Magerrasen, Biberdämme und Felswände im Kleinziegenfelder Tal
Mal sanft, dann wieder geradezu übermütig durchfließt die Weismain das von beeindruckenden Felsen, Mischwäldern und Magerrasenwänden gesäumte Kleinziegenfelder Tal. Mehrere Mühlen nutzten einst das Wasser der Weismain zur Energiegewinnung. Zum Beispiel wurde die Schrepfersmühle, heute Gastwirtschaft und Biergarten, im 18. Jahrhundert als Papiermühle und später als Wasserwerk betrieben. Auf dieser knapp 7 km kurzen Wanderung erkundet ihr das Kleinziegenfelder Tal sowohl von der oberen Talkante, natürlich inklusive eines schönen Aussichtspunktes, als auch tief unten im Talgrund.
Highlights
- Aussichtspunkt
am Heideknock
- Biberburg
- Rolandfels
- Rote Wand
Eckdaten
Länge: 6,8 km
Höhenmeter: 137 Hm
Dauer: Fit 2 Std. / Normal 2,5 Std. / Kids 3 Std.
Sonne/Schatten: Überwiegend schattige Waldwege
Parkplatz: kostenloser Wanderparkplatz Kleinziegenfeld unterhalb des Kleinziegenfelder Radfahrers , Platz für 6-8 PKW's
Festes Schuhwerk: Ja
Alter: ab 6 Jahren
Die Anfahrt:
Von der A70 nehmt ihr die Ausfahrt Stadelhofen und fahrt unten rechts Richtung Stadelhofen. Ihr fahrt etwa 1 km geradeaus und biegt an der nächsten Einmündung nach rechts ab. Wenige hundert Meter weiter weist euch schon ein Schild den Weg nach links Richtung Kleinziegenfeld. Ihr fahrt in den Ort hinein und hinunter ins Kleinziegenfelder Tal. Im Talgrund angekommen erwartet euch unterhalb des Kleinziegenfelder Radfahrers ein kleiner Wanderparkplatz mit Wandertafel.
Die Karte:
Der Link zum Nachwandern:
Die Wegbeschreibung
Schon vom Parkplatz aus erkennt ihr rechts über euch den Kleinziegenfelder Radfahrer Claudius. Wind und Wetter trotzend steht er auf einem stattlichen Felsen, der sich, zusammen mit seinen grauen Brüdern inmitten des Magerrasenhangs erhebt. Neben den schroffen Felsen bewohnen spärlich mal hier mal da wachsende Wacholderbüsche den Hang. Claudius wacht, mit einigen Unterbrechungen, bereits seit mehr als 100 Jahren über den Ort Kleinziegenfeld, der sich seit gut 800 Jahren in das nach ihm benannte, idyllische Tal schmiegt. Den wahren Grund für die Existenz der Radfahrers kennt heute wohl niemand mehr. Vermutlich sollte er einfach die Gäste des Kleinziegenfelder Tals begrüßen.
Sogar eine eigene Burg hatte der Ort dereinst. Davon übrig ist heute nur noch das von einer Mauer umgebene Jägerhaus, das auch Neues Schloss genannt wird. Sicher habt ihr es bei der Anfahrt etwas oberhalb des Tals auch gesehen.
Vom Wanderparkplatz folgt ihr eurem ersten Wanderzeichen, dem Gelben Kreuz, und der Beschilderung zur Weihersmühle über die Weismain in den Talgrund und hinüber zu einem schmalen Pfad, der sich am Magerrasenhang entlangschlängelt. Diesem Pfad folgt ihr mit dem Gelben Kreuz, das von der Nr. 4 flankiert wird, nach links. Schon bald windet sich der Weg in ein Waldstück. Dieses Wegstück weckte schon nach wenigen Metern unsere Begeisterung. Von Wurzeln durchzogen und mit einigen Felsen garniert, begleitet der Pfad die leicht unterhalb davon fließende Weismain, die übrigens in Kleinziegenfeld entspringt.
Schon
bald rückt die Schwarzmühle in euer Blickfeld. Noch ein kurzes
Stück und ihr verlasst das Waldstück und mündet in einen
Schotterweg, dem ihr mit dem Gelben Kreuz nach links zur Straße
folgt. Ihr biegt nach links in die Straße ein, geht an der
Schwarzmühle mit ihrem auffallend schönen Fachwerk vorbei und
erreicht kurz darauf rechter Hand eine Wandertafel. Besondere
Aufmerksamkeit verdienen die sich oberhalb des Ortes vorwitzig nach
ins Tal schiebenden Ziegenfelder Wände, die auch als "Klinge" bekannt sind. Mit ihren enormen
Überhängen scheinen sie der Physik ein Schnäppchen zu schlagen.
An der Wandertafel wechselt ihr auf euer neues Wanderzeichen, die Blaue Raute. Diese trägt euch auf einem, mit Geländer bewehrtem, schmalem Pfad vorbei am Friedhof nach oben und dann, vorbei an einer Bank, nach rechts in den Wald. Durch einen mit grün leuchtend bemoosten Steinen flankierten Hohlweg gelangt ihr immer weiter hinauf aufs Plateau. Ihr verlasst den Wald und wandert an dessen Rand auf der Ebene. Nach gut 500 Metern führt euch die Blaue Raute mit der Beschilderung zum Heideknock nach rechts erneut in den Wald. An winterlichen Regentagen leuchten das grüne Moos und das gefallene, rotbraune Laub noch einmal kräftiger und tauchen den Wald in geradezu magische Farben. Rechts des Weges fällt der Waldboden stellenweise steil hinab und wird dann wieder von kräftigen Steinriesen aufgefangen. Ihr erreicht die Abzweigung zum Aussichtspunkt des Bergsporns Heideknock, den ihr nach der kurzen Überquerung des Plateaus erreicht. Von hier aus bietet sich euch ein großartiger Blick hinunter ins Tal und hinüber zu den Magerrasenhängen, die unter anderem den Ruf des Kleinziegenfelder Tals als eines der schönsten Täler der Fränkischen Schweiz begründen.
Der Heideknock diente in seiner durchaus bewegten Vergangenheit übrigens schon den Kelten als Ort für eine Befestigungsanlage und im Mittelalter dem Geschlecht der Leuchnitz als Standort für ihre Burg. Mehr als ein kaum wahrnehmbarer Wallgraben lässt sich hier oben heute mit bloßem Auge zwar nicht mehr finden. Doch fühlen wir uns immer wieder beflügelt von dem Gedanken, dass genau an dem Ort, an dem wir gerade stehen, vor langer Zeit eine imposante Burganlage gestanden haben soll. Mit etwas Fantasie erheben sich dann vor dem geistigen Auge Mauern und Türme, erfüllen Burgbewohner, Besucher und Wachmannschaften den Innenhof mit ihren Stimmen. Durchströmen die abenteuerlichsten Düfte die alten Gemäuer und wir werdn für einen kurzen Augenblick Teil dieses überbordenden natürlicheren Lebens, das unsere Vorfahren hier auf deutlich einfachere Art lebten. Sicher sind diese Fantasien in all ihrer Romantik von der harten Realität genauso weit entfernt wie ein Hamburger von einem Sterne-Menü. Und doch ist es genau diese Fantasie, die uns die Natur mit all ihren Schätzen noch intensiver erleben lässt.
Zur Rolandwand und zur Roten Wand
Vom Heideknock kehrt ihr zurück zur Blauen Raute und wandert mit ihr sanft nach rechts hinunter. Haltet die Augen auf. Schon bald offenbart der Heideknock nämlich seinen wahren Schatz. Einige bizarr geformte Felsen und dahinter eine zerklüftete Felsenwand.
Ihr wandert noch ein Stück durch den Wald, folgt dann der Blauen Raute auf die Ebene und auf gepflastertem Weg nach rechts in den Ort Arnstein. Dort biegt ihr, weiterhin mit der Blauen Raute, mit der Straße nach rechts unten ab, verlasst den Ort und wechselt nach dem Ortsschild mit der Blauen Raute von der Straße auf die Alte Bergstraße. Diese trägt euch sanft hinunter ins Kleinziegenfelder Tal. Auf dem Weg hinab präsentieren sich euch, wenn ihr aus dem Wald tretet, an vielen Stellen abermals die mit Felsen dekorierten Magerrasenhänge. Auf dem Vikoriafelsen über euch thronte vor gut 800 Jahren die Burg Rauschenstein, von der, wie von Burg Leuchnitz, heute nichts mehr zu sehen ist. Trotzdem spannend, wenn man sich überlegt, dass ihr auf diesem kurzen Wegstück schon an drei ehemaligen Burgstandorten (Burg Kleinziegenfeld mitgerechnet) vorbeigekommen seid.
Ihr erreicht den Talgrund und die Straße, die euch nach Weihersmühle hinein führt. Bemerkenswert ist das Alter der Weihersmühle, die erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt wird. Freilich steht an ihrer Stelle heute ein neueres Gebäude, immerhin "nur" etwa 300 Jahre alt. In der Ortsmitte von Weihersmühle gelangt ihr an eine Wandertafel. Hier wechselt ihr auf euer letztes Wanderzeichen dieser Wanderung, der Nr. 4, die euch zurück nach Kleinziegenfeld und zum Wanderparkplatz führen wird. Doch vorher empfehlen wir euch noch ein paar Meter weiter zu gehen und beim Landgasthof Forelle dem schönen, alten hölzernen Mühlrad einen Besuch abzustatten.
Mit der Nr. 4 wandert ihr entspannt durch den Talgrund Richtung Kleinziegenfeld. Ihr passiert die Schrepfersmühle – mit etwas Glück seht ihr auch ein paar der Schrepfersmühlentiere - und geht dahinter an einem künstlichen Wasserlauf weiter.
Immer weiter wandert ihr mit der Nr. 4, meist direkt an der beruhigend fließenden Weismain entlang. Dann grüßen euch von rechts die beeindruckende Klippen des Heideknocks.
Kurz darauf betretet ihr das Reich der Biber. Mehrere Dämme, Baumreste mit den typischen Zahnspuren, die diese fleißigen Nager bei der Arbeit hinterlassen und schließlich eine gewaltige Biberburg gibt es hier im und am Wasserlauf der Weismain zu entdecken.
Der Biber ist Deutschlands größtes Nagetier. Er lebt in langsam fließenden und stehenden Gewässern mit Gehölzen nahe dem Ufer. Wie kein anderes Tier gestaltet er die Landschaft nach seinen Ansprüchen. Der Biber fällt Bäume, baut Burgen und Dämme und staut Bäche auf. Dadurch schafft er nicht nur sich, sondern auch vielen Pflanzen und Tieren einen geeigneten Lebensraum.
Quelle: deutschewildtierstiftung.de
Noch mehr interessante Informationen zum Biber findet ihr gerne hier https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/biber
Von der Biberburg ist es, nachdem ihr eine Baumbarrikade überwunden habt, nur noch ein Katzensprung zum felsigen Finale dieser Wanderung. Als erstes erheben sich links von euch Mauern und Türme, bevor diese nach einer Kurve den Blick auf den sich dem Himmel entgegenstreckenden Rolandfels frei geben.
Dahinter geht es munter weiter mit Felsensemblen verschiedenster Form und Gestalt. Massive Wände wechseln sich ab mit losen Brocken. Überhänge beschatten zerklüftete Klippen. Sogar eine Grotte öffnet ihr rundes Portal und gewährt euch, nach einer kleinen Kraxelei, einen kurzen Blick in den Fels.
Auf der gegenüberliegenden Talseite findet ihr übrigens noch weitere Felsmassive. Wir haben sie an diesem verregneten Wintertag zwar nicht besucht. Doch möchten wir euch die Wegbeschreibung, basierend auf den Ausführungen bei frankenjura.com, natürlich nicht vorenthalten. Hinter dem Rolandfelsen führt eine Brücke über die Weismain hinüber zur Straße. Wenn ihr dieser nach links folgt, erwarten euch auf gut 50 Metern entlang der Straße zwei steile Trampelpfade, die euch einmal zum Felsmassiv des Diebeslochs und desweiteren zum Roten Mönch führen. Der Rote Mönch verdankt seinen Namen einer alten Sage.
Der Rote Mönch
Einst soll dort am Hang ein Einsiedler in seiner Klause ein bescheidenes Leben geführt haben. Eines Tages, es war Karfreitag, ging Christus durch das Kleinziegenfelder Tal (wie er von Jerusalem nach Franken gekommen ist, bleibt wohl ein Rätsel). Auf seinem Weg besuchte er auch den Einsiedler. Doch dieser, aus welchem Grund auch immer - mag sein, dass er über das Einsiedeln die guten Manieren vergessen hat - verwies Christus aus seiner bescheidenen Unterkunft. Wie es so ist, wenn man in Franken einem göttlichen Besucher nicht den entsprechenden Respekt entgegebringt, davon künden auch viele andere Sagen und Legenden, wird man von den himmlischen Mächten zur Strafe schon mal schnell zu Stein verwandelt. Genau so erging es auch dem armen Einsiedler. Seitdem schmückt er, zusammen mit anderen Felsen, die Hänge des Kleinziegenfelder Tals und erfreut die Herzen der Wanderer und Kletterer.
Ein Stück hinter dem Rolandfelsen windet sich direkt vom Wanderweg Nr. 4 eine schmale Treppe abenteuerlich nach links den Hang hinauf und der bereits von unten gut erkennbaren Roten Wand entgegen.
Vom Fuß der Roten Wand gelangt ihr nach links nach ein paar Metern vor ein beeindruckendes Felsentor, das mit seiner außergewöhnlichen Form zu faszinieren versteht.
Wenn ihr der Roten Wand nach rechts folgt, belohnt sie euch mit weiteren spannenden Ansichten und Eindrücken.
Nach ausgiebiger Erkundung des Felsmassivs der Roten Wand steigt ihr über die Stufen zurück zum Wanderweg, folgt der Nr. 4 nach links und verlasst kurz darauf den Wald. Rechts erwartet euch zum Abschluss noch ein kleiner Wasserfall, der euch mit munterem Plätschern und Gurgeln zu verabschieden scheint, bevor ihr die Schwarzmühle erreicht, von der ihr auf bekanntem Weg der Nr. 4 und dem Gelben Kreuz zurück zum Wanderparkplatz folgt.
Sogar an einem verregneten Wintertag entfaltet das Kleinziegenfelder Tal einen besonderen Zauber. Im Frühling werden wir sicher noch einmal wiederkommen. Wenn alles grünt und blüht, ist es hier bestimmt noch mal so schön.
Hoffentlich ist es uns gelungen euer Interesse für diese Tour zu wecken. Wenn ja, wünschen wir euch schon jetzt …
Viele Späße beim Entdecken!
Die 3 Pavels
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