Fantastische Höhlen bei Essing im Altmühltal

 


Gegenüber des malerisch unterhalb der Burgruine Randeck gelegenen Örtchens Neuessing im Altmühltal findet Ihr mit den Klausenhöhlen eines der faszinierendsten Höhlensysteme der Frankenalb. Zusätzlich erwarten Euch auf dieser Tour der Aussichtspunkt Maifelsen, eine liebevoll geschmückte Waldkapelle, sowie die gewaltige Kastlhänghöhle. Große Teile der Wanderung führen auf breiten und bequemen Schotterwegen und es gilt nur zwei steile Aufstiege auf schmalen Pfaden zu meistern.


Highlights:

  • Klausenhöhlen
  • Maifelsen
  • Waldkapelle
  • Kastlhänghöhle (auch Steinzeithöhle genannt)
  • Holzbrücke Tatzlwurm


Eckdaten:

  • Länge: 12,9 km
  • Höhenmeter: 260 Hm
  • Dauer: 5 Stunden inklusive ausgiebiger Höhlenerkundung
  • Sonne/Schatten: Aufgrund der breiten, kaum schattigen Waldwege etwa zu 2/3 Sonne
  • Start-/Endpunkt: Wanderparkplatz bei Heidenstein gegenüber von Altessing 
  • Parkplatzgröße: ca. 8 PKW's 
  • Festes Schuhwerk: Ja
  • Taschenlampen: Unbedingt
  • Buggy: Nein, aufgrund der Aufstiege. Der Talweg hingegen ist gut mit Buggy befahrbar.
  • Alter: ab 8 Jahren


Die Karte:

 


 

Googlemaps-Start-/Endpunkt:

https://goo.gl/maps/i1N4aRqsLep8kufB9 


Der Link zum Nachwandern:

https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/bayerischer-jura/fantastische-hoehlen-bei-essing-im-altmuehltal/204793251/


Die Wegbeschreibung


Zu den Klausenhöhlen

Vom Wanderparkplatz unterquert Ihr die Brücke nach Nordwest und biegt nach dem kleinen Essinger Ortsteil Heidenstein von dem breiten Schotterweg mit dem Altmühltal-Panoramaweg nach links in den Wald ab. Schon hier bietet sich, durch die Bäume hindurch, immer wieder ein prachtvoller Blick hinüber zu den Felsmassiven des Kreuzfelsens und zur Burgruine Randeck.




Über einen Grafen, der einst dort oben mit seiner Gräfin lebte, gibt es eine alte Sage.


Die teuflische Wildsau

Vor langer Zeit war die Burg Randeck als arges Raubritternest berühmt und berüchtigt. Die Burggrafen lauerten mit ihrer Bande mordlustiger Spießgesellen von den Zinnen der Burg aus ahnungslosen Handelszügen auf, die im Altmühltal auf dem Weg von und nach der Handelsstadt Nürnberg waren. Es war ihnen ein einbringliches Geschäft die Nürnberger Pfeffersäcke zu berauben oder gar als Geiseln zu nehmen, um ein fettes Lösegeld für die unglücklichen zu erpressen, die bis zum Tag ihrer Auslösung im dunklen Verlies der Burg Randeck ausharren mussten. Manch einer, für den das hohe Lösegeld nicht bezahlt werden konnte, musste in dem feuchten Kerker elends verhungern. Einer der Grafen, Fritz von Randeck war sein Name, war nicht nur ein gefürchteter Raubritter. Auch ein arger Wüstling und Lüstling soll er gewesen sein. Zwar war er verheiratet und lebte mit seiner ahnungslosen Gräfin und den gemeinsamen Kindern hoch oben in den Gemächern der Burg. Doch so manch schöne Maid aus dem Tal musste ihm und seiner Wollust im Laufe der Jahre zu Willen sein. Eines abends, der Graf war mit seiner Gefolgschaft in der Dämmerung zur Wildschweinjagd ausgeritten, schlich sich eine verhüllte Gestalt heimlich in die Burg. Vorbei an den Wachen glitt sie im Schatten eng an den Mauern entlang und die Treppen zu den Gemächern der Herrschaften hinauf. Als sie die Gemächer der Gräfin erreichte, klopfte die Gestalt zaghaft an die massive Eichentür. Die Gräfin öffnete. Die Gestalt lüftete ihren Umhang und gab sich als junge Frau zu erkennen. In ihren Armen hielt sie einen schlafenden Säugling. Die Gräfin bat die Fremde herein. Da hob die Frau an und erzählte der fassungslosen Gräfin, wie sie vor einem Jahr von dem schamlosen Grafen geschändet worden war und dass das Kind, das sie in den Armen hielt, das Ergebnis dieser bösen Tat sei. Die Gräfin brach unter Tränen zusammen und beide Frauen beklagten ihr Unglück. Einige Zeit später stürzte ein aufgebrachter Diener in das Gemach der Gräfin und berichtete Ungeheuerliches. Im Laufe der Jagd habe die Jagdgesellschaft einen kolossalen Eber im Dickicht ausgemacht. Das gewaltige Tier, das vom Nahen der Jäger gänzlich unbeeindruckt schien, wollte der Graf, ruhmessüchtig wie er war, mit seinen eigenen Händen erlegen. Schon oft war ihm Vergleichbares gelungen. So stieg er vom Pferd, zog sein Jagdmesser und stieg dem Eber ins Dickicht entgegen. Es erklang fürchterliches Kampfgetöse. Das Schnauben des Ebers auf der einen, die Schreie und das Fluchen des Grafen auf der anderen Seite. Da plötzlich durchschnitt ein sengender Blitz die Nacht. Aus dem Dickicht leuchtete es Blutrot. Das Schnauben des Ebers ging in ein teuflisches Lachen über. Aus den Kampfrufen des Grafen wurden panische Schreie. Die Jagdgesellschaft wagte nicht hinüber und ihrem Herren zu Hilfe zu eilen. So gespenstisch und unheimlich war die Situation den sonst so furchtlosen Gesellen. Aus den panischen Schreien wurden Schmerzensschreie. Und plötzlich entfernten sich diese Schreie und das diabolische Lachen Stück für Stück. Das rote Leuchten wurde ebenfalls immer schwächer und verschwand schließlich, zusammen mit den Schreien, in der finsteren Nacht. So hatte der Teufel in Form eines riesigen Ebers den ruchlosen Grafen geholt und in die Untiefen der Hölle gezerrt. Das alles geschah genau in dem Augenblick, in dem die Gräfin der Untreue und der Schändlichkeit ihres Gatten gewahr wurde.


Zurück zur Wanderung. Herrlich, wie links und rechts des idyllischen Waldpfades der Frühling in Form meist lilafarbener Buschwindröschen erwacht. Ein Weg, der eher zum gemächlichen Schlendern als zum straffen Wandern einlädt. 

 


Nach etwa 600 Metern auf diesem gemütlichen Weg, erkennt Ihr über Euch die Portale der Klausenhöhlen. Schon von hier unten könnt Ihr erahnen, dass Euch dort oben ein spannendes Abenteuer erwartet. 

 


Und was für eines. Über teils schiefe Treppenstufen geht es, vorbei an der Klausennische, die vor gut 160 Jahren als kleiner Biergarten diente, weiter hinauf zu 4 Höhlenportalen. Die zwei linken Eingänge gehören zur Mittleren Klause. Neben einigen Werkzeugen und einer frühzeitlichen Gravierung eines Pferdes wurde in dieser niedrigen Halle die älteste menschliche Bestattungsstätte Deutschlands gefunden. Hier wurde vor etwa 20.000 Jahren ein 30-40 Jahre alter Mann bestattet. Besiedelt wurde das Altmühltal übrigens schon vor gut 80.000 Jahren. Das milde Klima bescherte den frühen Menschen ein günstiges Jagdrevier. Vom Mammut, über das Nashorn bis hin zum Rentier gab es hier allerlei Köstlichkeiten zu erlegen.

Über einen der mittleren Eingänge gelangt Ihr über einen Vorraum, der irgendwie an eine Hobbit-Wohnung erinnert, durch einen niedrigen Durchgang – Kopf einziehen – in die Obere Klause, einem der eindrucksvollsten Höhlenräume des Altmühltals. 

 


Die Mittlere und Obere Klause sind übrigens durch einen Kamin miteinander verbunden.



Einfach gewaltig, diese große Halle. Im Winter bilden sich hier sogar Stalagmiten und verleihen diesem imposanten Ort einen zusätzlichen Zauber. 

 


Durch die „Hobbit-Höhle“ geht Ihr zurück und in das rechte Höhlenportal. Dort erwartet Euch linker Hand der an einen Fantasy-Film erinnernde, schmale Eingang in einen fantastischen, weit in den Berg hineinreichenden Klausengang.

 

 

Schmal und finster wird es schon nach wenigen Metern, wenn der Gang sich zuerst nach rechts, dann links windet. Immer tiefer führt Euch dieser Gang in den Berg hinein. 

 


Als hätten ihn Zwerge vor Urzeiten gegraben, wird er stellenweise ganz schön niedrig. Dem fantasievollen Wanderer mag hier das Liedchen „Hei-Ho, Hei-Ho, wir sind vergnügt und froh!“ in den Ohren klingen. Achtet genau auf Eure Schritte! Je weiter Ihr kommt, desto matschiger und rutschiger wird der Lehmboden. In einer Halle thront sogar ein großer, geschwärzter Tropfstein. 

 


Und in einer Nische hat sich ein Lehmkünstler verewigt.

 



Zum Maifelsen

Wenn Ihr genug entdeckt habt, kehrt Ihr durch den Gang zurück, steigt über die Treppen wieder hinunter zum Altmühltal-Panoramaweg und biegt nach links in diesen ein. Hier erwartet Euch noch der Eingang zur Unteren Klausenhöhle. Diese diente in Zeiten des Biergartenbetriebs als Bierkeller. Schon wenige Meter später zweigt Ihr mit einem schmalen Pfad - der kaum erkennbaren Beschriftung an einem Baum folgend -  nach links oben zum Maifelsen ab. In Kehren trägt Euch dieser Weg durch ein malerisches Felsental hinauf und dem Aussichtspunkt Maifelsen entgegen.

 


Oben bietet Euch eine natürliche Bank Gelegenheit für eine kurze Rast mit hervorragender Aussicht hinüber zur Burgruine Randeck. Bis zur Befreiungshalle oberhalb der Donau könnt Ihr blicken. Der Maifelsen verdankt seinen Namen übrigens dem Umstand, dass hier oben früher der Maibaum des Ortes Essing aufgestellt wurde. Und noch früher wurde der Felsen als religiöser Ort genutzt. Unterhalb davon fanden sich jede Menge Scherben frühzeitlicher Gefäße, die offenbar von der Kante aus hinuntergeworfen wurden.

 

 

Ein guter Moment für eine weitere Geschichte.


Die Drei Steinernen Brüder

Neben dem Grafen Fritz lebten auf der Burg Randeck im Laufe der Jahre noch viele andere ruchlose Gesellen. Darunter waren auch drei Brüder, die allerorten, aufgrund ihres rohen und ungestümen Verhaltens, gehasst und gemieden wurden. Aus diesem Grund wollte keine ehrbare Frau aus der Umgebung einen der drei Brüder ehelichen. Nachdem ihre Brautschau lange Zeit erfolglos geblieben war, beschlossen sie eines Tages für jeden von ihnen eine Edelfrau aus dem nahe gelegenen Kloster Weltenburg zu rauben. Denn zu dieser Zeit diente das Kloster verzweifelten Edelfrauen als komfortabler Zufluchtsort. Und so machten sich die drei Brüder eines Morgens über den alten Keltenwall zum Kloster auf. Mit einem alten Kahn überquerten sie die Donau. Bei der Überfahrt wollte der Jüngste der Drei auf dem Grund die schimmernden Rüstungen dreier toter Ritter erspäht haben. Nachdem er sich die Augen gerieben hatte, erblickte er an der selben Stelle eine Wassernixe, die ihm freundlich zuwinkte. Seine zwei älteren Brüder wischten diese Erscheinung gedankenlos beiseite und machten ihr Boot am anderen Ufer im Schilf fest, in dem sie sich bis Tagesanbruch verbargen. Im Licht der ersten Sonnenstrahlen öffnete sich das Tor des Klosters, und einige Edelfräulein traten heraus, um am Steinstrand ein wenig die Wärme der Sonne zu genießen. Die Unholde sprangen aus dem Schilf, rannten auf die Damen zu, packten drei von ihnen und zerrten diese zu dem versteckten Kahn. Der Klostervogt, der die Hilferufe der Damen hörte, eilte den Verzweifelten und ihren Entführern mit einer Schar Bewaffneter in einem deutlich schnelleren Boot hinterher. Die Verbrecher, von Angst erfüllt, dass sie vom Klostervogt gefasst und hart bestraft würden, sprangen ins Wasser, um sich schwimmend ans Ufer zu flüchten. Doch als sie ins Wasser gesprungen waren, ergriff die vormals freundliche Nixe die Unholde und verwandelte sie in Steine. So wurden die drei Brüder ihrer gerechten Strafe zugeführt und ragen noch heute als als drei runde Felsrücken beim Donaudurchbruch aus dem Wasser.


Zur Waldkapelle

Hier oben auf dem Maifelsen findet Ihr an einem Baum einen Wegweiser Richtung Waldkapelle. Diesem folgt Ihr in den Wald. Schon bald verstummen hier oben die Verkehrsgeräusche aus dem Tal. Breite Schotterwege führen Euch durch den Wald der Waldkapelle entgegen. Eine Kreuzung, an der die Galgenhänge ausgeschildert sind, überquert Ihr geradeaus und erreicht schließlich die Kreuzung, an der ihr einen weiteren Rastplatz und die idyllische, hölzerne Waldkapelle findet. Aus Rundhölzern erbaut und mit einem kleinen Turm steht sie hier im Wald. 

 


Im Inneren findet Ihr eine wahre Sammlung an Heiligenfiguren und Devotionalien. Hier wurde ein kleiner, feiner Kraftort geschaffen, der zum Verweilen und Innehalten einlädt.

 



 

Zur Kastlhänghöhle

An der Kapelle biegt Ihr von Eurem bisherigen Weg nach rechts ab und wandert, vorbei an einer Freifläche, zur nächsten Kreuzung, an der Ihr mit dem Essinger Rundweg Nummer 5 erneut nach rechts abbiegt. Nach 1,3 km, auf denen Ihr einige wunderschöne Waldstücke passiert, gelangt Ihr mit dem Rundweg Nummer 5 an den Waldrand und eine große Ebene.

 



An der Ebene biegt Ihr ohne Wanderzeichen, am Waldrand entlang, nach rechts unten ab. Bei der nächsten Gelegenheit biegt Ihr, weiterhin ohne Wanderzeichen, rechts in den Wanderweg durchs Galgental ein. Hier fließt ein Bächlein, an dem wir das seltsame Verhalten geschlechtsreifer Erdkröten zur Paarungszeit beobachten durften. 

 



In den Monaten März und April machen sich die Erdkröten auf Hochzeitsreise. Auf dem Weg zum bevorzugten Laichgewässer gabeln die Weibchen den jeweils erwählten Märchenprinzen unterwegs auf und nehmen diesen für den Rest des Weges Huckepack. Am auserwählten Laichgewässer findet dann die, oft mehrere Tage dauernde, Paarung statt. Danach trennen sich die Liebenden und lassen ihren Nachwuchs, der schon nach einigen Tagen in Form tausender Kaulquappen schlüpft, zurück. Helikoptereltern sind Kröten also offensichtlich nicht ;O).

Ihr wandert immer bergab und trefft weiter unten auf den Essinger Rundweg Nummer 4, der Euch hinunter ins Altmühltal trägt. Dort biegt Ihr nach links in den Essinger Rundweg Nummer 5 ein. Diesen verlasst Ihr bereits nach 200 Metern mit einem schönen, schmalen Pfad leicht nach rechts. Vorbei an einer Einzäunung geht es leicht bergab. Haltet Euch bei der nächsten Möglichkeit links. Schon nach wenigen Metern erhebt sich links von Euch eine gewaltige Kletterwand. 

 


Hier folgt Ihr dem schmalen Pfad, zwischen moosbewachsene Felsen hindurch, in Kehren nach links oben. 

 


Dort oben erwarten Euch die zwei Eingänge der gewaltigen Kastlhänghöhle. 

 


Im Inneren fühlt man sich fast wie in einer uralten Naturkirche. So hoch hängt die Höhlendecke. Dazu die gewaltigen Felsbrocken auf dem Höhlenboden und im hinteren Teil eine niedrige Grotte, die unseren Vorfahren einst als Lagerstätte diente. Wie beeindruckt müssen die frühen Menschen von diesem kraftvollen Ort gewesen sein. Genau an Orten wie diesen mag der Glaube an allmächtige Wesen entstanden sein. Wesen und Gottheiten, die als einzige in der Lage gewesen sein konnten, derart erhabene Plätze zu erschaffen.

 



 

Der Rückweg

Von der Kastlhänghöhle steigt Ihr wieder zum Wanderweg hinunter und von dort hinunter zum Uferweg, in den Ihr nach rechts einbiegt und dem Ihr zurück zum Wanderparkplatz folgt. Auf diesem flachen und bequemen Wegstück bieten sich Euch noch jede Menge fantastischer Ansichten. Unter anderem passiert Ihr bei Essing den 193 Meter langen Tatzlwurm, eine der längsten und, mit ihrem unverwechselbaren Schwung, einzigartigsten Holzbrücken Europas, die sich wie ein Drache über den Main-Donau-Kanal schwingt.

 


Schließlich erreicht Ihr den Parkplatz und beendet diese spannende und entspannende Wanderung.

Ganz in der Nähe befindet sich die bekannte Tropfsteinhöhle Schulerloch. Sofern geöffnet, regulär von April bis Anfang November, sei allen, die nach dieser Tour noch immer nicht genug von Höhlen haben, ein Besuch dieser Tropfsteinhöhle empfohlen. In Pandemiezeiten lohnt sich immer ein Blick auf die Homepage www.schulerloch.de, um zu prüfen, ob die Höhle aktuell geöffnet ist.

Hoffentlich ist es uns gelungen Euer Interesse für diese Wanderung zu wecken. Wenn ja, wünschen wir Euch schon jetzt …


Viele Späße beim Entdecken!

Die 3 Pavels

 


 

 


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Felsenwunderwelt zwischen Wiesent- und Aufsesstal für Kinderfüsse

Klingender Wasserfall – auch für ganz kleine Füße geeignet

Muggendorfer Höhlenwanderung