Durchs Winter Wunderland zur Kapellenruine „Zum Heiligen Baum“ bei Arzlohe

Die Kapellenruine Zum Heiligen Baum bei Arzlohe


Bei herrlichem Sonnenschein machten wir uns auf zu unserer ersten Wanderung des Jahres 2019. Das Hauptziel war die alte Kapellenruine „Zum Heiligen Baum“ bei dem kleinen Ort Arzlohe oberhalb des Happurger Stausees. Diese Kapelle gilt als einer der kraftvollen Orte in Franken. Hier verschmelzen Geschichte und Legende. Noch bevor hier, vermutlich im 12ten Jahrhundert, eine Kapelle erbaut wurde, soll der Ort am Heiligen Baum bereits als Kultstätte genutzt worden sein. Es sollte für uns zur Wanderung durch ein sanft beschneites Winter Wunderland werden, das in der Sonne glitzerte und funkelte. 


Feld in Arzlohe, der Start- und Endpunkt der Wanderung


Doch zuerst einmal zur Anfahrtsbeschreibung:
Von Nürnberg kommend nehmt Ihr die B14 Richtung Lauf an der Pegnitz, das Ihr durchquert und bis nach Hersbruck fahrt. Dort nehmt Ihr im ersten Kreisverkehr die erste Ausfahrt und fahrt Richtung Sulzbach-Rosenberg. Fahrt immer geradeaus, bis Ihr Pommelsbrunn erreicht. Gegenüber der Kirche geht es rechts, nach dem Gasthaus Goldener Stern, in eine kleine Stichstraße Richtung Arzlohe. Die Straße führt durch eine kleine Unterführung, an einer Kneippanlage vorbei und den Berg nach Arzlohe hinauf.In Arzlohe biegt Ihr links ab und fahrt, bis Ihr rechts kurz vorm Ortsausgang eine Wandertafel entdeckt. Viele Parkplätze gibt es hier nicht. Aber am Straßenrand haben schon 3-4 PKWs Platz. 

 

Von der Wandertafel führt Euch ein geschotterter Forstweg den Berg hinauf in den Wald. Dieser erste Anstieg hat es in sich. Doch besser gleich am Anfang einer ordentlichen Herausforderung gestellt, als zum Ende, wenn die Kräfte eh schon nachlassen. Also Zähne zusammengebissen und losmarschiert. Auf dem gefrorenem Waldboden knackte unter unseren Füssen das in der Eiseskälte erstarrte Laub. Unser Atem dampfte in der kühlen Winterluft und der eisige Wind färbte unsere Wangen schon nach wenigen Metern rot.



Also den Schal ein wenig weiter hoch gezogen und weiter, immer weiter nach oben. Bald habt Ihr das Plateau erreicht. An der Weggabelung biegt Ihr rechts ab und erkennt zwischen den Bäumen die ersten Felsmassive. Als wir am frühen Nachmittag hier oben waren, leuchtete das von der Sonne angestrahlte Moos grün aus dem funkelnden Schneeteppich heraus.





Rechts und links des Weges erheben sich die großen Felsen, die sich, wenn es weniger glatt ist, sicher hervorragend zum Kraxeln und Klettern eignen. Dann biegt der Weg rechts ab und umrundet das Felsmassiv. In der Sonne schimmern die Eiszapfen, die von den moosbewachsenen Felsen gen Waldboden streben. Ein wundervoller Anblick, den es zu bewahren und festzuhalten lohnt.





Früher soll es in der Mühlkoppe, einem Berg zwischen Pommelsbrunn und Arzlohe übrigens eine Höhle gegeben haben, deren Eingang etwas abseits lag. Diesen Eingang kannten nur die Einheimischen. Und die wussten, dass es in der „Höhl auf der Mühlkopp“ nicht geheuer war. Niemand hatte es je gewagt die Höhle zu betreten. Obwohl es hieß, dass am Ende ihrer nahezu unendlich weit ins Erdinnere führenden Gänge ein unermesslicher Schatz liegen solle. Doch eines Tages wagte sich ein Bauer aus Pommelsbrunn, von der Gier getrieben, in die Höhle hinein und – verschwand. Wochenlang irrte er durch die finsteren Gänge, bis er eines Tages den Weg zurück an die Oberfläche fand. Das „Hühott“ eines Fuhrwerks hatte ihm den Weg zurück ans Tageslicht gewiesen. Den Schatz hat der Bauer jedoch natürlich nicht gefunden.

 
Hier oben ist es einfach wunderschön. Das strahlende Weiß der den Waldboden bedeckenden Schneeflocken, und hoch oben die hell scheinende Sonne und der strahlend blaue Himmel. Ein echter Wintertraum, der wahr geworden ist. Auch wenn hier oben an diesem Tag verhältnismäßig viele Wanderer unterwegs waren, ging es uns allen wohl ähnlich. Hier oben im Schnee, weitab des Alltags, kamen wir alle überraschend schnell zur Ruhe. Alle Leute, die uns entgegen kamen, lächelten zufrieden und entspannt. Vielleicht muss man ja gar nicht erst die energetische Kapellenruine erreichen, um seine Akkus aufzuladen. Vielleicht liegt die Kraft in der Natur selbst. Vielleicht durchströmt sie jeden einzelnen Millimeter des Waldbodens, jeden Baumstamm, jeden noch so kleinen Ast und jeden Stein. Vielleicht fließt Sie auch schon in uns. Und vielleicht ist es ja immer so, wenn wir uns dazu überwinden, einfach mal rauszugehen und uns die Welt anzuschauen. Ganz sicher sogar :-)

 


Euer Weg biegt bald links ab. Nun geht Ihr vom Plateau wieder hinab. Unten angekommen, weisen Euch verschiedene Wanderzeichen den Weg nach links in einen schmalen Waldweg. Eines davon ist der Rote Strich auf Gelbem Grund. Dieser Waldpfad führt Euch unterhalb des Felsmassivs entlang, auf dessen Kante Ihr gerade noch gelaufen seid. Der Blick nach links oben ist wirklich eindrucksvoll. Überall schieben sich meterhohe Felsen nach oben, überbieten sich geradezu gegenseitig und machen sich den Platz streitig. Und dann erreicht Ihr die Felsformation mit dem schönen Namen Johannesburg. Dort findet Ihr ein Schild mit „Wandrers Nachtlied“ von Goethe:

Ueber allen Gipfeln
Ist Ruh',
In allen Wipfeln
Spürest Du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur! Balde
Ruhest du auch.


Die Johannesburg bei Arzlohe
 

Zum Ruhen haben wir irgendwann noch genug Zeit. Deshalb gingen wir, nachdem wir gelesen und gestaunt hatten, auch schnell weiter. Direkt nach der Johannesburg geht Ihr rechts in einen Waldweg direkt am Waldrand entlang, an einer Einzäunung vorbei. Der Weg geht nach links und mündet dann ganz scharf rechts in einen breiten Schotterweg.




Von diesem geht bald ein schmalerer Weg rechts ab. Wenn Ihr diesem folgt, und unten links am Waldrand entlang geht, erreicht Ihr nach gut 200 Metern einen Durchlass im Gebüsch, durch den Ihr schon einen wirklich großen Felsbrocken erkennen könnt, der an der Felskante thront. Nehmt Euch den Moment Zeit um diesen Koloss zu besteigen. Der Ausblick, der sich Euch von dort oben bietet, ist es wert, gesehen zu werden.






Dann zurück auf den Hauptweg. Ihr habt nun eine kleine Ehrenrunde gedreht und erreicht wieder den Punkt, an dem Ihr vorhin links zur Johannesburg abgebogen seid. Nun biegt Ihr in den Weg gegenüber davon ab. Ein nostalgisches Holzschild weist den Weg nach Arzlohe zur Kapellenruine. Es geht sanft bergan. Euer Wanderzeichen sind für dieses Wegstück der Rote Strich auf Gelbem Grund und der Grüne Strich auf Weißem Grund. Folgt diesen Schildern unbeirrt. Einmal führen sie Euch über ein kleines Stück Trampelpfad, bei dem wir erst einmal skeptisch waren. Jedoch gelangt Ihr darüber wieder auf den Hauptweg. Also alles gut.


Wenn Ihr die nächste große Weggabelung erreicht, gibt es drei Möglichkeiten weiter zu gehen. Rechts geht es zur Kapellenruine, mittig zum Hohlen Fels auf der Houbirg. Und ganz scharf links, dem Roten Strich auf Gelbem Grund und dem Gelben Kreuz auf Weißem Grund entlang, geht es hinauf zum Förrenbachhaus auf dem Wachtfelsen hoch über Förrenbach. Das Förrenbachhaus ist jedoch nicht direkt ausgeschildert. Historisch ist diese Ruine kaum relevant. Jedoch ist die Aussicht von hier oben hinab ins Tal des Happurger Baches und hinüber zum Happurger Stausees grandios. Wenn Ihr und Eure Wanderzwerge Euch also noch einen ziemlich harschen Aufstieg zutraut, nichts wie los. Auf dem Trampelpfad überquert Ihr nach gut 100 Metern einen Forstweg und biegt an der nächsten Gabelung rechts ab, um dann steil bergauf zu wandern. Lasst Euch ruhig Zeit für dieses Wegstück. Es sind zwar nur ungefähr 150 Meter, aber die haben es in sich ;-)







Dafür öffnet sich oben auf der Terrasse des Förrenbachhauses ein eindrucksvolles Panorama, das an Sonnentagen natürlich gleich doppelt zu überzeugen weiß. Eine kleine Sitzgelegenheit mit Tisch lädt zum Verweilen und Ausruhen ein. Bitte denkt daran, dass es sich hier um eine Ruine handelt. Betreten erfolgt natürlich auf eigene Gefahr.


Blick vom Förrenbachhaus hinunter nach Förrenbach

Blick vom Förrenbachhaus hinunter zum Happurger Stausee



Wenn Ihr Euch gesättigt und satt gesehen habt, geht es auf demselben Weg zurück zur großen Weggabelung und von dort innerhalb weniger Minuten zum eigentlichen Ziel der Tour.

Nur ein paar Meter vom Ortsrand Arzlohe entfernt steht die alte Kapellenruine „Zum Heiligen Baum“. Wunderschön schimmerten Ihre alten Steine in der untergehenden Sonne. 


Die Kapellenruine Zum Heiligen Baum bei Arzlohe

Die Kapellenruine Zum Heiligen Baum bei Arzlohe
 

Erstmals wurde die Kapelle 1480 erwähnt. Schon damals als Ruine. Aufgrund des Namens „Zum Heiligen Baum“ geht man davon aus, dass die Kapelle einst auf einer alten, heidnischen Kultstätte errichtet wurde. Abgesehen von der Grundmauer, dem 5 Meter hohen Portal und einem Fenster ist heute nichts mehr übrig. Und doch reicht das Wenige, um zu beeindrucken. Ein erhabener Ort. Ja, wir möchten beipflichten, ein wirklich kraftvoller Ort. Die Krönung einer Wanderung, die uns mehr Energie gegeben als abverlangt hat und uns am Ende mit einem zufriedenen Lächeln nach Hause hat fahren lassen.

Hoffentlich ist es uns gelungen, Euch für diese Tour zu interessieren. Immerhin seid Ihr ja noch da ;-)

Wenn Ihr Euch dafür entscheidet, diesen Weg nachzuwandern, wünschen wir Euch dabei viele Späße und Entspannung!

Die 3 Pavels


Länge: 6,9 km
Höhenmeter: 229 Hm (zwei ordentliche Anstiege)
Highlights: Johannesburg, Aussichtsfelsen, Förrenbachhaus, Kapellenruine
An-/Aussichten: 5 von 5
Wintererholungswert: 5 von 5
Entspannung / Akkus aufladen: 5 von 5
Besonders weil … man hier zum Philosophen werden kann ;-)


Und hier noch der Link zum Nachwandern:
https://www.outdooractive.com/de/wanderung/nuernberger-land/durchs-winter-wunderland-zur-kapellenruine-zum-heiligen-baum-bei-arzlohe/118559619/




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