Von der Riesenburg zum Quakenschloß - an einem schaurig-schönen Nebeltag




Dieser wildromantische Weg ist perfekt für Herbst- und Wintertouren geeignet. Wenn die Bäume ihr Laubkleid abgeworfen und den Blick auf die Felsen hoch oben im Wiesenttal frei gegeben haben. Wichtig ist natürlich die richtige Kleidung. Angefangen bei festem, am besten wasserdichtem Schuhwerk. Bis hin zur warmen, winddichten Jacke und einer kuscheligen Mütze.



Bei dieser Wanderung haben wir zwei absolute Highlights der Fränkischen Schweiz miteinander kombiniert. Auf einem gut 6 km kurzen, jedoch mit 200 Höhenmetern nicht unanstrengenden Weg, besucht Ihr zwei außergewöhnlich schöne und geheimnisvolle Höhlen. Um beide ranken sich mysteriöse Sagen. Ein guter Grund, diese Tour nicht bei strahlendem Sonnenschein, sondern eher stimmungsvoll bei etwas diesigem Wetter anzutreten. Wir sind den Weg an einem nebligen Dezemberwochenende gegangen.

Von Behringersmühle, das an der B470 liegt, fahrt Ihr Richtung Doos. Nach ungefähr 4,5 km liegt links oben am Hang liegt die Riesenburg. An der Straße gibt es ein paar kostenlose Parkmöglichkeiten.







Vom Parkplatz gelangt Ihr in nicht einmal 5 Minuten über jede Menge Stufen hinauf zur Riesenburg. Was für ein Anblick. Wir waren erst einmal sprachlos. Über Euch öffnet sich ein riesiges Felsentor und gibt den Weg frei in diese gewaltige Versturzhöhle. 


Die Riesenburg


Teile der Decke sind, als sich einst das Jurameer zurückzog und seinen Boden und seine Riffe frei gab, eingestürzt, weil das Meerwasser von innen keinen Gegendruck mehr auf das Gestein auswirkte. Dadurch entstand dieses eindrucksvolle Felsmassiv, bei dessen Anblick man wohl daran glauben mag, dass es einst von Riesen bewohnt wurde.


Eine alte Sage berichtet von der Entstehung der Riesenburg:


Einst wohnte in der großen Höhle hoch im Hang über der Wiesent eine Familie von Riesen. Vater, Mutter und ihre kleine Tochter. Das Kind war für eine Riesin vollkommen unterentwickelt. Tatsächlich glich sie in Gestalt und Größe mehr einem Menschen als einem Riesen. Dieses Riesenkind liebte es unten an der Wiesent zu spielen und mit den Leuten aus den nahen Dörfern zu sprechen. Über die Jahre wurde aus dem Mädchen eine schöne junge Frau. Ihr freundliches Wesen und ihre Schönheit begeisterten die Menschen so sehr, dass man in der ganzen Umgebung von ihr sprach. Bis nach Böhmen gelangte die Kunde von der schönen Riesin, die anscheinend gar keine echte Riesin war. Ein böhmischer Graf reiste, nachdem er vom Liebreiz der Schönen gehört hatte, nach Franken und suchte die Stelle, an der sie, den Erzählungen nach, jeden Tag ihre freie Zeit verbrachte. Er folgte dem Lauf der Wiesent und hatte tatsächlich Glück. Er fand die Schöne und verliebte sich auf der Stelle in sie. Dem Mädchen ging es ebenso. Und so fassten die beiden sich ein Herz und stiegen hinauf zur Riesenhöhle, damit der böhmische Graf die Riesen um die Hand ihrer Tochter bitten könne. Die Eltern waren hoch erfreut über das offensichtlich ehrliche und herzliche Anliegen des Freiers. Doch plötzlich stießen die Soldaten des Grafen unten im Tal in ihre Hörner. Feindliche ungarische Reiter, die seit einiger Zeit die Gegend unsicher machten, griffen die Höhle der Riesen an. Der Vater des Mädchens griff in die Felsen seiner Höhle und schleuderte gewaltige Brocken hinab auf die Angreifer. Wie ein Berserker riss er einen Felsblock nach dem anderen aus der Decke seiner Höhle und begrub einen um den anderen Ungarn darunter. Die übrigen Angreifer schleuderten Ihre Speere und schossen ihre Pfeile nach dem Riesen. Schließlich gelang es dem Giganten, die Angreifer in die Flucht zu schlagen. Doch war er selbst von den Speeren und Pfeilen so schwer getroffen, dass er sterbend zusammensank. Mit letzter Kraft legte er die Hand seiner Tochter in die des Grafen und gab den beiden so seinen Segen. Der Graf und die Riesin heirateten und siedelten sich im Tal an, wo sie glücklich bis zu ihrem Ende lebten. Die Höhle der Riesen, mit ihren gewaltigen Löchern in der Decke, kennen wir heute als Riesenburg.



Die Riesenburg
Im Innenraum der Riesenburg gibt es so viel zu sehen und zu entdecken. Von jeder Stufe, die Ihr erklimmt und Euch dann umseht, bieten sich Euch neue, faszinierende Eindrücke. Besonders imposant ist die gewaltige Felsenbrücke, die die Höhle überspannt und über die Ihr zum König Ludwig Felsen gelangt. Sogar der bayerische König hat dieses Sehenswürdigkeit vor bald 200 Jahren mit seiner Anwesenheit beehrt. So hatte sich der Graf von Schönborn, der die Höhle zur Zeit der Romantik für die touristische Erschließung gekauft hatte, sicher auch gewünscht. Nicht nur, dass die Riesenburg für alle Normalsterblichen zum Publikumsmagneten wurde, durch seinen Besuch adelte der König die Sehenswürdigkeit auch noch. Und wie wir finden, absolut zu recht.

 
 
Die Riesenburg
Viele der Felsen sind mit saftig grünem Moos bewachsen, das in der Feuchtigkeit des Nebels, wenn zwischendurch ein Sonnenstrahl zaghaft darüber strich, glänzte und schimmerte wie Smaragde. Dazu das meist noch kräftige Rot des nassen Laubes, das die Wege vollkommen bedeckte. Und fertig war das bezaubernde Farbenspiel, das unseren Eindruck von der Riesenburg als wahrhaft kraftvollen Ort noch umso mehr vertiefte. Es fiel uns richtig schwer uns von diesem bezaubernden Anblick zu lösen und uns dazu zu zwingen weiter zu gehen. Doch Gott sei Dank konnten wir uns überwinden. Sonst hätten wir wirklich was verpasst.

Durch einen kleinen Ausgang könnt Ihr die Riesenburg verlassen und dem hervorragend beschilderten Waldwanderweg bergauf Richtung Engelhardsberg folgen. Euer Wegzeichen ist der gelbe Kreis auf weißem Grund.



 

Es ging noch einige Stufen hinauf über Laub und durch dichter werdenden Nebel, bevor der Weg nach links abzweigte und uns über Feldwege, vorbei an Engelhardsberg, zum Parkplatz des Quakenschlosses führte. Je höher wir kamen, desto fantastischer wurde die Aussicht. Sogar an unserem nebligen Ausflugstag konnten wir richtig weit blicken. Die Nebelschleier und Wolken über dem Wiesenttal bereicherten die Aussicht dabei um wohligen Grusel, der uns einen leichten Schauer über den Rücken jagte. Derartige Eindrücke müssen seinerzeit die Gedanken der Dichter und Maler der Romantik beflügelt haben, die das Wilde und Ungezähmte der Fränkischen Schweiz in ihren Gedichten und Gemälden für die Nachwelt festhielten.
 



Vom Parkplatz des Quakenschlosses geht es direkt in den Wald. Nach gut 100 Metern erreicht Ihr drei schöne mächtige Felsen. Einer davon ist der Adlerstein, dem der berühmte Viktor von Scheffel sogar ein Gedicht gewidmet hat. Ihr findet es direkt an der Felswand. Der Adlerstein kann über eine Eisentreppe bestiegen werden. Von dort oben öffnet sich vor Euch die Fränkische Schweiz nach allen Richtungen und fasziniert Euch mit ihren wunderbaren Ansichten.



Der Adlerstein
Zurück auf den Waldweg und den Schildern bis zum riesigen Quakenschloß gefolgt. Wenn sich der Wald öffnet und den Blick auf dieses imposante Felsmassiv frei gibt, ist man schon erst einmal ein wenig platt. Wirklich, dieser Fels mit seinen Zinnen und dem Höhleneingang oben am Hang, sieht einem Schloß, oder eher einer Burg, richtig ähnlich.















Das Quakenschloss


Auf einer kleinen Lichtung vor dem Felsmassiv findet Ihr auf einer Tafel die Sage, die davon berichtet, wie das Quakenschloß entstanden ist.
Uns sind zwei Versionen der Geschichte bekannt. Die, in unseren Augen, Schönere wollen wir hier erzählen.


Das Quakenschloß erhebt sich an der Stelle einer verwünschten Burg. Vor vielen Jahren, als die Wälder in Franken noch viel dichter und unheimlicher waren als heute, verfolgte ein junger Jäger, seinen Wurfspeer in Händen, einen Hirsch tief in den dunklen Wald hinein. Als die Sonne schon langsam begann unterzugehen, stellte er mit Schrecken fest, dass er mittlerweile nicht nur die Fährte des Hirschs, sondern auch seinen eigenen Weg verloren hatte. Er hatte sich in dem dichten Wald verirrt. Angst schlich in ihm hoch. Er hatte schon allerlei schlimme Geschichten über den Wald und die Dinge, die des Nachts darin geschahen, gehört. So eilte er sich seinen Weg zu finden. Doch alles Suchen war vergebens. Plötzlich fand er sich am Fuße einer großen Burg, die mitten im Wald aus dem Boden gewachsen schien. Von den Zinnen winkten ihm einige Zwerge freundlich zu und bedeuteten ihm, durch das offene Burgtor einzutreten. Der Jäger, der mehr als dankbar war, auf freundliche Wesen und einen scheinbar sicheren Ort inmitten des furchteinflößenden Waldes gestoßen zu sein, trat ein und wurde von den Zwergen sogleich in den großen Saal der Burg geführt. Dort empfing ihn der Burgherr voller Freude und speise gar königlich mit ihm. Danach wurde er auf sein Zimmer geführt, wo er in einem herrlich weichen Bett schlief wie ein König. Am nächsten Morgen unterbreitete sein Gastgeber ihm, dass er solange sein Gast sei wie er nur wolle. Der Jäger nahm dankend an und blieb. Doch nach mehreren Monden, und obwohl es ihm wahrlich nicht langweilig wurde auf der schönen Burg mit seinem angenehmen Gastgeber, bekam er Heimweh. Und nachdem er einige Tage hin und her überlegt hatte, bat er den Burgherrn darum ihn wieder gehen zu lassen. Dieser, der sonst so ruhig und angenehm gewesen war, wurde von enormer Wut gepackt. Er raufte sich die Haare und klagte den Jäger an ihm und seinem Gefolge ewiges Verderben gebracht zu haben. Nur noch kurze Zeit hätte der Jäger aushalten müssen, dann wäre der furchtbare Zauber, der die Burg gefangen hielt, gebrochen gewesen. Nun aber sei das Ende der Burg und all ihrer Bewohner gekommen. Und als er diese Worte ausgesprochen hatte, verdunkelte sich der Himmel. Ein Gewitter zog herauf. Der helle Tag verwandelte sich in rabenschwarze Nacht. Grelle Blitze zuckten nieder und fürchterliche Donnerschläge folgten. Als der Himmel endlich wieder aufklarte, war die Burg verschwunden. An ihrer statt ragte ein starres, zerklüftetes Felsgebilde empor: Das Quakenschloß. Zu dessen Füßen erwachte, wie aus langem, schwerem Traume, der erstaunte Jäger.


Über einen schmalen Trampelpfad, der bei Nässe ziemlich matschig und rutschig ist, gelangt Ihr nach oben zur Durchgangshöhle. Was für ein geheimnisvoller und mystischer Ort. Der Wind pfiff uns aus dem Höhleneingang direkt ins Gesicht und ließ uns frösteln. War es nur die Kälte oder gar der Odem der Verfluchten? ;-)


Das Quakenschloss


Wenn Ihr die Höhle besichtigt habt, könnt Ihr über einen weiteren Pfad das Quakenschloß sogar besteigen. Wir nutzten die Felsen dort oben, um es uns bei einer Brotzeit gemütlich zu machen und den Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Betonen möchten wir den tollen Baum auf dem Gipfel, dessen Wurzeln sich mehrere Meter über den Felsen schlängeln, als möchte er ihn für immer festhalten und umarmen.












Am Quakenschloß verließen wir den gekennzeichneten Weg und folgten unserer App, die uns über Wald- und Wiesenwege um Engelhardsberg herum zurück zur Riesenburg führte. Dabei passierten wir einen weiteren Aussichtspunkt, der uns das an diesem Tag vielleicht schönste Panorama präsentierte. Den Blick hinab ins neblige Wiesenttal. Was für ein erhabener Moment, als wir über den Felsvorsprung hinabblicken durften und uns kaum satt sehen konnten. Kurze Zeit später erreichten wir wieder die Riesenburg, die uns mit Ihren Ansichten erneut in ihren magischen Bann zog.


Das Wiesenttal


Nun könnte der Ausflug zu Ende sein. 6 km sind für Wanderzwerge ja auch kein Pappenstiel. Wenn Ihr jedoch noch immer nicht genug habt, empfehlen wir Euch einen Abstecher entlang der Wiesent, Richtung Doos, zum Sieghardtstor. Ein wahrhaft imposantes Felsentor inmitten moosbewachsener Felsformationen, deren Anblick zum Träumen einlädt. Dorthin ist es ungefähr noch einmal einfach 1 km. Bei unserem Besuch erwies sich der Nebel erneut als echter Glücksfaktor. Er tauchte das Wiesenttal in diese leicht unheimliche Atmosphäre, die das Wandern zum Abenteuer werden lässt. Vielleicht noch unterstützt durch die eine oder andere Gruselgeschichte. Vielleicht sogar diese hier:


Die ehrlose Schwester
Dort, wo heute Behringersmühle steht, erhob sich früher ein Wasserschloß. Darin wohnte ein Geschwisterpaar. Der ältere Bruder kümmerte sich, seit dem Tod der Eltern, liebevoll um seine kleine Schwester. Er erfüllte ihr jeden Wunsch und tat alles, um sie zu beschützen. Als die Schwester erwachsen geworden war, hinterging sie ihren Bruder jedoch, indem sie sich auf allerlei liderliche Liebschaften einließ. Einer Ihrer Liebhaber brüstete sich sogar allabendlich im Wirtshaus damit, die Schwester der Schloßherren entehrt zu haben. Der Bruder, voller Zorn darüber, stürmte ins Gemach seiner treulosen Schwester und schlug ihr in wilder Raserei den Kopf ab. Die Unselige fand auch nach ihrem Tod keine Ruhe. Aus den Büschen am Ufer der Wiesent hört man sie des Nachts auch heute noch immer wieder klagen und stöhnen.


Wenn Euer Weg leicht bergan führt und Ihr links unten den kleinen Wasserfall entdeckt, zweigt ein Trampelpfad nach rechts oben ab. Dieser geht stellenweise sehr steil hinauf zum Sieghardtstor. 


Das Sieghardtstor


Genau dieser Pfad führt auch wieder hinab. Er ist mit einer weiß roten Markierung gekennzeichnet. Dieser Abstecher ist also kein Rundweg. Sondern ein Hin- und Zurückweg, wie unser Hüpfer treffend feststellte.

Was für ein schön schauriger Ausflug. Mal nicht mit viel Lärm und Juhuu in den Wald gestürmt. Sondern eher still und andächtig die Laub bedeckten Wege beschritten. Dank der Geschichten war unser Hüpfer auch bald auf unserem Entspannungslevel und teilte unsere stille Begeisterung für diesen wundervollen Ort. Jetzt in der staden Zeit eine echte Empfehlung für alle, die ein wenig Ruhe suchen, als Ausgleich zum Vorweihnachtsstress.

Vielen Dank, dass Ihr uns bis hierher begleitet habt. Hoffentlich ist es uns gelungen Euer Interesse zu wecken.
Wenn Ihr die Tour nachwandern wollt, wünschen wir Euch schon jetzt viele Späße beim Entdecken. Und denkt dran, es muss nicht immer strahlender Sonnenschein herrschen, damit Ihr draußen eine gute Zeit habt.


Dauer: 3 Stunden – mit Sieghardtstor eher 4 – 4,5 Stunden
Länge: 6,1 km – mit Siehardtstor eher 8,5-9 km
Buggy: Nein
Festes Schuwerk: Unbedingt!
Action: 3 von 5
Aussicht: 5 von 5
Gruselwusel: Bei Nebel und mit den richtigen Geschichten im Gepäck 4 von 5


Und hier noch der Link zum Nachwandern:
https://www.outdooractive.com/de/wanderung/fraenkische-schweiz/von-der-riesenhoehle-zum-quakenschloss/118326958/





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