Das Wernloch bei Wendelstein
Als im
Mittelalter der Sandsteinbau die Lehmziegelbauweise ablöste,
gewannen die Sandsteinbrüche bei Wendelstein und Worzeldorf rasch an
Bedeutung. Jahrhundertelang wurde hier für die Gebäude der Stadt
Nürnberg Sandstein in mühevoller Handarbeit abgebaut und dann mit
Flößen über die Schwarzach und die Rednitz verschifft.

Zuerst
jedoch einmal zur Anfahrtsbeschreibung:
Von
Nürnberg aus fahrt Ihr zum Zollhaus und von dort Richtung
Wendelstein. Haltet Euch rechts und nehmt die Auffahrt
Schwabach/Wendelstein/Röthenbach b.St.Wolfgang. Oben biegt Ihr
rechts ab. Nach ungefähr 1,5 km biegt Ihr rechts in die Nürnberger
Straße ein. Nach gut 750 Metern erreicht Ihr im Wald einen
Wanderparkplatz an einer Wasserstation mit einem Funkturm.


Der
wortbrüchige Wirt
Im
tiefsten Mittelalter, als noch Raubritter die Gegend um Nürnberg
unsicher machten, gab es in Wendelstein ein Gasthaus, dass einem
besonders gierigen Wirt gehörte. Eines nachts, als dieser Wirt seine
Schenke bereits verschlossen hatte und sich zur Ruhe begeben wollte,
klopfte es an die Tür seines Gasthauses. Mürrisch öffnete er die
Tür und erkannte in der Dunkelheit drei gut gekleidete Gestalten.
Die drei gaben sich als Nürnberger Kaufleute zu erkennen und baten
um Einlass. Sie suchten dringend eine Bleibe für die Nacht und waren
bereit auch den doppelten Preis zu bezahlen. Sogleich hellte sich das
mürrische Gesicht des gierigen Wirts auf. Er bat die Kaufleute
herein, geleitete sie zur besten Kammer im Obergeschoss seines
Gasthauses und hofierte sie aufs Liebenswürdigste. Immer im
Hinterkopf, dass sich diese Freundlichkeit am nächsten Morgen
doppelt für ihn auszahlen würde. Er eilte nochmals in die Schänke,
um ein paar warme Getränke für die durchgefrorenen Kaufleute
zuzubereiten, da saßen auf den Bänken einige gar wilde Gestalten,
die sich ihm als der gefürchtete Raubritter Thomas von Absberg und
seine Räuberbande vorstellten. Der Wirt eilte sofort zurück nach
oben, um seine Gäste zu warnen. Denn der Raubritter war ein großer
Feind der Nürnberger Kaufleute, die auch Nürnberger Pfeffersäcke
genannt wurden, weil der Gewürzhandel sie reich gemacht hatte. Auf
deren Flehen hin, und nachdem sie ihn schon im voraus fürstlich
dafür bezahlt hatten, versprach der Wirt den Kaufleuten, sie nicht
zu verraten. Als er jedoch wieder nach unten ging, dachte er sich,
was ihm da für ein gutes Geschäft durch die Lappen gehen würde.
Denn, wenn er die Kaufleute verraten würde, könnte er doch gleich
doppelt verdienen. Das Geld der Kaufleute hatte er ja bereits. Und
von dem Raubritter würde er sicher auch eine Belohnung bekommen,
wenn er ihm solch wertvolle Geiseln ausliefern würde. Und so verriet
er dem Raubritter von Absberg, dass er unter seinem Dach die drei
Nürnberger Kaufleute beherbergte. Dieser stieg mit seinen Männern
zur Gästekammer hinauf, stieß die Tür auf und begrüßte die
verängstigten Gäste. Er nahm sich einen Stuhl und befahl den vor
Angst Schlotternden sich zu ihm zu setzen. Dann befahl er dem Wirt
ihm einen festen Strick zu bringen. Der Wirt tat, wie ihm befohlen
worden war. Der Raubritter knüpfte aus dem Strick eine Schlinge und
warf ein Ende über einen Dachbalken. Dann band er es fest, so dass
die Schlinge unheilvoll über den Köpfen der Kaufleute baumelte.
„Nun wollen wir das Gerät doch einmal testen“, sprach der Thomas
von Absberg. „Wirt, steigt doch schnell einmal auf den Tisch und
probiert die Schlinge an.“ Der Wirt tat, wie ihm geheißen. Noch
immer im Glauben, dass der Ritter mit alledem die Kaufleute
einschüchtern wollte. Doch als er auf dem Tisch stand, die Schlinge
um den Hals, da trat der Raubritter plötzlich den Tisch zur Seite.
Und schon baumelte der Wirt von der Decke und zappelte. Doch es half
nichts. Binnen weniger Augenblicke war alles Leben aus seinem Körper
entwichen. Der Raubritter jedoch sprach zu den Kaufleuten: „Wenn es
irgendetwas gibt, dass ich noch mehr verabscheue als Euch Nürnberger,
dann ist es ein Wirt, der sein Versprechen bricht. Deshalb werde ich
Euch mit Eurer Habe unbehelligt ziehen lassen. Der Verräter hat
seine gerechte Strafe erhalten. Nun geht Eures Weges.“ Die
Kaufleute, denen der Schrecken ins Gesicht geschrieben war, packten
all Ihre Sachen und flüchteten in die Nacht und zurück nach
Nürnberg.
Nach
dieser kleinen Morität wirkte der verwunschene Wald gleich noch ein
wenig unheimlicher und spannender. Wachen Auges entdeckten wir am
Wegesrand immer wieder faszinierende kleine Highlights. Einmal waren
es abgeholzte und aufgeschichtete Bäume, auf denen mittlerweile
schon wieder kleine Tannenbäume wuchsen. Dann war es ein schwarzer
Tümpel weit unten in einer schmalen Schlucht. Besonders spannend war
ein kleiner Keller, der in den Sandstein gehauen worden war. „Was
die da wohl gelagert haben? Vielleicht Bier?“ fragte unser Hüpfer.
Da hat der kürzliche Besuch der Forchheimer Keller wohl seine Spuren
hinterlassen ;-)
Und
immer wieder diese schaurig-schöne Atmosphäre, die dieser Ort
ausstrahlt. Wir waren Meter für Meter mehr begeistert.

Ohne
festes Schuhwerk ist dieser nicht empfehlenswert. Dann lieber die
große Runde links am Aussichtspunkt vorbei nach unten. Von unten hat
man einen wirklich tollen Blick auf die über Jahrhunderte
bearbeitete Felswand, an deren Kante Ihr gerade noch standet. Hier
zeigt sich, dass ein Besuch im Winter auch seine Vorteile hat. Denn
ohne Laub auf den Bäumen sind die dahinter liegenden Felswände
eindeutig besser erkennbar.
Dann
wird der Weg schmaler und zu einem Trampelpfad, der Euch an weiteren
kleinen Seen vorbei führt, bis es links an einem Schild ins
Unterholz geht. Jede Menge grüne und morsche Äste gilt es nun
sicheren Schrittes zu übersteigen. Hinter einer Ecke findet Ihr
einen kleinen Durchgangskeller. Und dann geht es noch einmal hinab in
ein Tal.
Für uns der absolute Höhepunkt dieser kurzen Tour. Zuerst
durchquert Ihr eine Moorlandschaft. Tiefe Tümpel, an deren Ufern
sich Flora und Fauna in voller Blüte entfalten – und das im
Winter! Alles so wahnsinnig grün.
Und
dann geht es rechts einen kleinen Hang hinauf. Ihr steht nun vor der
imposantesten Felsformation des Areals. Unglaublich, wenn man sich
vorstellt, wie hier mit Hammer und Meisel der Sandstein im großen
Stil abgebaut wurde. Fast hört man noch das Hämmern und Schlagen
durch den Wald hallen. An vielen Stellen sind die Spuren der Meisel
noch sehr gut sichtbar. Davor liegt ein großer Baumstamm. Für uns
war das der perfekte Rastplatz. Im Schatten dieses Felskolosses
herzhaft in seine Stulle zu beißen und die Ruhe dieses kraftvollen
Ortes auf sich wirken zu lassen, das hat schon was.
Von
hier aus gelangt Ihr, wenn Ihr an der Felswand nach oben geht, in
wenigen Minuten zurück zum Parkplatz. Oder Ihr macht Euch noch
einmal auf Entdeckertour. Schließlich gibt es hier noch jede Menge
toller Flecken zu erkunden. Für uns steht fest, wir werden im
Frühsommer wieder kommen und uns überraschen lassen, ob dieser Ort
immer noch eine so starke Faszination auf uns ausübt, wenn der
winterliche Zauber verflogen ist.
Hoffentlich
ist es uns gelungen, Euch für diesen faszinierenden Ort zu
begeistern. Wenn ja, viele Späße beim Entdecken!
Die 3
Pavels
Länge:
ab 2 km
Dauer:
ab 1 Stunde
Festes
Schuhwerk: Ja
Buggy:
Nein
Action:
Jede Menge Kraxelspass abseits der Hauptwege
Atmosphäre:
Im Winter ist es hier so schaurig-romantisch, wie in einem dieser
großartigen alten englischen Gruselfilme mit Christopher Lee
Und hier noch der Link zum Nachwandern:
https://www.outdooractive.com/de/wanderung/fraenkisches-seenland/das-wernloch-bei-wendelstein/118553848/
Und hier noch der Link zum Nachwandern:
https://www.outdooractive.com/de/wanderung/fraenkisches-seenland/das-wernloch-bei-wendelstein/118553848/
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