Hessen-Special: Kelten, Römer, Ruinen, entspannte Wanderungen und Störche
Den ersten Teil unseres diesjährigen Sommerurlaubs verbrachten wir in Hessen. Bevor wir mit unserer Urlaubszielrecherche begannen, hielten wir Hessen noch für eine eher unspektakuläre Gegend. Doch wir fanden schnell heraus, dass sowohl das Gebiet der Wetterau, in der sich unsere Ferienwohnung befand, als auch der nahegelegene Taunus historisch viel zu bieten haben und auch einige landschaftlich faszinierende Orte beherbergen. Natürlich darf man in Hessen kaum derart beeindruckende Felsformationen erwarten wie in unserer wundervollen Fränkischen Schweiz. Doch dafür entfaltet die Landschaft einen ganz eigenen, besonders für Familien mit Kindern, reizvollen Wandercharakter. Die oft geschotterten und breiten Wege mit größtenteils sanften Anstiegen sind auch für Wanderzwerge gut zu meistern.
Unser Natur-Highlight
Zwischen Stockheim und Selters befindet sich ein Naturschutzgebiet, in dem es von Störchen nur so wimmelt. Wer früh morgens zum Sonnenaufgang durch die Salzwiesen bei Selters schlendert, hört an allen Ecken und Enden das Klappern der Storchenschnäbel.
Wissenswertes über Taunus und Wetterau
Das Mittelgebirge des Taunus wurde nachweislich bereits vor mehr als 10.000 Jahren, also in der Jungsteinzeit, besiedelt. Sowohl der Taunus als auch die angrenzende Wetterau blicken auf eine wechselhafte und spannende Geschichte zurück, die von Kelten, Römern und im Mittelalter zum Beispiel von den Staufern gleichsam geprägt wurde. Der Taunus verdankt den Römern sogar seinen Namen. Denn die machten aus dem germanischen "dun" für Anhöhe/Höhenzug das "dunus", woraus im Lauf der Zeit "Taunus" wurde.
Die Auenlandschaft der Wetterau liegt nördlich von Frankfurt und wird gerne als die „Kornkammer“ Hessens bezeichnet. Seinen Namen verdankt dieses Tiefland der Wetter, einem Nebenfluss der Nidda. Feuchtwiesen, Sümpfe, breite Flussauen und offene Wasserflächen prägen die Landschaft der Wetterau. Obwohl die Region zu den niederschlagsärmsten Gebieten Hessens gehört, zählt sie mit ihren feuchten Böden zu den fruchtbarsten Gegenden des Bundeslandes. Dies blieb auch unseren Vorfahren nicht verborgen, die hier vor etwa 7.000 Jahren sesshaft wurden und die fruchtbaren Ebenen für den Ackerbau und die Viehzucht nutzbar machten. Den ertragreichen Böden der Wetterau ist es zu verdanken, dass die „Kornkammer Hessens“ im Mittelalter immer reicher und wurde und so genug Geld vorhanden war um die eine oder andere stattliche Burg zu errichten. Zuvor hat das sagenumwobene Volk der Kelten in der Wetterau seine Spuren hinterlassen.
Immer wieder fiel uns auf, wie stark Taunus und Wetterau von der Vergangenheit geprägt wurden. So wurden mittelalterliche Burgen zum Beispiel oft auf den Resten römischer Kastelle oder keltischer Befestigungsanlagen gebaut. Burgen wurden zu Klöstern. Man kann hier fast schon von Upcycling sprechen. Im Lauf der Zeit entstanden so aus kleinen Ansiedlungen gewaltige Befestigungsanlagen, deren faszinierende Silhouetten noch heute die Landschaft prägen. Ein weiteres Highlight sind übrigens die schönen mittelalterlichen Innenstädte in der Wetterau. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Büdinger Altstadt, in deren Zentrum sich sogar ein Schloss befindet.
Historisch interessante Ausflugsziele
1. Die Keltenwelt auf dem Glauberg
Hier findet ihr den Download der Wanderkarte „Keltenwelt-Pfad auf dem Glauberg“:
2. Das Römerkastell Saalburg bei Bad Homburg
Lucullus-Tipp: Gönnt euch in der „Taberna“, dem Museumsrestaurant der Saalburg, unbedingt ein original Römisches Brot und Römische Wurst – einfach superlecker!
Wandertipp Saalburg-Wanderung: Weiter unten findet ihr noch eine Wanderung auf dem Limes-Erlebnispfad, auf der sich euch einige spannende Panoramablicke bieten und ein abenteuerlicher Geröllpfad erwartet.
3. Burg Münzenberg
Alle Infos zur Burg findet ihr gerne hier:
https://www.muenzenberg.de/burg-münzenberg.html
4. Kloster Arnsburg
Alle Infos zum Kloster Arnsburg findet ihr gerne hier:
https://www.kloster-arnsburg.de/
Unsere Wandertipps in Taunus und Wetterau
1. Durch die Maibacher Schweiz zu den Eschbacher Klippen
Eckdaten:
Länge: 8,3 km
Höhenmeter: 134 Hm
Dauer: Fit 2 Std. / Normal 2,5 Std. / Kids 3 Std.
Sonne/Schatten: ausgeglichenes Verhältnis zwischen schattigen Wald- und sonnenbeschienenen Feldwegen
Parkplatz: kostenloser Parkplatz „Eschbacher Klippen“ am nördlichen Rand von Eschbach (Michelbacher Straße)
Festes Schuhwerk: Nicht zwingend
Buggy: ja
Alter: ab 6 Jahren
Link zum Nachwandern:
Die Wegbeschreibung:
Diese Wanderung führt euch mit dem Blauen Querstrich auf bequemem Schotterweg vom Wanderparkplatz und von der Straße in den Wald. Schon nach wenigen Metern zweigt vom Hauptweg ein schmaler Pfad nach rechts ins dichte Grün ab und führt euch hinauf auf den stattlichen Kaiser-Friedrich-Felsen. Ihr könnt am Fuß der beeindruckenden Felswand entlangwandern und nach links zurück zum Blauen Querstrich gelangen. Oder ihr erklimmt den grauen Riesen. Hinter dem Felsen führt euch ein unmarkierter Pfad nach links auch wieder hinunter zum Blauen Querstrich. Unten biegt ihr nach rechts in den Schotterweg ein und folgt diesem bis zu einer kleinen, überdachten Sitzgelegenheit. Etwa 200 Meter hinter der Sitzgelegenheit zweigt ihr vom Blauen Querstrich ohne Wegzeichen nach rechts ab. Bald verlasst ihr den Wald und gelangt aufs freie Feld und in den Ort Michelbach. Vorbei am Feuerwehrhaus mit kleinem Spielplatz erreicht ihr die, den Ort durchquerende, Hubertusstraße. In diese biegt ihr nach links ein und verlasst sie nach nicht einmal hundert Metern ohne Wanderzeichen nach rechts. Schon bald verlasst ihr den Ort und wandert leicht bergab in ein Tal. Links von euch fließt der Michelbach. Euer Weg führt euch nun ein ganzes Stück parallel zum Michelbach zuerst noch über freies Feld, dann auf einem wundervollen Waldweg, vorbei an einigen Basaltfelsen. Im Wald stoßt ihr auf das unverkennbare Wanderzeichen des Hasenbergwegs, das euch bald nach rechts um den Hasenberg in die Maibacher Schweiz führt, wo sich der Wald etwas lichtet. Wenn sich der Schotterweg gabelt, haltet ihr euch rechts und wandert den Hang hinauf. An der nächsten Kreuzung stoßt ihr auf euer nächstes Wanderzeichen, das Schwarze Dreieck, mit dem ihr die Kreuzung überquert und dem Wald entgegen weiter nach oben steigt. Auf dem Hasenberg angekommen, haltet ihr euch mit dem Schwarzen Dreieck immer rechts und gelangt an den Rand einer Ebene, von der sich euch eine tolle Fernsicht bietet. Folgt einfach immer weiter dem Schwarzen Dreieck. An der nächsten großen Kreuzung sind die Eschbacher Klippen nach halbrechts bereits angeschrieben. Schon bald zweigt vom Hauptweg ein Pfad nach links ab und führt euch direkt zu den imposanten Eschbacher Klippen. In der sonst so sanft geschwungenen Landschaft wirken diese 12 Meter hohen Quarzfelswände fast wie ein Fremdkörper. Und genau dieser Umstand verleiht ihnen eine geheimnisvolle Aura, der man sich kaum entziehen kann. Kaum ein Wanderer oder Kletterer, der diese Stimmung nicht wahrnimmt und sich gerne am Fuß der Felsen für eine kleine Pause niederlässt. Von den Klippen ist es dann nur noch ein Katzensprung zurück zum Schwarzen Dreieck und zum Parkplatz.
2. Zu „Säunickels Kleiderschrank“
Eckdaten:
Länge: 5,2 km
Höhenmeter: 77 Hm
Dauer: Fit 1,25 Std. / Normal 1,75 Std. / Kids 2,25 Std.
Sonne/Schatten: überwiegend schattige Waldwege
Parkplatz: kostenloser Wanderparkplatz an der L3041 direkt gegenüber der Abzweigung zum Freizeitpark Lochmühle
Festes Schuhwerk: Nicht zwingend
Buggy: ja
Alter: ab 4 Jahren
Der Link zum Nachwandern:
Die Wegbeschreibung:
Bei „Säunickels Kleiderschrank“ handelt es sich um eine hübsche kleine Felsformation an der Talkante des Köpperner Tals, die ihren Namen einer traurigen Geschichte verdankt. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges lebte im Köpperner Tal ein Schweinehirt mit seiner schönen Tochter. Der Schweinehirt trug den Namen Nickel und wurde wegen seines Berufs „Säunickel“ genannt. Um seine Tochter vor den herumstreifenden Landsknechten zu schützen, versteckte er sie oberhalb des Tals zwischen den Felsen. Tag für Tag brachte der Vater seiner Tochter Speiß und Trank und auch so manches Kleidungsstück. Eines Tages jedoch entdeckten einige der so sehr gefürchteten Landsknechte das Versteck und entführten das bedauernswerte Mädchen. Der Säunickel starb kurze Zeit später an gebrochenem Herzen. Noch viele Jahre nachdem sich die traurige Geschichte ereignet hatte, fanden Wanderer und Waldarbeiter zwischen den Felsen Kleider von Säunickels Tochter. Und da sie um das Schicksal des armen Mädchens wussten, nannten sie die Felsen fortan „Säunickels Kleiderschrank“.
Eure Wanderung führt euch vom Wanderparkplatz auf geschottertem Weg mit dem Wanderzeichen Schwarzer Punkt stetig und sanft aus dem Köpperner Tal den Hang hinauf. Oben an der Talkante angekommen, macht der Weg eine Rechtskurve. Dort zweigt ihr auf schmalem Pfad mit der Beschilderung zu „Säunickels Kleiderschrank“ vom Schwarzen Punkt nach rechts ab und erreicht schon bald die Felsformation. Von dort folgt ihr weiter dem Pfad und haltet euch an der nächsten Weggabelung ohne Wanderzeichen auf dem Schotterweg rechts. Dieser Schotterweg führt euch ohne Wanderzeichen geradeaus immer weiter nach unten. Nach etwa 2 km, rechts von euch könnt ihr die Straßengeräusche wieder gut hören, zweigt ihr ohne Wanderzeichen vom breiten Schotterweg nach rechts in einen bald schmal werdenden Pfad ab und erreicht kurz darauf den Wanderparkplatz.
3. Wildgehege und Traumwald im Tal der Sieben Bäche Büdingen
Eckdaten:
Länge: 4,4 km
Höhenmeter: 86 Hm
Dauer: Fit 1 Std. / Normal 1,25 Std. / Kids 2 Std.
Sonne/Schatten: überwiegend schattige Waldwege
Parkplatz: kostenloser Wanderparkplatz (Vogelsbergstraße) am nördlichen Ortsrand von Büdigen
Festes Schuhwerk: Nicht zwingend
Buggy: nein
Alter: ab 4 Jahren
Noch mehr zum Wildgehege Büdingen lest ihr sehr gerne hier:
https://www.wildpark-buedingen.de/
Und hier der Link zum Nachwandern:
Die Wegbeschreibung:
Auf bequemem Schotterweg wandert ihr vom kostenlosen Parkplatz über die Straße geradeaus zum Startpunkt des Rundwegs im nahe gelegenen, großzügig gestalteten Wildgehege. Die Hirsche und Rehe sind zutraulich und ganz schön gierig – danke lieber Futterautomat ;-). Der Schotterweg führt euch, nachdem ihr das Gehege passiert habt, in den Wald und dort immer an einem munter gurgelnden Bächlein entlang (hier gibt es auch eine Kneipp-Gelegenheit), bis ihr mit dem „Schweigeweg“ (nicht buggytauglich) den Bach überquert und den Hang nach oben steigt. Oben angekommen, biegt ihr nach rechts in den Schotterweg ein und folgt diesem, vorbei an mehreren putzigen Holzskulpturen, durch den Wald und schließlich über die Streuobstwiesen zurück zum Startpunkt des Wildgeheges. Von dort geht es nach links zurück zum Parkplatz.
4. Saalburg-Wanderung
Länge: 6,0 km
Höhenmeter: 209 Hm
Dauer: Fit 1,75 Std. / Normal 2.25 Std. / Kids 2,75 Std.
Sonne/Schatten: ausgeglichenes Verhältnis zwischen schattigen Wald- und sonnenbeschienenen Feldwegen
Parkplatz: kostenloser Parkplatz „Römerkastell Saalburg“
Festes Schuhwerk: Ja, unbedingt
Buggy: nein
Alter: ab 6 Jahren
Link zum Nachwandern:
Die Wegbeschreibung:
Vom Parkplatz der Saalburg bergab gehend, führt euch der Limes-Erlebnispfad mit dem Wanderzeichen des Schwarzen Wachturms nach rechts entlang der Saalburg und dann, immer wieder belohnt von prächtigen Panoramablicken, sanft und stetig hinauf auf das Plateau des Hollerkopfes. Dort angelangt, zweigen vom Limes-Erlebnispfad zwei unmarkierte Pfade nach rechts und nach links ab. Der linke Pfad führt euch zu einem Aussichtspunkt, von dem aus sich euch ein toller Blick bis nach Frankfurt bietet. Dann kehrt ihr zum Limes-Erlebnispfad zurück und folgt der rechten Abzweigung auf dem spannenden und steinigen Hans-Stephan-Pfad steil nach unten. Vorsicht: Rutschgefahr beim Abstieg! Zieht am besten Wanderschuhe für einen sicheren Tritt an! Unten angelangt, gabelt sich der Weg in eine geteerte Straße. Dieser folgt ihr einfach nach rechts und gelangt bequem bergab zurück zur Saalburg.
Ausflugsziel für Familien
Freizeitpark Lochmühle in Wehrheim
Dieser liebevoll gestaltete und gepflegte Freizeitpark in der Nähe der Saalburg begeistert vor allem Kinder bis 10 Jahre. Es gibt altersgerechte Fahrgeschäfte, jede Menge Kletter- und Spielgerätschaften, Rast- und Grillgelegenheiten. Abgerundet wird das Ganze mit dem landwirtschaftlichen Flair, inklusive Tieren (Pferde, Ponys, Kühe, Ziegen, Schafte, Kaninchen, Hühner, Enten, ...), der einst auch als Bauernhof genutzten Getreidemühle. Auch historisch hat die Lochmühle einiges zu bieten. So finden sich auf dem Gelände zum Beispiel Überreste eines Römerkastells. Die Mitte des 13ten Jahrhunderts erstmals erwähnte Lochmühle wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört und wieder aufgebaut. Im 18ten Jahrhundert diente sie scheinbar einer Räuberbande als Unterschlupf. Zumindest wurden hier der „Heiden-Ernst“ und seine Räuberbande gefasst.
Mehr dazu erfahrt ihr sehr gerne hier:
Unser Fazit:
Bestimmt gibt es in der Wetterau und im Taunus noch ganz viele andere wunderschöne Orte. Doch für mehr haben die 6 Tage, die wir hier verbringen durften, leider nicht ausgereicht. Unsere nächste Station wird der Odenwald. Mal sehen, ob wir dort auch so angenehm überrascht werden.
Hoffentlich ist es uns gelungen euer Interesse für die Wetterau und den Taunus zu wecken. Wenn ja, wünschen wir euch schon jetzt …
Viele Späße beim Entdecken!
Die 3 Pavels
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