Der Weißmainfelsen und die Quellen am Ochsenkopf


Der Weißmainfelsen


Unterhalb des Ochsenkopfes, dem zweithöchsten Berg im Fichtelgebirge, findet Ihr eine Welt wie aus dem Märchenbuch. Die gewaltigen, teils bizarren, Granitfelsformationen begeistern Groß und Klein. Und die vielen Quellen an den Hängen des Berges vermitteln faszinierende Ruhe und Gelassenheit. Schon Goethe schwärmte von dieser Landschaft. Auf unserer Wanderung folgen wir teilweise den Spuren dieses großen deutschen Dichters.


Doch zuerst einmal zur Anfahrtsbeschreibung:
Von Nürnberg aus fahrt Ihr auf der A9 Richtung Berlin bis zur Autobahnausfahrt Bayreuth Nord. Hier verlasst Ihr die Autobahn und fahrt auf der B2 Richtung Weidenberg/Flughafen. Ihr folgt der B2 nach und durch Bindlach und bis nach Bad Berneck. Hier biegt Ihr an der Weggabelung im Ort rechts ab auf die B303 Richtung Bischofsgrün. Nun geht es durch die Wälder des Fichtelgebirges immer weiter hinauf. Was für eine schöne geschwungene Strecke. Dank des Tempolimits gleitet man gemütlich nach oben. Aufgefallen ist uns der Weißmain, den Ihr auf dieser Straße mehrere Male überquert. Er schlängelt sich unbeirrt durch das Tal. Ihr bleibt immer auf der B303. Ihr umfahrt Bischofsgrün und fahrt zwischen Ochsenkopf rechts und Schneeberg links hindurch. Bald ist das Waldrasthaus Karches angeschrieben. Hier biegt Ihr rechts ab. Vorsicht, die Kurve geht wirklich sehr scharf rechts in den Wanderparkplatz am Karchesweiher. Der Parkplatz ist ganz schön groß und liegt direkt an dem malerischen Weiher. Ihr habt Euer Ziel erreicht.


Der Kalchesweiher am Ochsenkopf


Vom Parkplatz am Kalchesweiher geht der Wanderweg am Weiher entlang zum Waldrasthaus Karches und daran vorbei den Hang hinauf. An der Weggabelung haltet Ihr Euch links und folgt der Beschilderung zum Weißmainfelsen. Da es sich um einen Rundweg handelt, könntet Ihr theoretisch auch rechts zuerst zur Weißmainquelle wandern. Doch der Aufstieg zum Weißmainfelsen verläuft in Kehren deutlich komfortabler als der über weite Strecken teils auch steile gerade bergauf führende Weg zur Weißmainquelle. Dieses Wegstück scheint uns als Rückweg besser geeignet.

Der Weg ist breit und als geschotterter Forstweg bequem zu gehen. Zudem ist er mit Wanderzeichen geradezu gespickt. Besser Beschildern ist kaum möglich. Ihr folgt immer dem Wanderzeichen Halb Blau/Halb Weiß. Die ersten paar hundert Meter ist der Weg schon schön, jedoch noch etwas unspektakulär. Auf der anderen Seite ist so ein Start ohne Knalleffekt auch eine gute Gelegenheit, um sich erst einmal auf das Laufen zu konzentrieren und seinen ganz persönlichen Schritt zu finden. 


 

Es dauert auch nicht lange, bis vom Hauptweg ein Pfad leicht nach links als Alternativroute abzweigt und Ihr die Gelegenheit geboten bekommt den Weißmain, der über seinen Verlauf zum mächtigen Strom wird, in seiner Ursprungsform zu bewundern. Hier oben ist er nämlich nur ein Bächlein, das Euren Weg kreuzt und mit wenigen beherzten Schritten auf ein paar Steine ganz leicht überquert werden kann. Dahinter liegt ein kleiner Weiher ruhig inmitten des Waldes und bietet in Kombination mit dem, zumindest bei unserem Besuch, munter dahinplätschernden Weißmain einen Ort zum Luftholen und kurzen Verweilen. Zumal direkt am Weiher ein kleiner Felsblock zum Sitzen und Rasten einlädt. Nehmt einfach Platz, lauscht dem Weißmain und den Vögeln über Euch. 

 


Doch lasst Euch nicht täuschen. Ein paar Meter weiter hinunter bietet der Weißmain schon ein kleines Naturschauspiel ;-)



Der Pfad trifft wenige Meter dahinter wieder auf den Hauptweg. Diesen kreuzt Ihr und folgt auf der gegenüberliegenden Seite der Beschilderung, die Euch weiter den Hang hinauf zum Weißmainfelsen führt.




Wurzelwerk und kleine Felsen schmücken diesen Pfad. Zuerst noch ein wenig schüchtern, werden die Bäume und Büsche im Verlauf dieses Wegstücks immer zutraulicher und nähern sich dem Pfad Stück für Stück an, bis sie ihn zum Ende fast schon im strahlenden Frühlingsgrün verschwinden lassen. 


 

Ihr erreicht wieder den Schotterweg, der Euch weiter nach links und dann nach rechts den Hang hinauf führt. Ab diesem Punkt wurde diese Wanderung für uns Stück für Stück immer romantischer und schöner. Rechts und links des Wegesrand lugten uralte Bäume und auch schon kleine Granitfelsen aus dem Wald und schienen uns freundlich zu grüßen. Die Frühlingssonne schuf im Verbund mit dem fröhlichen Vogelgezwitscher und dem frischen Grün der erwachenden Natur eine bezaubernde Atmosphäre. Die Feuchtigkeit des Morgens wich der sich sanft langsam ausbreitenden Mittagswärme und der Wald schimmerte in leichtem Dunst.





Ihr erreicht das kleine Rupprechtsbrünnlein, das munter vor sich hin sprudelt. 
 



Direkt hinter dem Brünnlein biegt Ihr links ab. Nun wird es märchenhaft. Ihr wandert auf einem Waldpfad, der Euch immer weiter den Berg hinauf trägt. 




Ihr passiert die ersten großen Felsformationen. Wie die krummen Rücken und dicken Bäuche fantastischer Naturwesen wölben sie sich aus dem Waldboden empor. Zu Beginn noch ein wenig zaghaft, scheinen sie sich bald nach oben zu recken und zu strecken als wollten sie den Bäumen an Höhe den Rang ablaufen.




Stellenweise, besonders ein wenig abseits des Pfades, werden die Felsgebilde immer eigenartiger und bizarrer. Mal sehen sie aus wie riesige Stelen. Mal scheinen sie zu schweben und geben ihren Zaubertrick erst auf den zweiten Blick preis.




Der Pfad, der scheinbar auch dem Schmelzwasser als Abflussmöglichkeit dient, gräbt sich tief in den Waldboden und schafft so eine natürliche Treppe, die teils recht große Schritte erfordert.
Während Ihr noch die Felsen am Wegesrand bewundert, öffnet sich vor Euch, zuerst kaum wahrnehmbar, doch plötzlich mit voller Wucht der Wald und gibt den Blick auf den imposanten Weißmainfelsen frei.


Der Weißmainfelsen


Wenn man es genau nimmt, ist der Weißmainfelsen eine regelrechte Felsenburg. Stolz stehen die Mauern, wie von Riesenhand aufgeschichtet und trotzen seit wer weiß wie vielen Jahrtausenden den Gezeiten und Naturgewalten. Eine Treppe führt durch den Fels und daran entlang steil hinauf auf das Plateau der Felsenburg. Was für ein spannender Weg. 


 


Überall gibt es etwas zu entdecken. Hin und wieder sorgt eine wackelige Treppenstufe für ein erschrockenes „Huch!“ und im Anschluss für erleichtertes Gelächter.

Die Treppe windet sich nach oben, wo Ihr links über zwei weitere, in den Granit gehauene, Stufen das ungesicherte Plateau beschreiten könnt. Von hier aus bietet sich Euch der beste Blick auf die gegenüberliegenden Felsformationen. Auf uns wirkten sie wie enorme Steinmännchen, die vor Äonen von Riesen gebaut wurden. Ob sie ihren Erbauern wohl Glück gebracht haben?




Dann geht es weiter. Über eine Leiter gelangt Ihr auf den höchsten Punkt des Weißmainfelsens. 




Der gesicherte Aussichtpunkt offenbart Euch einen herrlichen Blick. Links könnt Ihr gut den denkmalgeschützten ehemaligen Fernmeldeturm auf dem Gipfel des Schneebergs erkennen. Die strategische Bedeutung der hervorragenden Weitsicht vom Schneeberg-Gipfel wurde übrigens bereits im ausgehenden 15ten Jahrhundert erkannt. Seitdem wurden dort Aussichtstürme aufgestellt, die über die Jahre immer massiver wurden. Der Schneeberg ist mit einer Höhe von 1.051 Metern übrigens der höchste Berg im Fichtelgebirge und in ganz Nordbayern.





Dieser Ort ist so gewaltig. Inmitten der Felsen fühlten wir uns seltsam geborgen. Irgendetwas hüllt diesen Ort in eine fantastische Atmosphäre. Als würde pure Energie den Granit durchströmen. Es ist schwer zu beschreiben. Das einzige Wort, das diesen Ort treffend beschreibt ist „kraftvoll“. Am besten überzeugt Ihr Euch bei einem Besuch einfach selbst davon. Zwei große Sitzgruppen bieten ausreichend Platz, um an diesem Platz zu rasten und die Stimmung aufzunehmen.

Hinter dem Weißmainfelsen geht Ihr nach links über den Pfad ein wenig bergab. Ihr überquert eine Kreuzung und wandert auf dem Schotterweg geradeaus weiter. Nach nicht einmal 300 Metern erreicht Ihr schon den nächsten Kraftort. Durch die Bäume erkennt Ihr rechts das Dach einer Holzhütte. Vom Schotterweg zweigt ein Waldweg ab und führt Euch zu der Hütte und der vorgelagerten Fichtelnaabquelle. Hier entspringt also einer der Zuflüsse der Naab, dem größten linken Donaunebenflusses oberhalb von Wien. Man kann es kaum glauben, dass aus diesem Rinnsal, dem hier vor mehr als 100 Jahren ein kleines Häuschen gebaut wurde, irgendwann ein Fluss werden soll, der besonders für die Oberpfalz von Bedeutung ist. Unabhängig von der Größe ist dieser Ort auch wieder etwas ganz Besonderes. Dank der guten Pflege, die er offensichtlich erfährt, fühlt man sich hier sofort wohl. Das klare Wasser aus dem Fels glitzerte bei unserem Besuch munter in der Sonne. Und auf der Sitzgruppe daneben lässt es sich gut aushalten. Ein friedlicher und ruhiger Ort. Einfach schön. Generell zeichnet sich diese Wanderung durch den hohen Entspannungsfaktor aus, der sich spätestens ab der Fichtelnaabquelle in uns allen ausbreitete. 


Die Fichtelnaabquelle


An der Sitzgruppe vorbei führt ein Pfad, der mit einem Wanderzeichen mit drei blauen Wellen auf weißem Grund markiert ist, in den Wald. Es ist das Zeichen des Quellenweges, dem Ihr ab diesem Punkt bis zur Weißmainquelle folgen werdet. Gut 100 Meter später biegt Ihr von dem Pfad nach links wieder in einen Schotterweg ein. Dieser geleitet Euch zuerst zum Kalten Brünnlein, biegt gut 50 Meter später rechts ab und führt Euch den Hang hinauf. Ein paar hundert Meter weiter lohnt sich ein kurzer Abstecher zu der ausgeschilderten Warmen Steinachquelle.


Warme-Steinachquelle


Ein Stück weiter biegt Ihr an einer Kreuzung mit Pavillon rechts ab. Schon bald ist die Weißmainquelle angeschrieben. Ab diesem Punkt geht es auf der Wanderung nur noch bergab. Diese Information sorgte bei uns allen für zusätzliche Entspannung. Anspannung und Anstrengung fielen von uns ab und fast schon federnden Schrittes gelangten wir, den Schildern folgend, zur faszinierenden Weißmainquelle.


Die Weißmainquelle


Auf den Felsen vor der Quelle oder auf den Bänken daneben und anbei lässt es sich prima sitzen und genießen. Auch wenn der Ort von ganz schön vielen Leuten besucht wurde, fand irgendwie jeder seinen Platz, um ein wenig Ruhe zu tanken. Ob es einem nun bewusst ist oder nicht, dieser Ort zieht seinen Besucher in den Bann. Ein wundervolles Erlebnis hier zu Verweilen. Und eine großartige Gelegenheit, um eine alte Sage aus der Region zu erzählen.

Der Schmied aus Bischofsgrün

Vor vielen Jahren lebte im nahen Ort Bischofsgrün ein fleißiger Schmied mit seiner schönen, jungen Frau und seiner einjährigen Tochter. Weil das Schmiedehandwerk nicht einträglich genug war, bewirtschaftete er nebenbei noch einige Äcker und hielt sich zudem einige Kühe.

Eines Sonntags, kurz vor Beginn des Gottesdienstes, wollte er noch schnell seinen Acker besuchen und prüfen, wie weit das Korn gereift war. Plötzlich erschien am nahen Waldrand eine alte, zerfallene Burg. Sie war einfach da, ganz plötzlich. Schon so viele Male hatte er hier gestanden, doch die Burg hatte er noch nie gesehen. Er wollte schon an seinem Verstand zweifeln. Doch fasste er sich ein Herz und näherte sich vorsichtig der Ruine. Auf einer steinernen Bank davor erschien ein alter Mann, der ihn gebieterisch zu sich herwinkte. Unheimlich sah er aus der Alte. Er trug einen dunklen weiten Mantel. Der hochgestellte Kragen verhüllte das Gesicht bis auf die Augen, die unter einem großen, zerknitterten Hut hervorfunkelten.

Mit tiefer Stimme herrschte er den jungen Mann an: "Sag Schmied, willst Du meine Rosse beschlagen?" Der Schmied wollte schon Reißaus nehmen. Doch der Alte erhob sich und bedeutete dem Schmied ihm zu folgen. 
 
Wie betäubt folgte der dem Alten in den Burghof. Sobald sie das Burgtor durchschritten hatten, fiel dieses hinter ihnen mit lautem Getöse ins Schloss. Sie gelangten in einen gewaltigen Stall, in dem eine nicht enden wollende Reihe von Pferden stand. Der Alte sah die Fassungslosigkeit in den Augen des Schmieds und sprach: „Du musst nur eines davon beschlagen. Meinen schwarzen Rappen. Eins für alle.“
Erleichtert machte sich der Schmied sogleich ans Werk. Direkt im Stall stand nämlich eine fertig eingerichtete Schmiede. Sogar das Feuer loderte schon und die Esse war bereit. Das Handwerk ging dem Schmied viel leichter von der Hand als er es gewohnt war. Viel schwungvoller als sonst ließ er den Hammer auf das Eisen niedersausen. Im Nu, so schien es dem Schmied, hatte er das Pferd beschlagen.

Der Alte nahm das Pferd am Zaumzeug, öffnete das Tor und führte den Rappen hinaus. Gerade als der Schmied nach seinem Lohn fragen wollte, verschwanden der Alte, sein schwarzer Rappe, all die anderen Pferde und sogar die ganze Burg. Wie in einem Nebelschleier löste sich die Erscheinung genauso schnell auf wie sie vorher erschienen war.

Den Schmied gruselte es und er lief, so schnell er konnte, davon. Plötzlich bemerkte er, dass seine Taschen immer schwerer wurden. Neugierig griff er hinein und hatte die Hände voller Pferdeäpfel. Wütend warf er sie fort. In der anderen Tasche jedoch fand er, als er ganz vorsichtig hineinfasste, eine Handvoll Goldstücke. Schnell drehte er um und wollte die weggeworfenen Pferdeäpfel aufsammeln. In der Hoffnung, dass auch diese sich in Goldstücke verwandelt hatten. Doch sie waren verschwunden.

Als er sein Haus erreichte, blieb er verwundert stehen. In seiner Schmiede stand ein fremder Mann und schwang den Schmiedehammer. Seine Frau sah ihm ins Gesicht ohne ihn zu erkennen. Und auf der Bank vor dem Haus saß ein Mädchen, das bestimmt 10 oder 11 Jahre alt sein musste.

Da begriff er, dass er einem Zauber unterlegen war. In Wahrheit hatte er nicht nur den einen schwarzen Rappen des Alten beschlagen. Er hatte tatsächlich alle Pferde, die in dem Stall standen, beschlagen. Deshalb war er viele Jahre verschwunden gewesen. Seine Frau hatte nach der Trauerzeit neu geheiratet und seine damals einjährige Tochter war zum Mädchen herangewachsen, das seinen leiblichen Vater nie kennen gelernt hatte. Mit einem traurigen Lächeln legte er dem erstaunten Mädchen die Goldstücke in den Schoß, drehte sich um und verschwand im Wald. Er wurde nie wieder gesehen.


Die Weißmainquelle


Nach dieser Geschichte machten wir uns auf den Rückweg, hinab zum Karchesweiher. Beseelt von der Energie der Orte, die wir besuchen durften, schritten wir voran. Auch wenn der Weg teilweise von den Forstarbeiten ein wenig entstellt war, tat dies unserer Stimmung keinen Abbruch.




Unten am Fuß des Berges angekommen, folgt Ihr einfach den Schildern zurück zum Waldrasthaus Karches. Dort gibt es übrigens eine besonders leckere Eisschokolade (unbezahlte Werbung).

Hoffentlich ist es uns gelungen Euch die besondere Stimmung dieser Wanderung ein wenig zu vermitteln. Wenn Ihr Euch dafür entscheidet sie nachzuwandern, wünschen wir Euch schon jetzt …

Viele Späße beim Entdecken!


Länge: 6,1 km
Höhenmeter: 227 Hm
Dauer: 3 Stunden
Festes Schuhwerk: Ja
Buggy: Nein
Alter: Ab 6 Jahren


Hier noch der Link zum Nachwandern:

https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/fichtelgebirge/der-weissmainfelsen-und-die-quellen-am-ochsenkopf/120611474/
 Und die Karte:








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