Von der Riesenburg zum Quakenschloß - an einem schaurig-schönen Nebeltag
Dieser
wildromantische Weg ist perfekt für Herbst- und Wintertouren
geeignet. Wenn die Bäume ihr Laubkleid abgeworfen und den Blick auf
die Felsen hoch oben im Wiesenttal frei gegeben haben. Wichtig ist
natürlich die richtige Kleidung. Angefangen bei festem, am besten
wasserdichtem Schuhwerk. Bis hin zur warmen, winddichten Jacke und
einer kuscheligen Mütze.
Von
Behringersmühle, das an der B470 liegt, fahrt Ihr Richtung Doos.
Nach ungefähr 4,5 km liegt links oben am Hang liegt die Riesenburg. An der
Straße gibt es ein paar kostenlose Parkmöglichkeiten.
Vom
Parkplatz gelangt Ihr in nicht einmal 5 Minuten über jede Menge
Stufen hinauf zur Riesenburg. Was für ein Anblick. Wir waren erst
einmal sprachlos. Über Euch öffnet sich ein riesiges Felsentor und
gibt den Weg frei in diese gewaltige Versturzhöhle.
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Die Riesenburg |
Teile der Decke
sind, als sich einst das Jurameer zurückzog und seinen Boden und
seine Riffe frei gab, eingestürzt, weil das Meerwasser von innen
keinen Gegendruck mehr auf das Gestein auswirkte. Dadurch entstand
dieses eindrucksvolle Felsmassiv, bei dessen Anblick man wohl daran
glauben mag, dass es einst von Riesen bewohnt wurde.
Eine
alte Sage berichtet von der Entstehung der Riesenburg:
Einst
wohnte in der großen Höhle hoch im Hang über der Wiesent eine
Familie von Riesen. Vater, Mutter und ihre kleine Tochter. Das Kind
war für eine Riesin vollkommen unterentwickelt. Tatsächlich glich
sie in Gestalt und Größe mehr einem Menschen als einem Riesen.
Dieses Riesenkind liebte es unten an der Wiesent zu spielen und mit
den Leuten aus den nahen Dörfern zu sprechen. Über die Jahre wurde
aus dem Mädchen eine schöne junge Frau. Ihr freundliches Wesen und
ihre Schönheit begeisterten die Menschen so sehr, dass man in der
ganzen Umgebung von ihr sprach. Bis nach Böhmen gelangte die Kunde
von der schönen Riesin, die anscheinend gar keine echte Riesin war.
Ein böhmischer Graf reiste, nachdem er vom Liebreiz der Schönen
gehört hatte, nach Franken und suchte die Stelle, an der sie, den
Erzählungen nach, jeden Tag ihre freie Zeit verbrachte. Er folgte
dem Lauf der Wiesent und hatte tatsächlich Glück. Er fand die
Schöne und verliebte sich auf der Stelle in sie. Dem Mädchen ging
es ebenso. Und so fassten die beiden sich ein Herz und stiegen hinauf
zur Riesenhöhle, damit der böhmische Graf die Riesen um die Hand
ihrer Tochter bitten könne. Die Eltern waren hoch erfreut über das
offensichtlich ehrliche und herzliche Anliegen des Freiers. Doch
plötzlich stießen die Soldaten des Grafen unten im Tal in ihre
Hörner. Feindliche ungarische Reiter, die seit einiger Zeit die
Gegend unsicher machten, griffen die Höhle der Riesen an. Der Vater
des Mädchens griff in die Felsen seiner Höhle und schleuderte
gewaltige Brocken hinab auf die Angreifer. Wie ein Berserker riss er
einen Felsblock nach dem anderen aus der Decke seiner Höhle und
begrub einen um den anderen Ungarn darunter. Die übrigen Angreifer
schleuderten Ihre Speere und schossen ihre Pfeile nach dem Riesen.
Schließlich gelang es dem Giganten, die Angreifer in die Flucht zu
schlagen. Doch war er selbst von den Speeren und Pfeilen so schwer
getroffen, dass er sterbend zusammensank. Mit letzter Kraft legte er
die Hand seiner Tochter in die des Grafen und gab den beiden so
seinen Segen. Der Graf und die Riesin heirateten und siedelten sich
im Tal an, wo sie glücklich bis zu ihrem Ende lebten. Die Höhle der
Riesen, mit ihren gewaltigen Löchern in der Decke, kennen wir heute
als Riesenburg.
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Die Riesenburg |
Im
Innenraum der Riesenburg gibt es so viel zu sehen und zu entdecken.
Von jeder Stufe, die Ihr erklimmt und Euch dann umseht, bieten sich Euch
neue, faszinierende Eindrücke. Besonders imposant ist die gewaltige
Felsenbrücke, die die Höhle überspannt und über die Ihr zum König
Ludwig Felsen gelangt. Sogar der bayerische König hat dieses
Sehenswürdigkeit vor bald 200 Jahren mit seiner Anwesenheit beehrt.
So hatte sich der Graf von Schönborn, der die Höhle zur Zeit der
Romantik für die touristische Erschließung gekauft hatte, sicher
auch gewünscht. Nicht nur, dass die Riesenburg für alle
Normalsterblichen zum Publikumsmagneten wurde, durch seinen Besuch
adelte der König die Sehenswürdigkeit auch noch. Und wie wir
finden, absolut zu recht.
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Die Riesenburg |
Viele
der Felsen sind mit saftig grünem Moos bewachsen, das in der
Feuchtigkeit des Nebels, wenn zwischendurch ein Sonnenstrahl zaghaft
darüber strich, glänzte und schimmerte wie Smaragde. Dazu das meist
noch kräftige Rot des nassen Laubes, das die Wege vollkommen
bedeckte. Und fertig war das bezaubernde Farbenspiel, das unseren
Eindruck von der Riesenburg als wahrhaft kraftvollen Ort noch umso
mehr vertiefte. Es fiel uns richtig schwer uns von diesem
bezaubernden Anblick zu lösen und uns dazu zu zwingen weiter zu
gehen. Doch Gott sei Dank konnten wir uns überwinden. Sonst hätten
wir wirklich was verpasst.
Durch
einen kleinen Ausgang könnt Ihr die Riesenburg verlassen und dem
hervorragend beschilderten Waldwanderweg bergauf Richtung
Engelhardsberg folgen. Euer Wegzeichen ist der gelbe Kreis auf weißem
Grund.
Vom
Parkplatz des Quakenschlosses geht es direkt in den Wald. Nach gut
100 Metern erreicht Ihr drei schöne mächtige Felsen. Einer davon
ist der Adlerstein, dem der berühmte Viktor von Scheffel sogar ein
Gedicht gewidmet hat. Ihr findet es direkt an der Felswand. Der
Adlerstein kann über eine Eisentreppe bestiegen werden. Von dort
oben öffnet sich vor Euch die Fränkische Schweiz nach allen
Richtungen und fasziniert Euch mit ihren wunderbaren Ansichten.
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Der Adlerstein |
Zurück
auf den Waldweg und den Schildern bis zum riesigen Quakenschloß
gefolgt. Wenn sich der Wald öffnet und den Blick auf dieses
imposante Felsmassiv frei gibt, ist man schon erst einmal ein wenig
platt. Wirklich, dieser Fels mit seinen Zinnen und dem Höhleneingang
oben am Hang, sieht einem Schloß, oder eher einer Burg, richtig
ähnlich.
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Das Quakenschloss |
Auf
einer kleinen Lichtung vor dem Felsmassiv findet Ihr auf einer Tafel
die Sage, die davon berichtet, wie das Quakenschloß entstanden ist.
Uns
sind zwei Versionen der Geschichte bekannt. Die, in unseren Augen,
Schönere wollen wir hier erzählen.
Das
Quakenschloß erhebt sich an der Stelle einer verwünschten Burg. Vor
vielen Jahren, als die Wälder in Franken noch viel dichter und
unheimlicher waren als heute, verfolgte ein junger Jäger, seinen
Wurfspeer in Händen, einen Hirsch tief in den dunklen Wald hinein.
Als die Sonne schon langsam begann unterzugehen, stellte er mit
Schrecken fest, dass er mittlerweile nicht nur die Fährte des
Hirschs, sondern auch seinen eigenen Weg verloren hatte. Er hatte
sich in dem dichten Wald verirrt. Angst schlich in ihm hoch. Er hatte
schon allerlei schlimme Geschichten über den Wald und die Dinge, die
des Nachts darin geschahen, gehört. So eilte er sich seinen Weg zu
finden. Doch alles Suchen war vergebens. Plötzlich fand er sich am
Fuße einer großen Burg, die mitten im Wald aus dem Boden gewachsen
schien. Von den Zinnen winkten ihm einige Zwerge freundlich zu und
bedeuteten ihm, durch das offene Burgtor einzutreten. Der Jäger, der
mehr als dankbar war, auf freundliche Wesen und einen scheinbar
sicheren Ort inmitten des furchteinflößenden Waldes gestoßen zu
sein, trat ein und wurde von den Zwergen sogleich in den großen Saal
der Burg geführt. Dort empfing ihn der Burgherr voller Freude und
speise gar königlich mit ihm. Danach wurde er auf sein Zimmer
geführt, wo er in einem herrlich weichen Bett schlief wie ein König.
Am nächsten Morgen unterbreitete sein Gastgeber ihm, dass er solange
sein Gast sei wie er nur wolle. Der Jäger nahm dankend an und blieb.
Doch nach mehreren Monden, und obwohl es ihm wahrlich nicht
langweilig wurde auf der schönen Burg mit seinem angenehmen
Gastgeber, bekam er Heimweh. Und nachdem er einige Tage hin und her
überlegt hatte, bat er den Burgherrn darum ihn wieder gehen zu
lassen. Dieser, der sonst so ruhig und angenehm gewesen war, wurde
von enormer Wut gepackt. Er raufte sich die Haare und klagte den
Jäger an ihm und seinem Gefolge ewiges Verderben gebracht zu haben.
Nur noch kurze Zeit hätte der Jäger aushalten müssen, dann wäre
der furchtbare Zauber, der die Burg gefangen hielt, gebrochen
gewesen. Nun aber sei das Ende der Burg und all ihrer Bewohner
gekommen. Und als er diese Worte ausgesprochen hatte, verdunkelte
sich der Himmel. Ein Gewitter zog herauf. Der helle Tag verwandelte
sich in rabenschwarze Nacht. Grelle Blitze zuckten nieder und
fürchterliche Donnerschläge folgten. Als der Himmel endlich wieder
aufklarte, war die Burg verschwunden. An ihrer statt ragte ein
starres, zerklüftetes Felsgebilde empor: Das Quakenschloß. Zu
dessen Füßen erwachte, wie aus langem, schwerem Traume, der
erstaunte Jäger.
Über
einen schmalen Trampelpfad, der bei Nässe ziemlich matschig und
rutschig ist, gelangt Ihr nach oben zur Durchgangshöhle. Was für
ein geheimnisvoller und mystischer Ort. Der Wind pfiff uns aus dem
Höhleneingang direkt ins Gesicht und ließ uns frösteln. War es nur
die Kälte oder gar der Odem der Verfluchten? ;-)
Das Quakenschloss |

Am
Quakenschloß verließen wir den gekennzeichneten Weg und folgten
unserer App, die uns über Wald- und Wiesenwege um Engelhardsberg
herum zurück zur Riesenburg führte. Dabei passierten wir einen
weiteren Aussichtspunkt, der uns das an diesem Tag vielleicht
schönste Panorama präsentierte. Den Blick hinab ins neblige
Wiesenttal. Was für ein erhabener Moment, als wir über den
Felsvorsprung hinabblicken durften und uns kaum satt sehen konnten.
Kurze Zeit später erreichten wir wieder die Riesenburg, die uns mit
Ihren Ansichten erneut in ihren magischen Bann zog.
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Das Wiesenttal |
Nun
könnte der Ausflug zu Ende sein. 6 km sind für Wanderzwerge ja auch
kein Pappenstiel. Wenn Ihr jedoch noch immer nicht genug habt,
empfehlen wir Euch einen Abstecher entlang der Wiesent, Richtung
Doos, zum Sieghardtstor. Ein wahrhaft imposantes Felsentor inmitten
moosbewachsener Felsformationen, deren Anblick zum Träumen einlädt.
Dorthin ist es ungefähr noch einmal einfach 1 km. Bei unserem Besuch
erwies sich der Nebel erneut als echter Glücksfaktor. Er tauchte das
Wiesenttal in diese leicht unheimliche Atmosphäre, die das Wandern
zum Abenteuer werden lässt. Vielleicht noch unterstützt durch die
eine oder andere Gruselgeschichte. Vielleicht sogar diese hier:
Dort,
wo heute Behringersmühle steht, erhob sich früher ein Wasserschloß.
Darin wohnte ein Geschwisterpaar. Der ältere Bruder kümmerte sich,
seit dem Tod der Eltern, liebevoll um seine kleine Schwester. Er
erfüllte ihr jeden Wunsch und tat alles, um sie zu beschützen. Als
die Schwester erwachsen geworden war, hinterging sie ihren Bruder
jedoch, indem sie sich auf allerlei liderliche Liebschaften einließ.
Einer Ihrer Liebhaber brüstete sich sogar allabendlich im Wirtshaus
damit, die Schwester der Schloßherren entehrt zu haben. Der Bruder,
voller Zorn darüber, stürmte ins Gemach seiner treulosen Schwester
und schlug ihr in wilder Raserei den Kopf ab. Die Unselige fand auch
nach ihrem Tod keine Ruhe. Aus den Büschen am Ufer der Wiesent hört
man sie des Nachts auch heute noch immer wieder klagen und stöhnen.
Wenn
Euer Weg leicht bergan führt und Ihr links unten den kleinen
Wasserfall entdeckt, zweigt ein Trampelpfad nach rechts oben ab.
Dieser geht stellenweise sehr steil hinauf zum Sieghardtstor.
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Das Sieghardtstor |
Genau
dieser Pfad führt auch wieder hinab. Er ist mit einer weiß roten
Markierung gekennzeichnet. Dieser Abstecher ist also kein Rundweg.
Sondern ein Hin- und Zurückweg, wie unser Hüpfer treffend
feststellte.
Was
für ein schön schauriger Ausflug. Mal nicht mit viel Lärm und Juhuu in den
Wald gestürmt. Sondern eher still und andächtig die Laub bedeckten
Wege beschritten. Dank der Geschichten war unser Hüpfer auch bald
auf unserem Entspannungslevel und teilte unsere stille Begeisterung
für diesen wundervollen Ort. Jetzt in der staden Zeit eine echte
Empfehlung für alle, die ein wenig Ruhe suchen, als Ausgleich zum
Vorweihnachtsstress.
Vielen Dank, dass Ihr uns bis hierher begleitet habt. Hoffentlich
ist es uns gelungen Euer Interesse zu wecken.
Wenn
Ihr die Tour nachwandern wollt, wünschen wir Euch schon jetzt viele
Späße beim Entdecken. Und denkt dran, es muss nicht immer
strahlender Sonnenschein herrschen, damit Ihr draußen eine gute Zeit
habt.
Dauer: 3
Stunden – mit Sieghardtstor eher 4 – 4,5 Stunden
Länge: 6,1
km – mit Siehardtstor eher 8,5-9 km
Buggy: Nein
Festes
Schuwerk: Unbedingt!
Action: 3
von 5
Aussicht: 5
von 5
Gruselwusel:
Bei Nebel und mit den richtigen Geschichten im Gepäck 4 von 5
Und hier noch der Link zum Nachwandern:
https://www.outdooractive.com/de/wanderung/fraenkische-schweiz/von-der-riesenhoehle-zum-quakenschloss/118326958/
Und hier noch der Link zum Nachwandern:
https://www.outdooractive.com/de/wanderung/fraenkische-schweiz/von-der-riesenhoehle-zum-quakenschloss/118326958/
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