Felsenwunder auf dem Großen Berg bei Plech



Früher wurde der Ort Plech von Familien immer mit dem Fränkischen Wunderland, dem wunderbaren Freizeitpark mit dem Themenschwerpunkt „Wilder Westen“, in Verbindung gebracht. Der Park ist seit einigen Jahren wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Jedoch gibt es in und um Plech noch weit mehr zu entdecken als den Freizeitpark. Tatsächlich begeistert die Landschaft rings um den Ort mit grandiosen Felsformationen und faszinierenden Höhlen. Heute wollen wir Euch eine 4 km kurze Wanderung rund um den Großen Berg vorstellen. „Großer Berg“ klingt so einschüchternd. Keine Angst, es gilt nur gut 100 Höhenmeter zu bewältigen.

Doch zuerst einmal die Anfahrtsbeschreibung:
Von Nürnberg kommend nehmt Ihr die A9 Richtung Berlin und verlasst diese an der Ausfahrt Plech. Fahrt direkt nach Plech hinein und biegt im Ort rechts Richtung Schermshöhe/Spies/Hormersdorf ab. An der letzten Möglichkeit vorm Ortsende biegt Ihr links ab und erreicht gut 50 Meter weiter einen kleinen Wanderparkplatz, der Platz für 4-5 PKW’s bietet.


Vom Wanderparkplatz aus geht Ihr direkt den sanften Anstieg zum Waldrand hinauf. Wenn Ihr nach rechts oben seht, begrüßt Euch die Plecher Wand, eine imposante Felsformation, die mit einigen Kletterrouten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade aufwartet. 


Die Plecher Wand
 
Der Wanderweg führt direkt am Waldrand entlang. Durch die Bäume seht Ihr im Wald schon einige der teilweise bizarren, mit dichtem Moos bewachsenen Felsformationen. Schwuppdiwupp waren wir vom Forstweg durch das Dickicht in den Wald geschlüpft, um uns die Felsen ein bisschen aus der Nähe zu betrachten. Schon nach ein paar Metern waren wir somit schon im Abenteurermodus. Hier mal kucken, dort mal genau hinsehen. Und immer durch das noch dichte, mit herabgewehten Ästen „gewürzte“, Laub, das den Waldboden üppig bedeckt. Hier heißt es vorsichtig sein und bei jedem Schritt ordentlich die Füße nach oben heben, damit Ihr nicht an einem der versteckten Äste hängen bleibt und ungewollt den Waldboden küsst ;-)

 


Nach unserem Ausflug ins Unterholz gingen wir wieder auf den Weg zurück. Eure Tour führt nach ein paar Metern links Richtung Naturdenkmal Judenfriedhof. 


 

Die Plecher Wand
Kein Grund auf eine kurze Besichtigung der Kletterfelsen der Plecher Wand zu verzichten, die sich direkt an der Abzweigung gen Himmel schieben. Diese teilweise leicht überhängenden Felsen beeindrucken besonders, wenn Ihr direkt darunter steht und am Fels entlang in den Himmel seht. „Puuh! Und da klettern die Kletterer wirklich rauf? Das ist wirklich hoch. Ist das nicht gefährlich?“, höre ich unseren Hüpfer noch fragen. Das war kurz bevor ich ihm erklären musste, dass ich nicht mit ihm zusammen die Leiter zum Klettersteig hinauf klettern könne. So gefährlich kam es ihm dann also doch nicht mehr vor ;-)

Zurück zur Abzweigung Richtung „Judenfriedhof“ und ein paar Meter gelaufen. Ihr gelangt zur Großer-Berg-Höhle, eine kleine Einbuchtung im Jurafels. Links daran vorbei führt Euch ein schmaler Pfad den Großen Berg hinauf. Ihr seid auf dieser Tour übrigens ein gutes Stück auf dem Fränkischen Gebirgsweg unterwegs.





Die Großer-Berg-Höhle bei Plech

Ihr findet auf dem Weg auch immer wieder ein seltsam anderes Wanderzeichen. Es zeigt, neben dem Plecher Wappen, einen beleibten Herrn in Bürgermeisterrobe und einen davon hüpfenden Hasen. Überschrieben ist das Bild mit dem Text:“Hott, Häissl, af Plech näi!“

Dahinter verbirgt sich folgende spaßige alte Geschichte:

In alten Zeiten hatten viele arme Bauern aus den entlegenen Dörfern der Fränkischen Schweiz noch nie ein Pferd gesehen. Sie kannten wohl Schweine, Ziegen, Schafe und wohl sogar Rinder. Doch ein echtes Pferd hatte noch keiner von ihnen zu Gesicht bekommen. Eines Tages, die Plecher Dorfältesten saßen gerade im Wirtshaus beisammen, kam ein fahrender Handwerksbursche daher. Das Besondere an diesem Burschen waren weder der Rucksack noch seine Kleidung. Beides hatten die Bürger von Plech schon mehrfach gesehen. Das Merkwürdige an dem Burschen war der große Kürbis, den er unterm Arm trug. Was er da für ein merkwürdiges Teil unterm Arm habe, fragten sie ihn. Der Handwerksbursche, der schon weit herumgekommen war und um die Gutgläubigkeit der einfachen Leute wusste, antwortete pfiffig: „Das ist ein Roßei.“ „Ein Roßei?“ riefen die Plecher erstaunt. Und sofort kam ihnen der Gedanke, dem Burschen das wertvolle Ei abzukaufen. Dieser ließ sich nicht lange bitten und war für eine wohlschmeckende Mahlzeit und ein paar Bier nur allzu bereit, den Bürgern von Plech das angebliche Roßei zu überlassen. Gut gestärkt zog der Bursche nach dem üppigen Mahl, schelmisch grinsend, davon. Jedoch nicht ohne den Plechern noch einen wichtigen Hinweis zu geben: „Eines müsst Ihr wissen“, sprach er. „das Roßei kann nur durch Menschenwärme an der frischen Bergluft ausgebrütet werden.“ Schon am nächsten Morgen zog das ganze Dorf hinauf zur Ebene des Gottvaterbergs hoch über dem Ort. Einer nach dem anderen setzten sie sich auf das Ei und brüteten. Stunden vergingen, bis die Reihe endlich am Bürgermeister war. Der war, Kraft seiner Stellung, wie wohl die meisten seiner Kollegen, eine sehr beleibte Person. Ganz sanft nahm der auf dem Roßei Platz und brütete. Da plötzlich hörte er ein lautes Krachen unter sich. Das musste das Ei, dessen Schale gerade aufplatzte, um das Wundertier frei zu geben. Doch, oh Schreck, er war zu schwungvoll aufgestanden und hatte dem, in Wahrheit unter dem Gewicht des Bürgermeisters geborstenen Kürbis, einen Schubs gegeben. Daraufhin kam der Kürbis in Bewegung und rollte den Berg hinunter. Am Fuße des Berges wurde die wilde Fahrt von einem Wacholderbusch gestoppt. Darin musste gerade ein Hase sein Mittagsschläfchen gehalten haben und von dem Kürbis fürchterlich erschreckt worden sein. Jedenfalls ist das arme Tier voller Angst aus dem Busch gesprungen und wurde sogleich von dem Bürgermeister, der ja noch nie ein Fohlen erblickt hatte, sofort für ein solches gehalten. So schnell er konnte, ist der Bürgermeister den Gottvaterberg hinunter gerannt, um das scheue Tier einzufangen. Doch es war viel zu schnell und lief in Richtung Plech. Der Bürgermeister rief ihm noch voller Freude darüber, dass das vermeintliche Pferdlein nun geboren sei, hinterher „Hott Häissl, af Plech näi!“ Der Hase jedoch empfand das anscheinend als eine schlechte Idee und hoppelte, so schnell er konnte, auf und davon. Die Plecher wurden Ihres Irrtums bald gewahr. Heute jedoch sind sie auf diese alte, ziemlich lustige, Geschichte fast schon ein wenig stolz.

Gute 50 Meter weiter zweigt vom Hauptweg, der links abbiegt, nach rechts ein Weg hinauf zur Schönen Aussicht Nord ab. Über einen schmalen Grat gelangt Ihr zu diesem wundervoll idyllischen Aussichtspunkt. Auf der Bank könnt Ihr es Euch gemütlich machen und Euren Blick in die Ferne schweifen lassen.


Die Schöne Aussicht Nord bei Plech


Von der Schönen Aussicht geht Ihr einfach zurück auf den Wanderweg, der Euch über Stufen weiter den Großen Berg hinauf führt. Vorbei an großartigen Felsformationen, bis hin zum Naturdenkmal Judenfriedhof. Kleine, mit Moos überzogene Felsen, die aussehen wie Grabsteine, bilden hier ein natürliches Labyrinth, das zum Durchstreifen einlädt. Unseren Hüpfer erinnerten diese kleinen Felsen jedoch weniger an Grabsteine, sondern vielmehr an schlafende kleine Trolle, die nur in Vollmondnächten vom Mondschein zum Leben erweckt werden und dann ihre lustigen Spiele im Wald spielen und allerlei Schabernack treiben. Irgendwie ist dieser Gedanke deutlich sympathischer als der an Grabsteine.


Das Naturdenkmal Judenfriedhof bei Plech


Dann noch ein paar Meter nach oben und schon habt Ihr den mit Felsen bewehrten Gipfel erreicht, an dessen Ende es gleich recht steil bergab geht. 


 
Bei der nächsten Weggabelung biegt Ihr rechts ab. Also nicht dem Schild nach Plech folgend, sondern zur nächsten Schönen Aussicht, die Ihr auch schon bald erreicht. Dieser Aussichtpunkt liegt auf einem vorgelagerten Kletterfelsen, der auch von unten einen tollen Eindruck macht. Hier haben wir erst einmal Brotzeit gemacht. Ungefähr die Hälfte des Weges war geschafft und die vielen kleinen Entdeckungsreisen links und rechts des Wegesrandes hatten uns hungrig werden lassen.



Von dieser zweiten Schönen Aussicht geht Ihr den Weg einfach weiter. Nach weiteren Felsen erreicht Ihr den Waldrand. Von hier aus seht Ihr in ungefähr 1 km Entfernung den Ort Plech. Bei der nächsten Gelegenheit zweigt Ihr links ab Richtung Straße, überquert diese und geht auf der anderen Seite wieder Richtung Waldrand, an dem ihr nach rechts Richtung Plech wandert. Es geht ein wenig bergan und dann zu einem schönen Rastplatz mit einer steinernen Tischplatte. Dieser Ort heißt Gänsbauch – weiß der Himmel warum. Vielleicht kann uns das ja jemand, der diesen Text liest und den Ursprung des Namens kennt, noch erklären. Der Rastplatz selbst gehört zu einem Naturerlebnispfad, der mit einigen Stationen zum aktiven Walderleben einlädt.

Euer Weg führt Euch rechts an dem Rastplatz vorbei auf den ausgeschilderten Rundweg um den Gottvaterberg, an dessen Flanke Ihr Euch gerade befindet. Über einen schmalen Felsensteig erkundet Ihr nun die Felsformationen des Berges. 



Dann zweigt Euer Weg, einem Schild folgend, rechts ab zur Platte. Einem wundervollen Hochplateau mit zwei Pavillons, einem tollen Klettergerüst und einem (kostenlosen) Fernrohr, mit dem Ihr ganz weit ins Land schauen könnt. Ein großartiger Ort, um noch einmal zu rasten. Die Zwerge können herumtollen und auf dem Klettergerüst Ihre letzten Reserven auspowern. Ruhig ein bisschen länger rennen lassen. Nach dem Plateau geht es nur noch bergab zurück zum Parkplatz. Es kommen also keine Herausforderungen mehr auf die kleinen Füße zu. 



Von der Platte geht es am linken Ende (links gesehen von Eurem Ankunftsort auf dem Plateau) hinunter in den Ort. Dabei kommt Ihr noch an einem Labyrinth vorbei. Ich weiß nicht, wie es Euren Wanderzwergen geht. Aber unser Hüpfer liebt Labyrinthe. Die müssen immer komplett durchquert werden – am besten gleich zwei- oder dreimal.



Ein Schild weist Euch von hier den Weg nach unten zu den Plecher Felsenkellern. Das sind unterm Strich nur ein paar mannshohe Löcher, die in den Stein gehauen wurden – größtenteils sind sie auch noch verschlossen. Ein spannender Anblick, der Fantasien weckt, wird Euch jedoch allemal geboten.



Von den Felsenkellern geht Ihr am Friedhof entlang nach unten zurück zum Parkplatz.

Für uns steht nach dieser kurzen Tour fest: Wir mögen Plech und seine Felsen

Und wenn Anfang April die Höhlen wieder frei zugänglich sind, werden wir auf jeden Fall wieder kommen und den Plecher Höhlenweg in einer kindgerechten Variante erkunden. Hach, wie schön unsere Fränkische Schweiz doch ist!
Hoffentlich ist es uns gelungen Euer Interesse zu wecken. Wenn ja, wünschen wir Euch jetzt schon …

Viele Späße beim Entdecken!

Die 3 Pavels


Länge: 4 km
Höhenmeter: 108 Hm
Dauer: 2 Stunden
Buggy: Nein
Highlights: Die Plecher Wand, die Schöne Aussicht Nord, Naturdenkmal Judenfriedhof, Platte, Felsenkeller
Alter: ab 5 Jahren


Hier noch die Wegkarte:




Und hier der Link zum Nachwandern:
https://www.outdooractive.com/de/wanderung/fraenkische-schweiz/felsenwunder-auf-dem-grossen-berg-bei-plech/119561160/


Waldbaden bei Plech

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