Die phantastischen Höhlen und Felsen bei Neukirchen im Kreis Sulzbach-Rosenberg





Ein kleines Stückchen von Mittelfranken in die Oberpfalz gefahren und schon entdeckten wir ein wahres El Dorado grandioser Höhlen, Felsen und sogar einen Burgberg. Die Wanderung, die wir geplant haben, kann von moderaten 6 km und 148 Höhenmetern auf 11 km und 329 Höhenmeter erweitert werden - je nach Belieben. Wobei die schönsten Höhlen schon auf der kürzeren Variante auf Euch warten. Die Erweiterung bietet dafür mit einem spannenden Hang- und einem grandiosen Gratweg echte Wander-Highlights.


Doch zuerst einmal zur Wegbeschreibung:

Von Nürnberg kommend, fahrt Ihr immer auf der B14 Richtung Sulzbach-Rosenberg. Gut 6 km nach Pommelsbrunn biegt Ihr links nach Neukirchen ab. Ihr erreicht den Ort über die Erkelsdorfer Straße, die zur Bahnhofstraße und danach zur Hauptstraße wird. Von dieser biegt Ihr links in „Am Anger“ ab. Dieser wird zur Kieferstraße. Kurz vor dem Ortsende biegt Ihr links in den Hans-Aures-Weg ab und folgt der Beschilderung zum Sportgelände. Dort findet Ihr, beim Feuerwehrhaus, einen ziemlich großen Parkplatz, der gut und gerne 20 PKW’s Platz bietet. Direkt am Parkplatz steht eine große Wandertafel, an der Ihr einen Kasten mit jeder Menge interessanter Flyer zum Thema Freizeitgestaltung in der Region findet.

Vom Parkplatz geht Ihr erst einmal auf der Grasberger Straße ein Stück zurück in den Ort. An einem Getränkemarkt weist Euch ein Schild den Weg zum Friedhof. Dort angekommen, überquert Ihr den Parkplatz und geht dann links an dem Pferde- und Ziegengatter entlang und hinüber den Hang hinauf Richtung Wald. An dem Ziegengatter hatten wir eine sehr putzige Begegnung. Einer der Böcke hatte einen Weg aus dem Gatter gefunden, war über diese „vermeintlich“ neu gewonnene Freiheit jedoch gar nicht glücklich. Er kam – anscheinend- Hilfe suchend auf uns zu und meckerte uns verzweifelt an. Immer hin und her lief er am Gatter. Seine Freunde darin folgten seinem Weg und meckerten im Chor zurück. Wir gingen um das gesamte Gehege herum, fanden jedoch keine Stelle, die uns geeignet schien, dem Bock als Rückweg zu dienen. Schlussendlich riefen wir die Handynummer am Gatter an, um von dem ergreifenden Schicksal der getrennten Ziegen zu berichten. Dort informierte uns eine nette Dame darüber, dass eben dieser Bock sehr wohl wisse, wie er zurück ins Gatter käme. Nur aus Angst davor seinen Ausgang zu verraten und ihn dadurch unter Umständen zu verlieren führe er uns dieses Theater auf. Sobald wir außer Sicht seien, würde der Schauspieler sicher zurück ins Gatter finden und wieder mit den Seinen vereint sein. Beruhigt zogen wir davon.  

Am Waldrand angekommen, biegt Ihr bei der Bank, dem Wanderweg 2 folgend, links in den Wald ab. Schon nach wenigen Metern auf diesem schön angelegten und hervorragend beschilderten Weg erreicht Ihr die erste Höhle. Direkt am Wegesrand öffnet sich die Bettelküche und wirkt fast wie das Portal in eine andere Welt.



Einfach großartig, nach ein paar Metern Wandern schon ein derartiges Highlight. Sofort packte uns das Entdeckerfieber. Lampen raus und nichts wie hinein! Im Innenraum geht es rechts herum in die Dunkelheit. Und in der hinteren Kammer gibt es an der Decke und den Wänden schöne Formen zu entdecken. 


 



Ein toller Opener für unsere heutige Tour. Kann das noch besser werden? Ja, es kann



Von der Bettelküche folgt Ihr weiter dem Wanderweg 2. Zuerst noch durch den Wald, dann am Waldrand entlang und dann rechts herum wieder in den Wald hinein. 




Den Hang hinauf wird der Weg zum schmalen Pfad durch dichtes Buschwerk hindurch. Links von Euch erkennt Ihr nach gut 400 Metern mitten im Wald eine große Lichtung. Hier verlasst Ihr (fürs erste) den Wanderweg 2, überquert ohne Markierung die Lichtung und geht hinüber zum Hochsitz. 




Dort angekommen geht Ihr links am Waldrand entlang und stoßt bald auf das Wanderzeichen „Roter Strich auf Weißem Grund“. Es führt Euch in einer langgezogenen Rechtskurve, vorbei an Holzstapeln, hinab und aus dem Wald hinaus. Nach einem kurzen Stück am Waldrand erreicht Ihr eine Wandertafel, die Euch mit schönen Holzschildern auf dem Wanderweg 3 die Richtung zum Franzosenloch und zum Windloch weist. 




Zuerst jedoch kommt Ihr an der sehr kleinen Höhle Schnackenloch vorbei. Keine Angst, das Franzosenloch ist deutlich größer. Da lohnt sich auch der wirklich steile Anstieg, der Euch, nachdem Ihr ein Stück durch den Wald, dann an dessen Rand und wieder in den Wald gewandert seid, rechts oben am Hang erwartet. Schon von unten fasziniert das große Felsenloch, das in den Berg hineinführt. 

 



Je näher Ihr dem Franzosenloch kommt, desto deutlicher wird, dass es sich nicht nur um einen Höhleneingang handelt, sondern dass ein wahres Höhlensystem den Berg an dieser Stelle ausgehöhlt hat. 




Links eine niedrige Tür, rechts ein riesiges Panoramafenster, von dessen „Fensterbrett“ sich Euch, wenn Ihr es erklommen habt, ein wundervoller Blick in den Innenraum bietet. Es locken mehrere Eingänge in den Berg, teils mannshoch, teils sehr niedrig. Wir entschieden uns für den größten Eingang und landeten in einer hohen Halle, von der rechts und links weitere Gänge abzweigen, Der Linke führt über einen Felsvorsprung weiter hinauf in eine kleinere Halle. Am Ende des rechten Ganges sahen wir Licht. Dieser Gang läuft immer schmaler zu und führt am Ende durch eine gut einen Meter große Öffnung hinaus aus dem Berg. Noch ein Ein- und Ausgang also. Dieser Berg scheint ausgehöhlt zu sein wie ein Schweizer Käse – Was für ein Abenteuer! Es gibt so viel zu entdecken. Einfach traumhaft.
 





Und es geht auf dem Wanderweg 3 weiter. Rechts von Euch ragen gewaltige Felsformationen grünlich schimmernd ins Laubdach. Bald grüßt Euch links vom Wegesrand der einsam stehende Frauenfels.





Ein kleines Stück weiter erreicht Ihr ein Geländer. Ein Geländer mitten im Wald? Vorsicht! Direkt darunter befindet sich das tiefe Windloch / Wiedelloch. Wenn Ihr um das Geländer herum nach unten geht, wirkt das Windloch wie ein Schlund, der direkt hinab in die Unterwelt zu führen scheint. 



Aufgrund der deutlichen Warnung auf dem Namensschild vor der „Absturzgefahr“, haben wir auf eine tiefergehende Erkundung der Höhle verzichtet. Dennoch waren wir mit dem Windloch noch nicht fertig. Wenn Ihr Euch umdreht, könnt Ihr im Wald, unter dem Laubboden versteckt, Trampelpfade entdecken, die zum Fuß des Frauenfels hinüberführen. Hier findet Ihr, auf zwei Etagen, zwei weitere Höhleneingänge. In der Karte werden auch diese beiden Eingänge Wiedelloch genannt, was uns zu der mutigen Behauptung verleitete, dass es sich auch hier um ein Höhlensystem, dieses Mal ein sicherlich weitläufigeres, handelt.





Wieder zurück auf den Wanderweg 3 und ein Stück den Hang hinunter. Dort erreichten wir einen Wegweiser, der uns auf den Rundwanderweg den steilen Trail hinauf zum Hartenfels wies. Ihr könnt sicher auch einfach bei der jeweils nächsten Gelegenheit rechts den Berg hinauf zu steigen, abbiegen. Ganz oben leuchtet schon der fast weiße Hartenfels durch den Wald. Dort müsst Ihr einfach hinauf gelangen. Der „steile“ Weg war dann zwar nicht besonders komfortabel, jedoch unserer Meinung weit weniger schweißtreibend als der Aufstieg zum Franzosenloch. Auf jeden Fall hat sich die Mühe gelohnt.Der Hartenfels ist ein gewaltiges Felsmassiv, dessen Wände einige Kletterrouten bereithalten. Ein tolles Gefühl, am Fuß dieses mächtige Felsmassivs links zu umrunden und auf der Rückseite einen Pfad auf den Gipfel zu finden.





Ein offener Platz mit Gipfelkreuz, Gipfelbuch und Bank lädt zum Verweilen, Genießen und Brotzeiten ein. 


 




Hier oben stand früher übrigens eine Burg, deren Spuren sich im Nebel der Geschichtsschreibung verlaufen. Und sogar in vorgeschichtlicher Zeit diente der Fels einer Befestigungsanlage als Standort. Angesichts der grandiosen Aussicht, die sich einem von hier oben bietet, ist diese Wahl auch nicht verwunderlich. „Da sieht man ja schon am Montag, wer am Sonntag zum Essen kommt.“



Vom Hartenfels geht Ihr über den „Rotstrich auf Weißem Grund“ den bequemeren Weg zurück nach Neukirchen und biegt an der Straße rechts in den Ort ein. Nach gut hundert Metern, bei einem Steinmetz, zweigt ein Weg nach rechts von der Straße zur Bettelküche ab. Über diesen Weg gelangt Ihr zurück zum Friedhof und von dort zum Parkplatz beim Sportgelände. Damit wäre die kurze Variante dieser Wanderung beendet. Für Wanderzwerge ist das sicher ausreichend. Es gab bis jetzt schon spannende Höhlen und sogar einen Burgfelsen. 3 Stunden könnt Ihr mit Kindern und mit entsprechender Zeit für die Höhlenerkundungen locker einkalkulieren.



Wenn Ihr noch immer nicht genug habt, lauft Ihr auf der Hauptstraße einfach geradeaus weiter und durchquert den Ort. Nach der Bushaltestelle bei der Kirche St. Peter und Paul auf der rechten Straßenseite, biegt Ihr leicht rechts in „Am Wildgraben“ ab. An dessen Ende beginnt geradeaus ein Schotterweg.



Ihr habt hier die Möglichkeit einen kleinen Abstecher zu dem (nicht ganz so spektakulären) Aussichtspunkt Weißenstein zu unternehmen. Dafür geht Ihr, statt gleich den Schotterweg zu betreten, rechts den Hang hinauf. Erst auf einem reinen Fußweg mit Treppen, dann auf dem Gehsteig. Bei der ersten Gelegenheit biegt Ihr links ab. Ihr kommt an einem tollen modernen Holzhaus vorbei, wandert an einer Bank vorbei den Hang hinauf und zweigt dann rechts hinauf ab. Nach 50 Metern erreicht Ihr den Aussichtspunkt. Wie gesagt, die Aussicht hinunter auf Neukirchen ist nicht ganz so WOW. Aber ein schön gearbeiteter „INRI“ spendet hier dem Wallfahrenden Trost. 
Zurück geht Ihr einfach auf genau dem Weg, auf dem Ihr gekommen seid. Zurück zum Schotterweg. Dieser führt Euch an einem gepflegten Spielplatz mit jeder Menge Gerätschaften vorbei und dann mit neuem Wegzeichen „Blaues Kreuz auf Weißem Grund“ rechts den Hang hinauf. Ein schön angelegter Pfad führt Euch teils auf Treppen hinauf Richtung Schloss Neidstein. Ein wirklich bezaubernder Pfad, der sich hier am Hang entlang schlängelt.







Ihr passiert rechter Hand eine Grünfläche und erreicht dann auf der linken Seite einen kleinen Steinbruch.Aufgemerkt! Hier lockt das Abenteuer. Direkt gegenüber führen Traktorspuren den Berg hinauf. Ein richtiger, ausgewiesener Wanderweg ist das nicht, zumindest heute nicht mehr. Jedoch ist er noch immer in den Karten verzeichnet. Er führt Euch steil bergan durch ein kleines Blumenmeer und biegt dann links in einen märchenhaften Jägersteig ein, von dem aus Ihr bald das Schloss Neidstein über Euch erblickt.







Toll, wie sich der Steig an den Hang schmiegt. Und überall dieses frische Frühlingsgrün – einfach herrlich.


Ohne Beschilderung zweigt ein paar Meter weiter von dem Steig extrem scharf links ein Pfad ab. Ihr müsst aufpassen, damit Ihr ihn nicht verpasst. Über diesen Pfad, von dessen Kante es ein paar Meter kerzengerade nach unten geht, gelangt Ihr zu einem weiteren Franzosenloch (auch Philippshöhle genannt). Nach einem schmalen Eingang erreicht Ihr einen größeren Raum, der auch noch weiter nach hinten führt. An den Wänden entdeckt Ihr tolle Formen, die uns irgendwie an Wirbelsäulen erinnerten. In Kombination mit den in dieser Höhle zahlreichen Höhlenspinnen eine ganz schön schaurige Erfahrung. Doch das gehört doch zur Höhlenerfahrung dazu ;)





Zurück auf den Steig und weiter bis ein Trampelpfad nach links und dann nach unten abzweigt. Darüber erreicht Ihr den Fuß des Neidsteins und die letzte Höhle der heutigen Tour. Das Vogelloch oder Theodorshöhle. Diese nicht wirklich tiefe Höhle soll der Felsenbärbl, mit bürgerlichen Namen Babette Hauser, vor gut 100 Jahren, zusammen mit anderen Höhlen der Region, als Wohnstatt gedient haben.


 


Kurz nach dem Vogelloch stoßt Ihr auf den Wanderweg Nr. 2, der Euch durch einen zauberhaften Felsengarten nach oben zum Tor des Schlosses Neidstein führt. Wie im Märchenwald säumen grün bewachsene Felsen den Weg. Über uns rauschte der Wind in den Bäumen und die Vögel begrüßten den Frühling mit, an dieser Stelle irgendwie besonders lautem, Gezwitscher. Alles war hier voller Leben. Und dann überall die zarten Blüten in Gelb und Lila, die sich Ihren Weg durch das den Boden bedeckende Laub gruben. Wie ein grüner Rausch






Durch das Gitter des Schlosstors konnten wir oben einen Blick in den Schlossgarten erhaschen. Mehr gab es für uns von Schloss Neidstein leider nicht zu sehen. Wenn Ihr Euch für das Schloss interessiert, hier findet Ihr mehr dazu: www.schlossneidstein.de



Links neben dem Tor führt eine Treppe nach oben. Über sie gelangt Ihr auf den Pendolinoweg, der Euch über den faszinierenden Gratweg zurück nach Neukirchen bringt. Es geht auf und ab, teilweise auch mal ein bisschen anstrengend. Aber das ist es wert. Dieser Gratweg ist sozusagen die „Light-Variante“ des bekannten Eibgrats und somit auch für Nicht-Ganz-Schwindelfreie und kleine Wanderzwerge geeignet. Felsenpfade können bezwungen und bizarre Formationen bestaunt werden. Das alles ohne tiefe Abhänge rechts und links. Und dabei hatten wir dieses Highlight gar nicht auf dem Radar, als wir die Route geplant haben. Umso erfreuter waren wir, als wir feststellten, dass sogar der Rückweg, den wir vormals als unspektakulär eingestuft hatten, ein echtes Ereignis war.







Wenn Ihr aus dem Wald heraustretet und den Pendolinoweg verlasst, biegt Ihr bei den Obstbäumen links ab und kurz darauf wieder rechts. Dann seht Ihr schon das Sportgelände und den Parkplatz auf Eure Rückkehr warten.



Wieder einmal eine grandiose Wanderung. So viele Höhepunkte. Und dann diese wundervollen Waldwege. Unsere Heimat ist wirklich schön und beeindruckend. Ein wenig Abenteuer ist auch noch dabei, wenn die Hauptwege an zwei Stellen vermeintlich verlassen werden und es querfeldein geht. Das alles jedoch ohne echtes Risiko. Doch für die Kids sind Geheimwege doch immer etwas ganz Besonderes. Das Gefühl einen Weg als Erster zu erkunden regt die Fantasie an, steigert die Spannung und lässt eventuelles Jammerpotenzial schnell verpuffen. Dann auch noch ein Spielplatz am Wegesrand. Und nicht zu vergessen: Die vielen tollen Höhlen. Zu guter Letzt die Möglichkeit, die Tour zu halbieren und trotzdem jede Menge faszinierende Naturschauspiele geboten zu bekommen. Das rundet das Gesamtpaket ab und macht unsere Neukirchener Höhlenwanderung zum Ereignis.



Hoffentlich ist es uns gelungen Euer Interesse zu wecken. Wenn ja, wünschen wir Euch schon jetzt …



Viele Späße beim Entdecken!



Die 3 Pavels





Länge: 6 bzw. 11 km

Dauer: 3 bzw. 5 Stunden

Höhenmeter: 148 bzw. 329 Hm

Buggy: Nein

Festes Schuhwerk: Unbedingt

Taschenlampen: Auf jeden Fall

Highlights: Bettelküche, Franzosenloch, Frauenfels, Windloch, Hartenfels, Weißenstein, Spielplatz, Phillipshöhle (Franzosenloch), Theodorshöhle (Vogelloch), Felsengarten, Schloss Neidstein, Gratweg

Hier noch die Karten:

Kurze Tour



Lange Tour



Und hier der Link zum Nachwandern:
https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/nuernberger-land/hoehlentour-neukirchen-bei-sulzbach-rosenberg/120255274/



Kommentare

Unknown hat gesagt…
Lieber Pavel, vielen Dank für deine tollen Wandertipps. Wir sind schon einige Touren nachgeladen und es war immer ein Erlebnis.

LG Kathrin

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