Von Waischenfeld ins sagenumwobene Nankendorf





Die Fränkische Schweiz ist voll von geheimnisvollen und oft auch unheimlichen Sagen und Erzählungen. Der kleine beschauliche, inmitten gewaltiger Felsen gelegene Ort Nankendorf ist in diesem Zusammenhang ein geradezu unerschöpflich wirkendes Füllhorn. Hier gibt es Hexen, Wassergeister, Feuermänner und Pöpel. Das sind Kobolde, die meist ortsgebunden ihr Unwesen und ihren Schabernack treiben. Wir haben uns von dem idyllischen Luftkurort Waischenfeld auf den Weg nach Nankendorf gemacht. Die teils raue und wildromantische Landschaft bietet den perfekten Rahmen, um während einer Wanderung immer wieder einmal die ein oder andere, einen wohligen Schauer erzeugende, Sage zum Besten zu geben. Einige dieser Geschichten, nicht alle sind für die ganz Kleinen geeignet, packen wir Euch auf dieser Wanderung in den Rucksack.

Doch zuerst einmal zur Anfahrtsbeschreibung:
Von Nürnberg kommend fahrt Ihr auf der A9 Richtung Berlin. Ihr verlasst die Autobahn bei der Ausfahrt Trockau und fahrt Richtung Trockau/Waischenfeld/Creußen/Lindenhardt. Folgt nun einfach der Beschilderung nach Waischenfeld. Ihr durchquert Vorderkleebach und Poppendorf, biegt dann links nach Kirchahorn ab und fahrt ein kleines Stück durchs schöne Ahorntal, bevor es in Schweinsmühle rechts hinauf nach Langenloh und danach nach Waischenfeld geht. Ihr fahrt am rechten Wiesentufer über die Vorstadt in den Ort hinein. Schon bald erreicht Ihr die Besucher- und Wanderparkplätze des Ortes. Hier gibt es massig Parkmöglichkeiten.

Schon vom Parkplatz aus könnt Ihr auf der anderen Seite der Wiesent oben am Hang den eindrucksvollen Wehrturm der Burg Waischenfeld erkennen. Er ist das Wahrzeichen des Ortes und wird liebevoll „Steinerner Beutel“ genannt. Dieser stolze Turm sowie die daneben thronende Burg Waischenfeld sollen als letzte Stationen die optischen Höhepunkte Eurer Wanderung werden.

Zur Hubertusgrotte

Vom Parkplatz wendet Ihr Eure Schritte nach Süden und geht auf der Vorstadt ein Stück am Wiesentufer entlang dem Ortsende entgegen. 



 
 

Nach etwa 200 Metern zweigt von der Straße ein Wanderweg nach links in den Wald ab. Schon von der Straße aus erkennt Ihr die gewaltige Felswand, die sich bereits nach wenigen Metern hinter den Bäumen und Hecken erhebt. Ein paar Stufen führen Euch hinauf zum Felsen und damit auf den Wanderweg durch die seit vielen Jahren gepflegte Buchberganlage. 




Seit dem Ende des 19ten Jahrhunderts werden die Wanderwege an diesem Hang gepflegt und am Wegesrand immer wieder Bänke zum Verweilen und Entspannen aufgestellt. An der Felsenwand angekommen, biegt Ihr nach links ab. Durch das Braun der Bäume erkennt Ihr schon das erste Etappenziel Eurer Wanderung - das stattliche Felsmassiv der Hubertusgrotte. Der Hang wurde vor kurzem freigelegt. Dadurch bietet sich Euch ein freier Blick auf die fantastischen Felsen, die sich über Euch in den Himmel strecken. Rechts am Fuß des Massivs führt ein Pfad zur einige Meter weiter oben gelegene Hubertusgrotte. 
 




Diese Felsengrotte mit der darin aufgestellten Bank wirkt wie eine Oase der Erholung. Ein bisschen versteckt, umgeben von schützendem Fels. Hier fühlt man sich sicher und geborgen. Fast möchte man gar nicht mehr aufstehen. Ein guter Platz für unsere erste Erzählung.

Die Metzgermarter
Im Jahr 1727 ging der Waischenfelder Metzgermeister H.W. im Winter bei großer Kälte durchs nahe Ahorntal, um bei den Bauern zu schlachten. Nach getaner Arbeit begab er sich auf den Heimweg. Es wurde bereits dunkel und die Kälte setzte dem Metzgermeister minütlich mehr und mehr zu. Der Wind pfiff ihm unter die Kleider und ließ ihn frösteln. Der Schnee rutschte ihm in die Schuhe und schien dort augenblicklich zu gefrieren und ihn bald still und starr gefroren auf weiter Flur als Eisbildnis zurück zu lassen. Er ging über Zeubach Richtung Waischenfeld. (Diesen Weg werdet Ihr übrigens später auch noch einschlagen). Der Sack mit dem Fleisch der frisch geschlachteten Tiere, das er für seine Arbeit als Lohn empfangen hatte, drückte ihm schwer im Rücken. Als er den Sack ablegte, um für einen kurzen Moment inne zu halten und neue Kräfte zu sammeln, sah er im Zwielicht etwas Großes auf sich zulaufen. Zuerst hielt er es für einen Metzgerhund, der ihm nachgelaufen war. Doch dann erkannte er, dass es sich um einen hungrigen und offensichtlich sehr angriffslustigen Wolf handelte, der dem Duft des frischen Fleisches gierig gefolgt war. Das Tier hatte jede Scheu vor dem Menschen, der die nahe Beute schleppte, verloren und rannte wie von Sinnen auf den armen Metzgermeister zu. Dieser griff geistesgegenwärtig in seinen Sack, packte eine der darin befindlichen Keulen und schleuderte sie dem Wolf entgegen. Während der Isegrim sich über das Fleisch hermachte, schulterte der Metzger seinen Sack und rannte, so schnell er konnte, davon. Doch die Ablenkung erfüllte ihren Zweck nur eine kurze Zeit. Schon bald war ihm der Wolf wieder auf den Fersen. Noch im Lauf griff der Metzger wieder und wieder in den Sack und warf seinem Verfolger ein ums andere Stück Fleisch zum Fraß vor. Auf dass das Tier sich damit begnügen und ihn selbst verschonen möge. Weiter und weiter ging diese wilde Jagd. Der Wolf wollte und wollte nicht satt werden. Als der Metzger erneut in seinen Sack griff, stellte er fest, dass er bereits das letzte Stück Fleisch in Händen hielt. Noch während er es dem Wolf in den gefräßigen Schlund schleuderte, flehte er, gehetzt von der Bestie, den allmächtigen Gott um Beistand an. Und tatsächlich, das letzte Stück Fleisch sättigte das Tier und es ließ von dem Metzgermeister ab. Dieser erreichte erschöpft, doch unverletzt, seine Heimat Waischenfeld. Zum Dank für seine Rettung ließ er noch im selben Jahr eine steinerne Säule mit der Inschrift „H.W.T. 1727“ an dem Platz seiner Rettung aufstellen. In den Bildnischen erkennt man zwei gekreuzte Metzgerbeile.

Zum Freistein

Von der Hubertusgrotte geht Ihr nach rechts und folgt dem Pfad, am Fuß des gewaltigen Felsmassivs entlang, hinüber zum nächsten Ziel, dem Freistein.




Mit dem Freistein hat es eine besondere Bewandtnis. Hier verlief vor vielen Jahren, bis in 18te Jahrhundert, die Landesgrenze zwischen dem Hochstift Bamberg und den hohenzollerischen Besitzungen im Ailsbachtal. Die jeweilige Gerichtsbarkeit endete an dieser Landesgrenze. Wollte sich nun ein Delinquent dem drohenden Urteil entziehen, überquerte er die Grenze und brachte sich dadurch in Sicherheit. Mehr zum Freistein erfahrt Ihr von der dort angebrachten Infotafel.

Mit einem Holzgeländer gesichert, bietet sich Euch schon vom Freistein ein schöner Blick auf den Ort Waischenfeld. Uns hatte es am Freistein vor allem das Ensemble mit der Bank und den dahinter verstreuten Felsen angetan. Ein wirklich schönes Motiv.

Zur Bindlesruh

Vom Freistein wandert Ihr weiter nach rechts und folgt der Beschilderung zur Bindlesruh. Bald biegt Ihr mit der Beschilderung nach links ab. Dann geht es ein Stück ganz schön bergan, bis Ihr den Unterstand Bindlesruh erreicht. Ein guter Ort, um zu verschnaufen und der nächsten Geschichte zu lauschen.




Der Schar- und Sechstein bei Waischenfeld
An dem Weg von Waischenfeld nach Zeubach steht eine alte Marter. Um diese Marter rankt sich eine schauerliche Geschichte. Einst schickte ein Zeubacher Bauer seinen Sohn nach Waischenfeld, um dort eine Pflugschar und eine Sech, eine Sense, zu kaufen. Der Bub, bekannt für seine Trödelei, blieb, wie schon so oft, überlang fort und der Bauer konnte deshalb seine Tagewerk nicht verrichten. Außer sich vor Zorn machte er sich selbst auf den Weg nach Waischenfeld, um seinen Sohn zu suchen. Auf halbem Weg trafen sie zusammen. In seiner Wut entriss er dem armen Jungen die Sense und schlug ihm damit den Kopf ab. Zur Erinnerung an diese furchtbare Mordtat wurde später an dieser Stelle eine Marter errichtet, die das Vorkommnis im Bilde wiedergibt.

Nach Hannberg

Von der Bindlesruh sind es nur noch wenige Meter zu einem Aussichtspunkt Hohe Warte mit grandiosem Blick hinab auf Waischenfeld, ins Wiesenttal und hinüber zur Burg.




Dann geht es über eine Waldtreppe ein Stück hinunter und bei der nächsten Gelegenheit nach rechts. Immer wieder grüßen Euch von oben Felsen. Sogar ein liebevoll gestaltetes Lager im Stil einer Robinson Crusoe Behausung haben wir am Wegesrand entdeckt.

An dem bald erreichten Hohen Kreuz und einer dahinter stehenden Marter biegt Ihr mit dem Gelbkreis nach rechts in den Kirchweg ein.




Dieser führt Euch bald aus dem Wald hinaus auf die Ebene. Links unten im Tal könnt Ihr schon bald das Felsmassiv des Ofenhafenfelsens im Zeubachtal erkennen. Dort wird Euch Euer Weg schon bald hinführen.




Auf der Ebene findet Ihr auch noch eine nette kleine Kapelle mit einem hübschen Marienbild.




Über Zeubach zum Felsmassiv des Ofenhafenfelsens

In Hannberg biegt Ihr mit dem Zeichen des IFS-Wegs – Weißes und Rotes Dreieck – Richtung Zeubach nach links ab. Am Ortsrand von Hannberg findet Ihr übrigens einen sehr liebevoll gestalteten kleinen Brunnen mit Teich und ein paar Sitzgelegenheiten. Dann geht es mit der Straße den Hang hinunter nach Zeubach. Von hier aus könnt Ihr in der Ferne auch den prägnanten Tafelberg der Neubürg erkennen.




Dort biegt Ihr links in die Ortsdurchfahrt ein und durchquert den Ort. Rechts vor Euch erhebt sich das Felsmassiv des Ofenhafenfelsens. An dessen Fuß verlasst Ihr die Straße und geht, ohne erkennbaren Weg, nach rechts den Hang hinauf. Nach ein paar Metern lässt sich im Gebüsch ein Pfad ausmachen, der nach rechts in den Wald und dann, immer schlechter erkennbar, den steilen Hang hinaufwindet. Wenn Ihr diesem Pfad folgt, gelangt Ihr oben an ein weiteres Felsmassiv, an dessen Fuß sich der mit einem Gitter verschlossene, tief in den Fels hineinreichende Eingang zur Försterhöhle befindet. Von der Försterhöhle steigt Ihr wieder hinunter und geht am Fuß des gewaltigen Ofenhafenfelsens nach rechts. 




Dahinter mündet der schmale Pfad in einen unmarkierten, breiteren Weg. Ein kurzer Sprung hinunter auf den Weg und weiter geht es nach rechts. Schon bald gabelt sich der Weg. Ihr bleibt rechts und biegt mit dem Weg nach links ab. Es geht nach Waischenfeld. Linker Hand könnt Ihr bald einen großartigen Blick auf den Steinernen Beutel genießen.




Von Waischenfeld nach Nankenfels

Dann gelangt Ihr nach Waischenfeld und mündet dort mit dem Weg in die Zeubacher Straße. Schon bei der ersten Gelegenheit biegt Ihr rechts ab und haltet Euch rechts. Es geht bergan. Der Weg macht bald eine Links-, dann eine Rechtskurve. Danach geht es ein ganzes Stück immer geradeaus nach oben. Nach etwa 600 Metern stoßt Ihr wieder auf den IFS-Weg mit dem weißen und dem roten Dreieck, in den Ihr nach links einbiegt. Der IFS-Weg führt Euch direkt nach Nankendorf. Auf dem Weg dorthin kommt Ihr an der Dreifaltigkeitsmarter vorbei. Auch diese hat eine eigene Geschichte.





Die Dreifaltigkeitsmarter zu Nankendorf
In alten Zeiten, lange bevor die Marter aufgestellt wurde, um den Pilgern als Sammelstelle zu dienen, bevor sie nach Nankendorf hineinzogen, galt der Ort als Tummelplatz für das „Wütende Heer“. Das waren, und sind vielleicht noch immer, Dämonen und Geister, die in windumtosten Nächten allerorten in der Fränkischen Schweiz ihr Unwesen trieben, dabei mit dem Wind heulten und schrien und Wälder und Ernten verheerten. Unglückliche Wanderer, die des Nachts dem Wütenden Heer begegnen, mussten sich auf der Stelle zu Boden werfen und das Gesicht vor der heranbrausenden Horde verbergen. Wer das nicht tat, dem drohte fürchterliches Unheil. Es wird von Wanderern berichtet, die nach Ihrer Begegnung mit dem Wütenden Heer von schlimmen Schmerzen geplagt wurden und von diesen nur befreit werden konnten, wenn sie genau ein Jahr später erneut an die Stelle zurückgingen, wo sie jahrs zuvor auf das Wütende Heer gestoßen waren. Verständlich, dass schon die bloße Vorstellung, der Geisterhorde erneut zu begegnen, Angst und Schrecken auslöste. An der Stelle der Dreifaltigkeitsmarter sollen die wilden Reiter ihr Unwesen ganz besonders schlimm getrieben haben. Zum Schutz der Wälder und Felder wurden die Dreifaltigkeitsmarter und in der näheren Umgebung noch weitere Gottesbilder aufgestellt. Erst nachdem eine große Anzahl solcher Symbole des Christentums aufgestellt worden waren, ebbte der grausige Spuk ab.

In Nankendorf werdet Ihr den IFS-Weg übrigens verlassen. Würdet Ihr ihm weiter folgen, würde er Euch nach Breitenlesau führen. Doch dieses Wegstück meiden wir auf dieser Tour. Denn dort sollen Hexen umgehen, heißt es in einer alten Legende.

Die Hexen vom Roten Weg
Vor vielen Jahren gingen eines Nachts einige Breitenlesauer Burschen von der Nankendorfer Musik heim. Lange hatten sie in Nankendorf gefeiert und getanzt. Hin und her waren sie mit den Nankendorfer Mädels auf dem Tanzboden gewirbelt, hatten getrunken und gelacht. Nun waren sie also auf dem Heimweg. Der Rote Weg, auf dem sie unterwegs waren, war den Leuten aus der Umgebung zwar noch nie ganz geheuer gewesen. Doch die Burschen waren davon überzeugt, dass sie sich in Nankendorf ausreichend Mut und Kühnheit angetrunken hatten. Doch wie schnell war es um diese vermeintlich vorhandenen Eigenschaften geschehen, als sie es am Wegesrand plötzlich im Gebüsch rascheln hörten. Funken sprühten, ein lautes Zischen und plötzlich saß da, auf einem Baumstumpf, ein kleines graues Männlein. „Hockt Euch schnell zur mir, Ihr Burschen! Was Ihr gleich sehen werdet, sind Hexen, die den Teufel suchen. Hütet Euch! Wenn sie ihn nicht finden, setzen sie Euch auf ihre Besen.“ Mit blankem Entsetzen kauerten sich die Burschen zu dem Männlein ins Gebüsch. Kaum war das geschehen, rasten über ihren Köpfen auch schon tatsächlich die Hexen hin und her. Wütend darüber, dass sie den Teufel nicht finden konnten, kreischten und fluchten sie. Und sie rochen die angsterfüllten Burschen unter sich im Gebüsch. Schon kamen sie herab geritten, um sich der Jungen zu bemächtigen. Da sprang das Männlein mutig aus dem Gebüsch und glotzte die Hexen mit großen, leuchtenden Augen an. Die Hexen heulten vor Schreck auf und ritten auf ihren Besen in die dunkle Nacht. Beim Wegfliegen saßen sie verkehrt auf ihren Besen, so dass die Burschen ihre Gesichter erkennen konnten. Wie groß war ihr Entsetzen, als sie feststellten, dass es die Mädchen waren, mit denen sie in Nankendort getanzt hatten.

Schon bald geht der IFS-Weg bergab und führt Euch auf dem Auberg in den Ort hinein bis ans Ufer der Wiesent. Dort steht die Nankendorfer Mühle mit ihrem großen Wasserrad. Bereits 1539 wurde sie erwähnt. Heute dient sie der Stromerzeugung. Besonders beeindruckt hat uns die Hochwassermarkierung an einer der Ecken. Teilweise stand das Gebäude gute zwei Meter unter Wasser.




Auf dem der Mühle gegenüberliegenden Wiesentufer liegt der schön restaurierte Schatzbrunnen, der früher der Wasserversorgung diente. Im Zusammenhang mit Wasser und Schatz gibt es auch eine schöne alte Sage aus Nankendorf.




Die Schatzlache
Zwischen Nankendorf und Plankenfels liegt am Wegesrand die Schatzlache. Eines Nachts ging eine junge Nankendorferin, die nach Plankenfels geheiratet hatte, von ihren in Nankendorf lebenden Eltern zurück nach Plankenfels. Als sie an der Schatzlache vorbeiging, drang vom Grund des Teichs ein helles Licht, das langsam nach oben stieg. Starr vor Angst blieb das Mädchen stehen. Das Wasser geriet in Bewegung und aus der Tiefe erhob sich eine wunderschöne Nixe mit grünem Haar und betend erhobenen Händen. Mit flehenden Worten bat die Schöne das Mädchen um einen der Kräuterzweige, die es in seinem Korb hatte. Doch in dem Moment, als das Mädchen der Nixe den Zweig geben wollte, sprang ein riesiger, schwarzer Hund vom über der Schatzlache hängenden Fels herunter und fletschte so sehr die Zähne, dass die Nankendorferin von grenzenlosem Entsetzen gepackt davon rannte. Hinter sich hörte sich noch die Stimme der Nixe klagen: „Nur einen Moment früher und ich wäre erlöst gewesen.“

Am Schatzbrunnen vorbei geht Ihr immer weiter und haltet Euch stets links. Auf diesem Weg kommt Ihr übrigens am Cafe Merz vorbei – eine schöne Gelegenheit ein Stückchen Kuchen und einen Kaffee zu genießen. Dann erreicht Ihr am Ortsende das gewaltige Felsmassiv des Lingelochs mit seinem beeindruckenden Überhang. Da kann man schon ein bisschen ehrfürchtig werden. Irgendwie erinnerte uns der Fels an die Silhouette eines Pavians ;-)




Durchs Wiesenttal zurück nach Waischenfeld

Vom Lingeloch lenkt Ihr Eure Schritte zurück in den Ort Nankendorf und kommt, entlang der Ortsdurchfahrt, auch an der alten Nankendorfer Kirche Sankt Martinus vorbei. Die Ursprünge der Pfarrei Nankendorf reichen bis ins 8. Jahrhundert zurück. Damit zählt die Pfarrei Nankendorf zu den ältesten in Oberfranken, umfasste das gesamte Einzugsgebiet rund um Waischenfeld und wurde zum Wallfahrtsort. Kurz hinter der Bushaltestelle biegt Ihr links in „Nankendorf“ ein und etwa 60 Meter weiter mit dem Gelbstrich nach rechts in den Wanderweg, der Euch durch das mit grandiosen Felsmassiven flankierte Wiesenttal nach Waischenfeld führen wird. Am besten überquert Ihr auf dem Weg nach Waischenfeld die Brücke und wandert entlang der Straße. Von diesem Wegstück habt Ihr den besten Blick auf all die Felsen an den Hängen. Hier scheint jeder Felsen seine eigene Geschichte zu haben. Ein paar davon wollen wir hier zum besten geben.

Das Nonnenloch
Rechts der Wiesent liegt der Säustein. Hier befindet sich eine kleine Felsnische, die von allerlei Gestrüpp gut vor den Blicken Neugieriger verborgen ist. In eben dieser kleinen Grotte haben sich vor vielen Jahren, zur Zeit des 30-jährigen Krieges, drei katholische Nonnen lange Zeit vor dem Furor der in der Fränkischen Schweiz wütenden schwedischen Söldner versteckt. Zuvor hatten die Nankendorfer den drei Nonnen, deren Kloster von der protestantischen Soldateska gebrandschatzt und verheert worden war, in ihren Scheunen und Speichern Obhut gegeben und sie mit dem Nötigsten verpflegt und versorgt. Doch als der schwedische Hauptmann, dessen Einheit das Wiesenttal über Monate im Würgegriff hielt, drohte jeden Mann und jede Frau, die den Nonnen helfen mögen, einen grausamen Tod zu bereiten, zogen die Ordensschwestern aus dem Ort in die kleine Höhle am Säustein. Viele Jahre später sollen dort die Skelette zweier der Nonnen gefunden worden sein. Der dritten soll die Flucht nach Gößweinstein gelungen sein.




Der Säustein verdankt seinen Namen im Übrigen der alten Legende, dass in den Felsenlöchern des Massivs „Hexenschweine“ schlafen, auf denen die Hexen der Gegend in der Walpurgisnacht zum Blocksberg reiten. Gegenüber dem Säustein, an der linken Seite der Wiesent, öffnet sich oben im Fels ein riesiges Felsentor. Der Triumphbogen.




Der Triumphbogen
Und wieder verschlägt es uns in Zeit des 30-jährigen Krieges. Die Schweden hielten Nankendorf und das gesamte Wiesenttal besetzt und unterdrückten die Bevölkerung. Inmitten dieser gefährlichen Zeit versuchte jeder, sein Hab und Gut bestmöglich zu schützen. Denn die schwedische Soldateska zog plündernd und marodierend von Hof zu Hof. Natürlich hatten sie es auch auf den Nankendorfer Kirchenschatz abgesehen. Doch der Kaplan hatte rechtzeitig reagiert und den Schatz oben in den Felsen hoch über dem Wiesenttal versteckt. In der Nacht war er mit einigen Bauern, den Kirchenschatz in Säcken verstaut, hinauf gezogen. Die letzten Meter war er allein gegangen, damit niemand außer ihm das Versteck kenne und es unter der Folter der Schweden preisgeben könnt. So war der Schatz sicher versteckt. Doch der Krieg dauerte zu lange. Und als der Kaplan überraschend verstarb,nahm er den genauen Ort des Verstecks mit ins Grab. Als der Krieg endlich zum Ende kam, begannen die Nankendorfer ihren Kirchenschatz zu suchen. Doch er blieb und blieb verschwunden. Zu gut hatte der verstorbene Kaplan den Schatz versteckt. Da kam dem neuen Pfarrer die Idee mit der gesamten Gemeinde, ein kräftiges „Kyrie eleis“ schmetternd, in die Felsen zu ziehen, auf dass der Herrgott ihnen gewogen sei und das Versteck des Kirchenschatzes preis gebe. Und tatsächlich begann es im Fels bald zu rumpeln und zu ächzen. Zuerst kleine, dann immer größere Steine lockerten sich und fielen hinab ins Tal. Von unten nach oben fuhr mit lautem Getöse ein Riss in den Fels. Die Felsen schoben sich auseinander und wurden zum gewaltigen Bogen. Und inmitten des Felsens leuchtete der verschollene Kirchenschatz, der nun wieder seinen Weg zurück in die Kirche Sankt Martinus fand. Seit jenem denkwürdigen Tag trägt der Wunderfelsen den Namen „Triumphbogen“.

Der Hirschsprung




Daneben gibt es noch einen Felsen mit dem klingenden Namen „Hirschsprung“. Von diesem soll einst ein wunderschöner Hirsch, der von Jägern gehetzt und auf dem Felsvorsprung in die Enge getrieben worden war, in seiner Not hinab ins Wiesenttal gesprungen sein. Die Jägerschaft, sicher, dass der Hirsch den Sprung nicht überlebt hatte, lugte vorsichtig über die Felskante und erkannte unten den Hirsch, der voller Leben auf der anderen Seite des Tals den Hang hinaufsprang. Lange Zeit konnte sich niemand dieses Mirakel erklären. Die schlüssigste Erklärung ist wohl, dass das Tier in der Wiesent gelandet ist, die die Wucht des Aufpralls milderte. Dann ist der Hirsch ans andere Ufer geschwommen und dort den Jägern entkommen.

Der Türkenkopf
Weiter vorne auf der linken Seite gibt es noch den Türkenkopf. Dessen Geschichte ist die grausigste. Vor vielen Jahren, noch vor dem 30-jährigen Krieg, kamen ein paar versprengte türkische Söldner in das Wiesenttal. Sie waren auf Raubzug und hatten es, wie später auch die Schweden, auf den Nankendorfer Kirchenschatz abgesehen. Sie hielten mit ihren Krummsäbeln und ihren Büchsen den ganzen Ort in Schach, trieben alle Einwohner auf dem Marktplatz zusammen und wollten den Pfarrer dazu zwingen, die Kirchentür zu öffnen. Doch dieser ließ sich nicht einschüchtern und verweigerte die Herausgabe des Kirchenschlüssels. Da banden die Osmanen ihm einen Strick um den Hals und führten ihn den Hang hinauf, um ihn dort an einem besonders hohen Felsen, für alle anderen weithin sichtbar, zu erhängen. Doch als sie auf dem Kopf des Felsens angekommen waren, befreite sich der Pfarrer, von göttlicher Kraft erfüllt, von dem Strick und stieß im Handgemenge einen der Türken von dem Felsen hinab ins Tal. Von Furcht gepackt, machten sich die anderen Räuber daran zu fliehen, wurden von den wütenden Nankendorfern jedoch schnell eingeholt und einer nach dem anderen grausam hingerichtet. Dem toten Türken, der ins Tal gestürzt war, wurde, zur Warnung aller möglichen zukünftigen Räuberbanden, der mit einem Turban gekrönte Kopf abgeschlagen und dann an eben den für ihn zum Verhängnis gewordenen Felsen geschlagen. Am nächsten Morgen, als sich der Nebel im Wiesenttal lichtete, erkannten die Nankendorfer, dass der Kopf des Toten verschwunden war. Stattdessen hatte der ganze Fels die Form eines Kopfes mit einem Turban darauf angenommen.




Zur Burg Waischenfeld

Der Weg führt Euch bald direkt nach Waischenfeld hinein. Von der Hauptstraße geht etwa 200 Meter nach dem Ortseingang der "Schloßberg" nach rechts oben ab. Diese Straße führt Euch direkt hinauf zur Burg Waischenfeld und zum Waischenfelder Wahrzeichen, dem Steinernen Beutel. 



 
Erstmals erwähnt wurde die Burg Waischenfeld Ende des 11. Jahrhunderts. Damals wurde der Burgherr Wirint wohl vom Papst mit dem Kirchenbann belegt, weil er einige Kirchenlehen für sich beanspruchte. Wie sehr die damaligen Menschen die Exkommunikation schreckte, lässt sich an Heinrichs IV Gangs nach Canossa erahnen. Zu der Angst vor dem jenseitigen Fegefeuer kamen die weltlichen Einbußen, die ein derartiger Kirchenbann mit sich brachte. Wer wollte schließlich schon jemandem folgen, der aus der Gemeinschaft der Heiligen Mutter Kirche ausgeschlossen worden war. Wirint jedenfalls gab zuerst einmal die strittigen Lehen zurück und ging danach gleich einmal ins Kloster, um dort für den Rest seiner Tage Buße zu tun. Der prägnante Turm, auch Steinerner Beutel, wurde erstmals 1444 genannt. 


 

Hier oben verfliegt die Zeit geradezu. In und außerhalb der Burg sind zahlreiche Märchentafeln angebracht. Richtig toll, um mit den Hüpfern auf Entdeckungstour zu gehen und sich mit Märchen die Zeit zu vertreiben. Besonders erwähnenswert ist natürlich auch der sich immer wieder bietende Blick hinunter ins Wiesenttal und auf den Ort Waischenfeld.




Von der Burg geht Ihr, wenn Ihr hier oben alles begutachtet habt, wieder zurück in den Ort. Vor dem Aussichtsfelsen Schulstein zweigt eine Treppe nach rechts ab, die Euch hinunter führt. Dann noch über die Brücke und am besten nach rechts, ein letztes mal entlang der Wiesent, vorbei an einigen schönen Skulpturen, zurück zum Parkplatz.




So eine schöne Tour. Anfangs erwarten Euch zwei ordentliche Anstiege. Doch die zweite Hälfte ist, dank dem langen Stück durchs Wiesenttal, sehr entspannt. Auf diesem Stück lassen sich auch genug Kräfte sammeln, die dann beim Aufstieg zur Burg aktiviert werden. Die Felsen versetzen einen schnell in eine erhabene Stimmung. Und die vielen Sagen, die sich um die Gegend ragen, sorgen für wohligen Schauer.
Hoffentlich ist es uns gelungen, Euer Interesse zu wecken. Wenn ja, dann wünschen wir Euch schon jetzt …

Viele Späße beim Entdecken!

Die 3 Pavels


Länge: 14,3 km
Höhenmeter: 289 Hm
Dauer: 4.5 Stunden
Buggy: Nein
Festes Schuhwerk: Ja
Alter: ab 8 Jahren

Highlights: Hubertusgrotte, Freistein, Ofenhafenfelsen, Lingeloch, Säustein, Triumphbogen, Hirschsprung, Türkenkopf, Burg Waischenfeld mit Steinernem Beutel




Hier noch der Link zum Nachwandern:

https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/fraenkische-schweiz/von-waischenfeld-ins-sagenumwobene-nankendorf/125620551/

Und die Karte:

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Sehr schön! Vielen Dank!
Anonym hat gesagt…
Es gibt auch Wegstücke ohne Wanderzeichen - Mit dem Link zu Outdooractive könnt Ihr mit GPS wandern 😊

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