Die Kalchreuther Kirschblüte


In Franken blüht die Kirsche! An ganz vielen Orten in der Fränkischen Schweiz lässt sich die weiße Blüte bewundern und bestaunen. Bei Pretzfeld gibt es sogar einen Kirschenlehrpfad. Unser Weg führte uns am vergangenen Wochenende nach Kalchreuth, wo die Blüte auch schon in vollem Gange ist, die Wege jedoch kürzer und (größtenteils) auch Buggy-geeignet sind. Denn bei unserem Ausflug haben uns Schwager, Schwägerin und deren Nachwuchs samt Kinderwagen begleitet.

Doch zuerst einmal zur Anfahrt:
Da in Kalchreuth die Ortsdurchfahrt aufgrund einer Baustelle gesperrt ist, gilt es, von Nürnberg kommend, einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen. Ihr nehmt die B2 Richtung Gräfenberg und biegt in Heroldsberg links in die Hauptstraße ein. An der Aral Tankstelle biegt Ihr links in die Schützenstraße. Diese wird zur Hundsmühle. Nach ungefähr 2km geht es scharf rechts in den Löschweg. Dieser wird zur Buchenbühler Straße und führt Euch direkt nach Kalchreuth. Im Kreisverkehr nehmt Ihr die zweite Ausfahrt und erreicht ungefähr 600 Meter später den Wanderparkplatz Kalchreuth.

Direkt am Parkplatz findet Ihr einen schön gestalteten Spielplatz mit Rutsche, Schaukeln, Klettergerüst, … Und sogar eingezäunt, damit die Wanderzwerge nicht unbemerkt stiften gehen
Das war ein Halali. Kaum angekommen und schon durfte unser Hüpfer auf den Spielplatz. Da er ja mittlerweile schon 6 Lenze zählt, kann er auch mal allein losmarschieren. Da müssen Mama und Papa auch mal Vertrauen zeigen und ein kleines bisschen loslassen. Gar nicht so einfach. „Ich geh schon mal alleine.“ werden wir in Zukunft wohl noch öfter hören.

Vom Spielplatz aus bietet sich Euch schon ein traumhafter Blick hinunter ins Tal. Auch dort unten blüht es gewaltig. Saftiges Frühlingsgrün wird von blühendem Kirschweiß durchdrungen. Direkt neben dem Spielplatz führt übrigens auch ein Stück des mit der Kirsche gekennzeichneten Wanderwegs Richtung Kalchreuth. Das ist zwar ein Stück entgegengesetzt der eigentlichen Laufrichtung, jedoch in jedem Fall einen kurzen Abstecher wert. Denn auf diesem kleinen Wegstück bietet sich Euch eine herrliche Aussicht, die Ihr nicht verpassen solltet. Während sich unser „großer“ Nachwuchs auf dem Spielplatz austobte, gingen wir also mit dem Buggy den Weg auf und ab und genossen das langsame „Ankommen“.




Nachdem alle Spielgeräte ausführlich bespielt worden waren, ging es über die Straße hinüber auf den offiziellen Wanderweg. Verschiedene Wegzeichen weisen Euch hier den jeweiligen Weg. Das Schöne an diesem Gebiet ist, dass Ihr es auf gut 4,5 km komplett umrunden könnt. Daher haben wir die Wanderzeichen ignoriert und sind erst einmal auf dem bequemen Schotterweg geradeaus marschiert. Bald geht es rechts hinunter zum Sklavensee, einem schön angelegten Fischweiher, an dessen Ufer Bänke zum Verweilen und Entspannen einladen und Informationstafeln vom örtlichen Fischbestand künden. Das Stück hinunter war für den Buggy die erste Bewährungsprobe. Über die paar Stufen zu Beginn des „Abstiegs“ haben wir das Gefährt mit der kostbaren „Fracht“ getragen. 




Danach ging es vorsichtig bergab. Am See angekommen, ging unser Bub erst einmal für Mama Blumen sammeln. Außer ein wenig Löwenzahn, der umgehend zu einem Kranz geflochten wurde, war die Ausbeute zwar recht gering. Doch Mama hat sich riesig gefreut.




Am Ufer des Sklavensees geht Ihr links vorbei und biegt dann, an einer Balance-Scheibe links in den etwas schmaler werdenden Pfad ein. Dieser Pfad führt Euch bald in den Wald und hinab in eine recht breite Schlucht. Ein wirklich schöner, etwas enger Weg, auf dem der Buggy seine Geländefähigkeit unter Beweis stellen durfte. Mit etwas Geduld ist der Abstieg jedoch gut zu bewältigen. 


 

In der Schlucht angekommen, zweigt der Weg einmal rechts ab. Geht dieser Abzweigung ruhig einmal nach. Denn nach nur hundert Metern erreicht Ihr die schöne Felsformation „Jungfernsitz“, zu dem es auch noch eine interessante Geschichte gibt.




Wir geben diese Geschichte hier mal wieder in unseren eigenen Worten zum Besten:

Der Junfernsitz zu Kalchreuth (Version Pavel):
Vor vielen Jahren, als die oberen Zehntausend noch nicht in mit Säulengängen geschmückten Villen mit Seeblick oder in Echtholz-Glas-Bungalows mit Blockheizkraftwerken lebten, sondern in wehrhaften Burgen, am besten hoch oben auf irgendeinem windumtosten Berggipfel. Die steinernen Mauern klamm, die Räume finster und nur der Hauptraum beheizt. Das dann mithilfe eines riesengroßen Kamins, der den Raum so unter Qualm setzte, dass einem die kalten Nebenräume, dank der Frischluftzufuhr dann doch lieber waren. In genau solchen Zeiten, als der Teufel nicht nur eine der Lächerlichkeit preisgegebene Comicfigur war, sondern das allgegenwärtige Böse, vor dem man sich, Sapperlot nochmal, gefälligst in Acht zu nehmen hatte. In genau dieser Zeit also lebte das fromme Schlossfräulein Adelheid. Und diese Adelheid war wirklich fromm. So fromm, dass sie nicht nur sonntags auf den Knien zur Heiligen Messe in die Dorfkirche gerutscht ist. Sondern am besten jeden einzelnen Gottesdienst mitgenommen hat. Immer ganz brav guckend in der ersten Reihe sitzend – am liebsten ganz nah beim Herrn Pfarrer. Damit ein kleines bisserl seines Heiligenscheins auf sie übergehen und ihr die im Jenseits bevorstehenden Höllenqualen verkürzen möge. Und weil die Adelheid jede ihrer freien Minuten in der Kirche zugebracht hat und daher eh keine Zeit hatte, abgesehen von den Kreuzern für den Klingelbeutel, großartig Geld auszugeben – auch weil es noch keine schicken Outlet-Shopping-Center gab. Und weil sie zudem mit ihrem Hinterteil schon den ganzen Lack von der Kirchenbank abgescheuert hatte, hat sie irgendwann ihr Vermögen genommen und es der Kirche von Kalchreuth gespendet. Damit der Pfarrer die Bänke neu streichen lassen könne und was halt sonst noch so gemacht werden müsse. Der Teufel, der pferdefussige Beelzebub, fand das gar nicht lustig. Ein etwas heruntergekommenes Gotteshaus, das dazu noch windschief steht und die Kirchgänger mit seinem erbarmungswürdigen Erscheinungsbild eher fernhält als sie in flammender Bewunderung anzuziehen, war ihm viel lieber. Vor lauter Wut hat der Gottseibeiuns mit einem gewaltigen Donnergrummeln einen ganzen Felsen nach der spendablen Heidi schleudern wollen. Die jedoch, fromm und gottesfürchtig wie sie war, hat schnell die Hände zum Gebet gefaltet. Soll es nun an dieser spontanen Frömmigkeit gelegen haben oder daran, dass der Luzifer, vielleicht weil er a bisserl die Grippe gehabt hat, vom Fittigkeitsgrad nicht so ganz auf der Höhe war. Jedenfalls hat er, statt den ganzen Felsblock anzuheben, nur ein Stück Fels herausgerissen und damit die Adelheid sogar noch verfehlt. Das Loch, das dadurch im Fels entstanden ist, heißt seitdem „Jungfernsitz“ und ist über ein paar Stufen bequem erreichbar. Die Stufen sich schon ganz schön ausgetreten. Das mag an der Sage liegen, dass junge Frauen, die es sich in der Felshöhlung bequem machen, noch im selben Jahr einen heiratswütigen Mann finden sollen. Ob das stimmt, kann die eine oder andere Jungfer ja gerne mal am eigenen Leib ausprobieren

Vom Jungfernsitz geht Ihr einfach zurück zum Hauptweg. Auf diesem erreicht Ihr ein paar Meter später die Dürerquelle, die den berühmten Nürnberger Maler seinerzeit zur Federzeichnung „Quelle im Wald mit Antonius und Paulus“ inspiriert haben soll. Wenn hier im warmen Frühsommer wirklich alle Bäume und Büsche in sattem Grün erblühen, tut die Waldeskühle und die Ruhe sicher besonders gut.



Nun habt Ihr, wenn Ihr ohne Buggy unterwegs seid, die Möglichkeit über der Quelle entlang zu gehen und über den schmalen, steilen und mit Wurzeln durchzogenen Pfad nach oben zu gehen. Oder Ihr geht, wenn Ihr einen Buggy dabei habt, den Hauptweg weiter und dann scharf links. Wir haben beides probiert. Und ich kann Euch sagen: Es war ganz schön spannend den Buggy den schmalen Waldweg hinauf zu tragen ;-)




Mit Buggy geht Ihr auf dem Schotterweg erst einmal immer geradeaus. Ohne Buggy könnt Ihr danach wieder links in den nächsten Waldpfad und entlang des Tals nach oben. Dort geht Ihr dann rechts entlang und stoßt wieder auf den Schotterweg.




Egal, welche Variante Ihr gewählt habt, Ihr befindet Euch nun wieder auf der großen Ebene, auf der die Kirschblüte bereits in vollem Gange ist. Die Wiesen sind saftig grün und an den Ästen der Bäume sprießt und blüht es überall herrlich weiß. So ein wundervoller Anblick. Und jetzt waren wir zu Beginn der Blüte hier. Das Erlebnis wird in den nächsten zwei Wochen sicher noch intensiver. Auf der Ebene könnt Ihr jetzt entweder einfach immer hin- und herwandern. Oder Ihr umrundet sie entlang des Waldrandes. Ganz nach Eurem Gusto. 



 
Am schönsten ist es sowieso mitten zwischen den Bäumen. Vor allem, weil es dort so gut riecht. So richtig süß und fruchtig. Genauso, wie der Frühling riechen muss – Lecker! Hier ein paar Nahaufnahmen der herrlichen Blüten. Fast ist mir, als steigt mir ihr feiner Duft erneut in die Nase.





Wenn Ihr genug zwischen den Bäumen lustgewandelt seid, geht Ihr auf dem bequemen Schotterweg zurück zum Parkplatz. Richtet Eure Schritte einfach immer Richtung Kalchreuth. Die Dächer seht Ihr von jedem Punkt der Ebene aus.

Kleiner Tipp: Wenn Ihr Kräfte sparen oder nur einen Spaziergang in der Kirschblüte unternehmen wollt, lasst Ihr den Slavensee und den Jungfernsitz aus und marschiert vom Wanderparkplatz einfach immer geradeaus auf der Ebene zu den Obstbäumen. Damit vermeidet Ihr nahezu jegliche Höhenmeter und seid nur auf bequemen Wegen unterwegs. Jedem, der es mit Buggy ein wenig spannender mag, sei das Stück durch den Wald ans Herz gelegt.

Hoffentlich ist es uns gelungen, Euer Interesse für den Kalchreuther Kirschenweg zu wecken. Wenn ja, wünschen wir Euch schon jetzt …

Viele Späße beim Entdecken!

Die 3 Pavels


Länge: 2-5 km
Dauer: 1-3 Stunden
Buggy: Ja (stellenweise schwieriges Terrain - allerdings umgehbar)
Festes Schuhwerk: Besser, aber nicht zwingend
Alter: ab 2 Jahren


Hier noch die Karte zum Nachwandern:



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