen des Eulensteins sind. Diese sind euer erstes Ziel auf dieser Wanderung. Der Rote Ring führt euch nach links steil den Hang hinauf. Es dauert wieder einmal nicht lang, bis ihr auf diesem durchaus fordernden Aufstieg Betriebstemperatur erreicht. Die warme Wintermütze wird abgenommen und in der Jackentasche verstaut. Der Reißverschluss der Jacke wird aus dem Vermummungsmodus möglichst weit nach unten in den „Lass-mal-Luft-rein-Modus“ gezogen. Besonders mit Kids empfiehlt es sich die eine oder andere kurze Verschnaufpause zu machen. Schließlich erreicht ihr die erste Höhenetappe. Ihr folgt dem Roten Ring nach rechts. Wie schön, ein paar Meter ohne Anstieg. Vorbei an einer Pferdekoppel gelangt ihr an die Straße und an einen Parkplatz mit einer weiteren Wandertafel. Ihr biegt mit dem Roten Ring nach links ab und geht sanft bergan. Schon bald erreicht ihr einen alten, verfallenen Speicher.
Direkt dahinter folgt ihr dem Roten Ring nach rechts oben. Nach ein paar Metern biegt ihr vor einer schroffen Felswand mit dem Roten Ring nach rechts ab. Ihr gelangt auf eine Wiese unterhalb der Straße. Geht einfach parallel zur Straße weiter. Schon bald stoßt ihr wieder auf den Roten Ring. Er führt euch an die Straße und darüber hinweg dem sich vor euch erhebenden Eulenstein entgegen. Hier verlasst ihr den Roten Ring, der sich nach links den Hang hinaufwindet, und folgt stattdessen dem unmarkierten Trampelpfad, der zum Eulenstein hinaufführt. Was für ein großartiges Felsmassiv.
Einst soll hier oben, der Sage nach, sogar ein Schloß gestanden haben, in dem drei Jungfern lebten. Ob es sich dabei um die Damen handelt, der die nahe gelegene Jungfernhöhle ihren Namen verdankt - wer weiß? Auf jeden Fall verstärkt es den Zauber dieses prächtigen Ortes, wenn man sich zwischen den schroffen Felsen auch noch ein verwunschenes Schloss vorstellt.
Als erstes begrüßt euch am Eulenstein ein bauchiger Vorturm.
Kurz darauf passiert ihr eine sich nach hinten verjüngende Klamm.
Und dann erreicht ihr den Aussichtsfelsen, auf dem vor einer Felswand ein einzeln stehender Steinturm stoisch Wind und Wetter trotzt.
Was für eine grandiose Aussicht sich euch von hier oben bietet. Vor euch breitet sich die Fränkische Toskana aus. Bis nach Bamberg und noch weiter, bis in den Steigerwald könnt ihr von hier oben bei klarer Sicht schauen. Und wenn ihr von hier oben hinunter ins Ellertal blickt, versteht ihr schnell, wieso dieses Gebiet Fränkische Toskana genannt wird. Die sanft geschwungene Landschaft erinnert durchaus an die großartige italienische Schwester.
Nachdem ihr die Aussicht ausgiebig genossen habt, kehrt ihr ein Stück nach unten zurück und biegt dann unterhalb des Eulensteins mit einem weiteren Trampelpfad scharf links ab. Dieser trägt euch hinab an den Fuß des Eulensteins, an dem euch der Hangweg entlang führt. Auch hier bieten sich euch noch einige schöne Ansichten.
Zur Jungfernhöhle
Vom Hangweg steigt ihr am Ende des Eulensteins hinunter zum Weg, dem ihr ohne Wanderzeichen nach links folgt. Nach 200 Metern oberhalb einer kleinen Schlucht gelangt ihr an eine Einmündung. Hier stoßt ihr wieder auf den Roten Ring, mit dem ihr nach rechts abbiegt. Er führt euch hinauf auf den Schlossberg und direkt zu eurem nächsten Ziel, der Jungfernhöhle. Ein geheimnisvoller Ort, der durch seine Geschichte geradezu ein wenig unheimlich wirkt.
Im
Inneren der Höhle wurden neben Keramikgefäßen Skelett- und
Schädelreste von mindestens 40 offensichtlich ermordeten Menschen
gefunden. Aufgrund von Schnittspuren an den Knochen ging man lange davon aus,
dass es sich bei den Toten um Opfer von ritualisiertem
Kannibalismus handelte. Vermutlich ist die Wahrheit weit weniger
spektakulär und effekthascherisch und es handelt sich bei der
Jungfernhöhle um einen Begräbnisplatz wie bei vielen anderen Höhlen
auch. Dennoch, die Vorstellung, dass sich hier im Wald grausige
Opferszenen zugetragen haben, und es an diesem Ort umgeht, fasziniert
die Menschen bis heute. Manch einer mag aus diesem Waldstück sogar schon betörend schönen Gesang vernommen haben, der Unglückliche gleich einem Lockruf zur Jungfernhöhle locken soll.
Um die Jungfernhöhle rankt sich auch folgende gruselige Sage.
Die schwarze Kutsche
Vor
langer Zeit, es mögen wohl gut 500 Jahre sein, fuhr eine
Postkutsche in der Abenddämmerung auf der Ebene von Coburg Richtung
Ebermannstadt. Im Zwielicht, in dem die Grenzen zwischen unserer Welt
und der Traumwelt zu verschwimmen beginnen, näherte sich der
Postkutsche eine schwarze Kutsche, vor die zwei pechschwarze Rappen
gespannt waren. Ungestüm galoppierten die Schwarzen mit ihrem
Gefährt im Schlepptau auf die Postkutsche zu. Der Postkutscher
traute seinen Augen nicht. Im Näherkommen wurde er gewahr, dass die
Rappen keine Köpfe hatten. Und auch der Kutscher war kopflos. Nackte
Angst ergriff den Postkutscher. Er stoppte sein Gefährt und sprang
vom Kutschbock, um sich zu verstecken. Da brauste die unheimliche
schwarze Kutsche auch schon an ihm vorbei. Wie bang wurde ihm, als er
bemerkte, dass weder die Hufe der schwarzen Rösser noch die Räder
der schwarzen Kutsche die Straße berührten. Kutsche samt Rappen
schienen durch die Luft zu fliegen. Und dann erfasste den
Bemitleidenswerten endgültig kaltes Grausen. In der schwarzen
Kutsche saßen drei Jungfern. Und auch sie hatten keine Köpfe mehr.
Von Panik ergriffen, sprang der Postkutscher zurück auf den
Kutschbock und trieb seine Pferde an. Erst als er die nächste Anhöhe
erreichte, wagte er es über die Schulter zu blicken und sah, wie die
schwarze Kutsche geradewegs in dem Wald verschwand, wo sich die
Jungfernhöhle befindet.
Zum Ellernbach-Wasserfall
Von der Jungfernhöhle folgt ihr dem Roten Ring nach rechts weiter durch den Wald des Schlossbergs. Bald führt er euch zwischen einigen Felsmonumenten hindurch. Rechter Hand erwartet euch sogar eine wahre Felsenburg. Wir sind hier oben regelrecht verzaubert durch diesen Felsengarten gewandelt. Mag sein, dass es an den wunderbar leuchtenden Sonnenstrahlen lag, die den Felsen einen magischen Schimmer verlieh. Vielleicht strahlt dieser Ort aber auch generell eine besondere Atmosphäre und Anziehungskraft aus. Immerhin stand hier vor mehr als 2.000 Jahren eine beeindruckende Ringwall-Anlage der Kelten, die das mit Felsen übersäte Plateau zur wehrhaften Festung ausbauten.
Dann verlasst ihr das Plateau durch eine hohle Gasse, die ebenfalls an ein altes Burgtor erinnert. Im weiteren Verlauf nach unten geht ihr mit dem Roten Ring an einer Einzäunung entlang bis zu einem Schotterweg, in den ihr ohne erkennbares Wanderzeichen nach links einbiegt. Es geht leicht bergan. Schon bald erreicht ihr eine Rechtskurve, die von einem Bachlauf unterquert wird. Hier folgt ihr dem Weg, weiterhin ohne Wanderzeichen, entlang des munteren Bachlaufs nach rechts unten. Dort angekommen fällt euer Blick sogleich auf den links von euch über Kaskaden nach unten stürzenden Wasserfall.
Hier trefft ihr auf euer nächstes Wanderzeichen, den Blauen Ring. Er wird euch immer entlang des Ellernbachs hinauf nach Herzogenreuth führen. Doch erst einmal gilt es den Wasserfall zu bewundern. Über unzählige Kaskaden bahnt sich das Wasser in kleinen Strömen und Rinnsalen den Weg hinab ins Ellertal. Hier rauscht es, als wollte das Wasser zeigen, wie mächtig und stark es ist. Dort gurgelt es, als wolle es euch eine Geschichte erzählen. Überall entzücken die Wasserspiele den faszinierten Besucher. Und das Beste, so geht es über einige hundert Meter. Immer wieder bleibt ihr stehen und bewundert die fließenden Wasser und die Terrassen, die sie im Lauf der Zeit ausgespült haben.
Zur Schlucht des Ellernbachs gibt es eine grausige Geschichte:
Die böse Herzogin
Vor vielen Jahren lebte in Herzogenreuth, dem Ort oberhalb der Ellernbachschlucht, ein Herzog mit seiner Herzogin. Die Herzogin gebahr ihrem Mann drei Knaben, die der Herzog über alles liebte. Jede freie Minute verbrachte der stolze Vater mit den drei kleinen Kindern. Darüber wurde die Herzogin so eifersüchtig, dass sie ihre eigenen Kinder von Tag zu Tag mehr hasste. Als der Herzog eines Tages vom König zu den Waffen gerufen wurde und mit seinen Getreuen in den Krieg ziehen musste, sah die eifersüchtige Herzogin den richtigen Moment gekommen, um ihre ungeliebten Kinder aus dem Weg zu räumen und die Liebe ihres Gatten wieder ganz für sich alleine zu haben. So befahl sie einer Dienerin, die drei Kleinkinder in einen Sack zu stopfen und diesen im Ellernbach zu versenken. Die Dienerin tat, wie ihr geheißen un machte sich mit den drei wimmernden Knaben im Sack auf den Weg in die Ellernbachschlucht. Dort begegnete sie jedoch dem Herzog, der sich nach dem kurzen Feldzug schon wieder auf dem Heimweg befand. Von dem herzzerreißenden Wimmern aus dem Sack zutiefst berührt, fragte er nach dessen Inhalt. Die Dienerin versuchte zwar den Herzog zuerst mit der Aussage, dass es sich um ein paar kleine Hunde handelte, zu täuschen. Doch dieser bestand darauf, dass der Sack geöffnet wurde. So rettete der Herzog das Leben seiner drei Söhne. Doch zurück aufs Schloss wollte der die Knaben nicht bringen. So suchte er in der Nähe nach einer Pflegefamilie, bei der die Drei aufwachsen könnten. Seine Gemahlin jedoch ließ er in den kommenden Jahren in dem Glauben, dass ihr Plan aufgegangen war. Jahre später, die drei Kinder waren bereits zu stattlichen jungen Männern herangewachsen und der ganze stolz des Herzogs, der sie immer wieder besucht hatte, beschloss dieser, seine Frau für ihr schändliches Verhalten zu bestrafen. Doch nicht er, sondern sie selbst sollte ihre Strafe bestimmen. Und so fragte er sie eines Tages während des Nachtmahls scheinbar beiläufig, wie man ihrer Meinung nach eine Kindsmörderin bestrafen sollte. Die Herzogin überlegte kurz und antwortete dann: "Eine solche Frau verdient es gevierteilt zu werden. An jedem Arm und jedem Bein jeweils ein Pferd angespannt, und diesen dann die Peitsche gegeben. Das wäre die gerechte Strafe."
Der Rückweg
Schließlich verlasst ihr den Bachlauf und folgt dem Blauen Ring das letzte Stück hinauf nach Herzogenreuth. Ihr wandert in den Ort hinein und biegt an der Kreuzung mit dem Blauen Ring nach rechts ab. Es dauert nicht lange und ihr verlasst Herzogenreuth. Kurz hinter dem Ortsausgang öffnet sich hinter einer Wiese noch ein interessantes Höhlenportal.
Weiter geht es mit dem Blauen Ring. Er führt euch auf freiem Feld geradeaus an einem Flurbereinigungsdenkmal und ein Stück weiter an einem Bauernhof vorbei.
Auch hier oben bei Herzogenreuth soll es umgehen. Es wird von großen Männern berichtet, die wie aus dem Nichts neben ahnungslosen Wanderern auftauchen, diese eine Zeit lang still begleiten und dann plötzlich wieder verschwinden.
Bald erreicht ihr eine Kreuzung, an der ihr mit dem Blauen Ring nach rechts abbiegt. Der Weg trägt euch noch ein Stück über die Ebene.
Dann windet sich der Weg in den Wald und wird dort bald zum Pflasterweg. Kurz bevor ihr den Wald verlasst, spitzten aus einer Grube ein Stück oberhalb des Wegesrands noch die Wände eines kleinen Steinbruchs hervor. Auf einem kurzen und steilen Pfad könnt ihr diesm noch einen Besuch abstatten. An einer der Wände läuft sogar ein kleines Rinnsal, ein Mini-Wasserfall entlang.
Aus dem Wald gelangt ihr mit dem Blauen Ring schließlich zurück nach Tiefenellern und an die Gelbe Sandsteinkirche. Hier biegt ihr mit der Blauen Raute nach links ab und kehrt zum Wanderparkplatz zurück.
Die zweite Hälfte dieser Wanderung bietet vor allem entspannte Wege. Unser persönliches Highlight ist der Ellernbach, an dem entlang ihr den zweiten Aufstieg dieser kurzen Tour meistert. Er sorgt für leuchtende Kinder- und Elternaugen. Einen derart langen Wasserlauf mit so vielen Kaskaden und Terrassen haben wir in Franken selten gesehen.
Hoffentlich ist es uns gelungen euer Interesse für die Fränkische Toskana zu wecken. Wenn ja, wünschen wir euch schon jetzt …
Viele Späße beim Entdecken!
Die 3 Pavels
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