Kraftvolle Orte auf dem Pretzfelder Kirschenweg
Auf dem Pretzfelder Kirschenweg gibt es, neben den namensgebenden Obstbäumen, noch einige andere, wirklich großartige Sehenswürdigkeiten. Natürlich geht es auch um Kirschen. Schließlich ist die Gegend um Pretzfeld das größte zusammenhängende Süßkirschenanbaugebiet Mitteleuropas. Ein Titel, auf den man zu Recht stolz ist und der Jahr für Jahr Mitte Juli mit dem Kirschenfest gefeiert wird. Doch auf dieser Wanderung spielen die Kirschbäume eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr führt Euch der Kirschenweg zu einigen der schönsten Kraftorte der Fränkischen Schweiz.
Gleich zu Beginn der Wanderung passiert Ihr den urigen Pretzfelder Keller. Danach geht es hinauf zum Pretzfelder Judenfriedhof und zum magischen Burgstall Dietrichstein, bevor es entlang der herrlichen Sinterkaskaden des Weißenbachs hinunter Richtung Wannbach geht. Im Wald oberhalb von Wannbach verlasst Ihr den Kirschenweg für eine Weile und folgt dem Weißenbach und dem Wanderzeichen Rotkreis weiter hinab ins Trubachtal. Dort biegt Ihr nach rechts in die Straße ein und folgt dieser bis zur nächsten Gelegenheit nach rechts oben abzubiegen. Oben im Wald angekommen, biegt Ihr mit dem Grünkreis nach links ab und wandert, vorbei an einem schönen Rastplatz mit Marienstatue, bequem zurück zu den Pretzfelder Kellern. Auf diesem letzten Wegstück gelangt Ihr auch wieder auf den Kirschenweg.
Doch zuerst einmal die Anfahrtsbeschreibung:
Von
Nürnberg kommend, fahrt Ihr auf der A73 nach Forchheim. Ihr verlasst
die Autobahn an der Ausfahrt Forchheim Süd, überquert die erste
Kreuzung und fahrt weiter geradeaus auf der Willy-Brandt-Allee nach
Forchheim hinein. Hinter dem Forchheimer Bahnhof biegt Ihr rechts auf
die Eisenbahnbrücke Richtung Ebermannstadt in die Bayreuther Straße
ein. Direkt hinter der Brücke biegt Ihr erneut rechts ab, um auf der
Bayreuther Straße zu bleiben. Nun befindet Ihr Euch auf der B470,
die Euch aus Forchheim hinaus und in die Fränkische Schweiz führt.
Etwa fünf Kilometer, nachdem Ihr Forchheim, mit Blick aufs
wunderschöne Walberla, verlassen habt, biegt Ihr, der Beschilderung
nach Gräfenberg/Egloffstein/Pretzfeld folgend, nach rechts ab. Ihr
erreicht Pretzfeld auf der Walter-Schottky-Straße. Diese mündet in
die Hauptstraße, in die Ihr nach links einbiegt. Ihr bleibt
geradeaus auf der Hauptstraße und verlasst den Ort. Nach etwa 300
Metern weist Euch ein Parkplatzschild die Abzweigung nach rechts auf
den großen und kostenlosen Wanderparkplatz Pretzfelder Kirschenweg.
Zum Pretzfelder Keller
Am
Wanderparkplatz findet Ihr schon zwei Informationstafeln. Im weiteren
Verlauf werdet Ihr noch auf weitere Tafeln mit interessanten
Informationen zum Kirschenanbau und der fränkischen Flora und Fauna stoßen.
Vom Wanderparkplatz führt Euch das Wanderzeichen des Kirschenwegs
auf der Teerstraße hinauf zum Pretzfelder Keller. In der ersten
Hälfte Eurer Wanderung, bis zum Weißenbach, wird der Kirschenweg
Euer Wanderzeichen bleiben. Der Pretzfelder Keller, dieser urige Ort,
bietet etwa 350 Sitzplätze, die kunterbunt im Wald verteilt sind. Es
gibt Biertische mit großartiger Aussicht hinüber zum Walberla und
zur Vexierkapelle. Jedoch auch Bänke, die versuchen sich im kühlen
Schatten der Kellerfelsen vor neugierigen Blicken zu verbergen. Sogar
auf kleinen Anhöhen finden sich einzelne Tische.
Bierkeller haben in der Fränkischen Schweiz jahrhundertealte Tradition. Da in Franken seit jeher gerne Bier gebraut und noch lieber getrunken wurde, fanden die Brauereien in den eigens zu diesem Zweck in den Fels getriebenen Kellern mit ihren übers Jahr konstant bleibenden Temperaturen den perfekten Ort für die Lagerung des kostbaren Gerstensaftes. Als die Braumeister auf die clevere Idee kamen, dass es auf Dauer lukrativer ist die Gäste zum Bier auf den Keller als das Bier hinab in den Ort zu den Gästen zu bringen, wurden die fränkischen Keller bald zum beliebten Ausflugsziel. Oft wurde hier nur Bier ausgeschenkt. Ihre Brotzeit mussten die Gäste selbst mitbringen. Auf vielen Kellern ist es auch heute noch erlaubt seine mitgebrachte Brotzeit zu verzehren.
Schon
vor dem Bewirtungsbereich flankieren gemauerte Kellereingänge Euren
Weg. Auf dem gesamten Areal begleiten Euch die rustikalen Portale,
die in den Berg führen. Ein wenig fühlten wir uns wie im Reich der
Zwerge, wo ein Stollen nach dem anderen in den Berg getrieben wird,
um nach den Schätzen der Erde zu graben.
Zum Judenfriedhof
Es geht mit dem Wegzeichen des Kirschenwegs weiter bergan. Die Straße wird zum Schotterweg. Schon bald gelangt Ihr an eine Weggabelung. Euer Weg führt Euch mit der Beschilderung zum Judenfriedhof und Dietrichstein nach links hinauf auf den Judenberg.
Kurz
nachdem Ihr den Judenberg erklommen habt, erreicht Ihr auch schon die
Mauer des Judenfriedhofs. Ein stiller und besinnlicher Ort mitten
Wald. Nur das Rauschen des Windes in den Baumkronen über uns war zu
hören. Durch das verschlossene Tor wagten wir verstohlene Blicke auf
den Totenacker.
In
der Fränkischen Schweiz finden sich verhältnismäßig viele
jüdische Friedhöfe. Das liegt vor allem daran, dass der fränkische
Landadel im 15ten und 16ten Jahrhundert den Juden, die aus Altbayern
und den Reichsstädten vertrieben wurden, Zuflucht und Schutz bot.
Dieses, nur vordergründlich selbstlose und tolerante, Verhalten war
vor allem der Tatsache geschuldet, dass sich der Adel von den Juden
gerne Geld lieh, um seinen Luxus zu finanzieren. Juden konnten hier,
und das war etwas Besonderes, ab 1813 sogar Bürgerrechte und
Grundbesitz erwerben. Jedoch waren sie in Ihrer Bewegungsfreiheit
eingeschränkt. Denn es galten strikte Begrenzungen der Anzahl
jüdischer Familien an einem Ort. Im Vergleich mit anderen Gegenden
ging es den fränkischen Juden im Allgemeinen jedoch ziemlich gut.
Das änderte sich im Dritten Reich dramatisch. Sie wurden vertrieben
und deportiert. Ihre Synagogen und Friedhöfe wurden geschändet. So
auch der Pretzfelder Judenfriedhof, dessen Grabsteine 1945 sogar als
Baumaterial verkauft wurden.
Zum Dietrichstein
Vom
Judenfriedhof windet sich der Kirschenweg auf einem wunderschönen,
nach Regen teilweise recht matschigen, Waldweg über die Ebene.
Etwa 1km vom Judenfriedhof entfernt gelangt Ihr zum Burgstall Dietrichstein. Erkennbar sind der ehemalige Burggraben und ein paar Mauerreste. Eine schmale Steintreppe und ein enger Pfad führen Euch aus dem Graben auf das Burgplateau und hinüber zum Aussichtspunkt.
Das genaue Alter der Fliehburg Dietrichstein ist zwar nicht bekannt. Doch aufgrund Ihrer Lage zur Hochfläche hin, ist davon auszugehen, dass sie lange vor der Erfindung des Schießpulvers erbaut wurde. Denn einem Geschützangriff hätte die Anlage nicht lange standgehalten.
Wichtiger
als der historische Hintergrund war für uns die Stimmung, die über
diesem Ort liegt. Uralt und kraftvoll. Der massive Fels, auf dem Ihr
Euch befindet, strahlt eine eigenartige Ruhe aus und vermittelt
Stärke und Sicherheit. Der Blick in die Ferne hinüber bis zur
Vexierkapelle begeistert und zieht den Besucher in seinen Bann. Die
Bank am Aussichtspunkt lädt zu einer frühen Rast ein, die sich
schnell zu einer längeren Pause auswachsen kann.
Und wenn Ihr schon mal bequem sitzt, könnt Ihr auch gleich einer alten Sage lauschen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Der Schatz im Dietrichstein
Vor vielen Jahren war die Burg Dietrichstein schon lange verfallen. Nur ein paar lose herumliegende Steine zeugten noch davon, dass auf dem Fels einst eine stolze Burg thronte. Und doch zog es immer wieder mutige Schatzsucher hinauf zum Dietrichstein. Doch nicht, um die schöne Aussicht zu genießen. Sondern um den tief im Berg verborgenen Schatz zu finden und zu heben. Schon viele Abenteurer hatten nach dem Schatz gesucht. Die Glücklichen von ihnen hatten ihn nicht gefunden und waren mit leeren Händen zurückgekehrt. Doch es gab auch viele, die in den Berg hinabgestiegen und nicht zurückgekehrt waren. Von ihnen erzählte man sich unten im Trubachtal, dass sie im Innern des Berges eine große schwarze Truhe gefunden hätten. Beim Öffnen des Deckels habe eine unsichtbare Macht die Unglücklichen gepackt und in die Truhe hineingezogen, um sie tief in die Finsternis des Berges zu zerren. Einen tapferen Ritter, der eines Tages das Trubachtal durchquerte, schreckten die Schauergeschichten der Dörfler nicht. Er hatte bereits unzählige Kämpfe gefochten, Monster besiegt und Jungfrauen gerettet. Von einer verfluchten Truhe wollte er sich nicht ängstigen lassen. Und so stieg er in der Nacht hinauf zu Dietrichstein. Ein keckes Liedchen auf den Lippen verspottete er die dunklen Mächte, die im Fels hausen sollten. Er erreichte das Plateau und fand den versteckten Eingang, der in die Höhle im Berg führte. Nachdem er auf Knien hineingekrochen war, fand er sogar die große, schwarze Truhe. Bevor er sie öffnete, zückte er sein Schwert, um alles, was im nächsten Moment beim Öffnen nach ihm greifen könnte abzuhacken. Langsam, mit einem lauten und ohrenbetäubenden Quietschen, öffnete er den schweren Deckel. Doch wie überrascht war er, als statt einer Geisterhand ein Berg goldener Taler im inneren der Truhe zum Vorschein kam. Gierig begann er sich das Gold in die Taschen zu stopfen. Doch die waren bald prall gefüllt. Wie sehr bedauerte er es nun, keinen Sack mit auf den Berg genommen zu haben. Er nahm seinen Helm vom Kopf, füllte diesen mit Gold und setzte ihn wieder auf. Dann stopfte er einige Münzen in seine Schuhe. Noch ein paar in seine Unterwäsche. Am Ende füllte er in seiner Gier sogar seinen Mund mit Gold. So, über und über mit Gold befüllt, kroch er aus der Höhle hinaus. Doch in dem Moment, in dem er aus dem Berg ins Freie trat, begann das Grauen. All die Taler erhitzten sich. Immer heißer und heißer wurde das Gold. Überall am Körper fing es an zu glühen und der Ritter wurde von fürchterlichen Schmerzen gepeinigt. Nicht einmal schreien konnte er. War doch sogar sein Mund mit Gold gefüllt. Binnen weniger Momente schmolz das Gold, floss in Strömen an ihm herunter und aus dem Mund hinein in seinen Rachen und sein Gedärm. So wurde dem lästerlichen Ritter sein Spott vergolten. Doch der Tod war ihm nicht vergönnt. Bis heute soll der verfluchte goldene Ritter auf dem Dietrichstein umgehen. So lange soll der Fluch andauern, bis die Gier und der Neid der Menschen enden. Und wie wir wissen, wird das wohl nie der Fall sein.
Natürlich haben wir uns auf dem Dietrichstein umgesehen. Und tatsächlich haben wir direkt hinter der Bank des Aussichtspunkt einen alten Graben entdeckt. Wer weiß, ob das nicht der geheime und mittlerweile verschüttete Eingang zur Schatzhöhle ist.
Zu den Sinterstufen des Weißenbachs
Vom
Dietrichsein folgt Ihr weiter dem schönen Pfad des Kirschenwegs, der
Euch bald, in eine Betonstraße mündend ein wenig bergab führt. An
der nächsten Weggabelung biegt Ihr nach links ab. Nach etwa 400
weiteren Metern auf der Betonstraße biegt Ihr mit dem Wanderzeichen
des Kirschenwegs scharf rechts in den Wald ab. Nun wandert Ihr wieder
auf schmalen und weichen Waldwegen. Hier lässt es sich viel bequemer
laufen als auf der harten Straße. Der Waldboden gibt bei jedem
Schritt sanft nach und fängt Euch Tritt für Tritt ein wenig auf,
statt Euch hart abzuweisen.
Die
erste Abzweigung nach links auf diesem Wegstück ignoriert Ihr. Dann
gabelt sich der Weg. Ihr haltet Euch mit dem Kirschenweg links. Nun
führt Euch Euer Weg sanft bergab. Schon bald hört Ihr es munter
plätschern. Ihr erreicht die Quelle des Weißenbachs.
Zuerst
ist er nur ein schmaler, fast unscheinbarer Bachlauf. Doch schon bald
wird aus dem zaghaften Plätschern ein selbstbewusstes Rauschen. Aus
dem schmalen Bächlein wird ein breiter Bach, der sich seinen Weg
durch den Wald nach unten Richtung Wannbach bahnt. Das kalkhaltige
Wasser hat über die Jahrtausende herrliche Sinterstufen gebildet,
über die das Wasser in schier unzähligen kleinen Wasserfällen
hinabfließt.
Wir waren nach einer regenreichen Woche am Weißenbach und hatten riesiges Glück diese herrlichen Sinterstufen mit Wasser erleben zu dürfen. Freunde haben uns erzählt, dass das Bachbett besonders im Sommer schnell austrocknet. Daher unser Tipp: Hebt Euch diese Tour am besten für einen Wandertag nach ergiebigen Regenfällen auf. Und eine große Bitte: Auch wenn das kühle Nass des Baches und die Anmut der Sinterterrassen zum Plantschen und Dämme Bauen verleiten können, lasst diese natürliche Schönheit bitte unberührt und erfreut Euch einfach an dem herrlichen Anblick. Vielen Dank.
Etwa 300 Meter unterhalb der Weißenbachquelle gabelt sich der Weg. Hier verlasst Ihr den Kirschenweg, der links nach Wannbach führt. Ihr bleibt rechts auf dem Rotkreis und wandert weiter am Weißenbach entlang nach unten ins Trubachtal.
Der Rückweg
Wenn
Ihr den Wald verlasst, erblickt Ihr links die ersten Obstbäume auf
Eurer Wanderung.
Der Weg trägt Euch hinunter zur Straße, in die Ihr
nach rechts einbiegt. Denkt bitte daran: Außerorts läuft man immer
auf der linken Straßenseite, damit Ihr Euch besser auf den
entgegenkommenden Verkehr einstellen könnt. Nach 300 Metern zweigt
eine Betonstraße nach rechts oben ab. Dieser folgt Ihr hinauf bis in
den Wald. Es ist übrigens dieselbe Straße, auf der Ihr vorhin
weiter oben schon gewandert seid.
Im Wald zweigt von der Straße der
Grünkreis auf breitem Waldweg nach links ins Wasserschutzgebiet ab.
Der Grünkreis führt Euch bequem zurück zum Pretzfelder Keller und
zum Wanderparkplatz. Erwähnenswert ist eine schöne Marienstatue, zu
deren Füßen eine kleine Bank auf Euch zu warten scheint.
Eine entspannte und mit gerade mal 8,2 km Länge leichte Tour. Die Wander-App berechnet für den Weg 2,5 Stunden. Mit dem ausgedehnten Genießen der Naturschönheiten und Kraftorte kamen wir jedoch auf gut 4 Stunden. So wurde eine wunderschöne Halbtageswanderung daraus.
Hoffentlich ist es uns gelungen Euer Interesse zu wecken. Wenn ja, wünschen wir Euch schon jetzt …
Viele Späße beim Entdecken!
Die 3 Pavels
Länge: 8,2 km
Höhenmeter: 270 Hm
Dauer: 2,5 – 4 Stunden
Festes Schuhwerk: Ja
Alter: ab 6 Jahren
Highlights: Pretzfelder Keller, Judenfriedhof, Burgstall Dietrichstein, Weißenbach-Sinterstufen
Hier noch der Link zum Nachwandern:
Und natürlich die Karte:
Kommentare
Kommentar veröffentlichen