Sagenhafte Herbstwanderung in Pottenstein


Bei unserem letzten Besuch in Pottenstein haben wir uns dem Jäger- und dem Höhensteig gewidmet.
Dieses mal, an einem etwas diesigen Novembersamstag, nahmen wir uns die andere Seite des Püttlachtals vor. Das dunstige Grau dieses Novembertages versetzte uns in eine schaurig romantische Stimmung, die wir mit einigen leicht unheimlichen Sagen aus der Region noch vertiefen konnten. Damit ist die Wanderung für die kleinsten Wanderzwerge eher weniger geeignet. Auch, weil sie in der zweiten Hälfte einige spannende Höhensteige bietet. Für alle anderen jedoch kann dieser Weg, gerade im Herbst, zum stimmungsvollen Geheimtipp werden.


Doch erst einmal zur Anfahrtsbeschreibung:
Von Nürnberg aus nehmt Ihr die A9 Richtung Berlin und verlasst diese an der Ausfahrt 44 Pegnitz Richtung Pegnitz/Weiden/Pottenstein/Auerbach. Euer beschilderter Weg führt Euch über die B2 auf die B470 bis nach Pottenstein. In Pottenstein folgt Ihr der Beschilderung Richtung Stadtmitte und fahrt auf die Hauptstraße, die Euch durch den Ort führt. Nach der Hauptstraße geht die Vorfahrtstraße links weiter über eine Brücke. Danach biegt Ihr rechts in die Fronfeste ab. Auf dieser findet Ihr Euren Wanderparkplatz.



Vom Parkplatz aus führt Euch eine hölzerne Fußgängerbrücke über die Püttlach. Von dieser Brücke könnt Ihr einen schönen Blick auf das Wehr der alten Mühle erhaschen. Dahinter biegt Ihr links ins Löhrgäßchen ein. Ihr befindet Euch nun auf dem mit dem grünen Punkt markierten Emil-Riedl-Wanderweg, der Euch aus Pottenstein hinaus und hinauf in den Wald führt.













Doch zuerst geht es noch ein gutes Stück entlang der Püttlach, deren Plätschern, Gurgeln und Spratzeln Euch bis in den Wald hinauf begleiten wird. Immer wieder zieht sie mit kleinen Stromschnellen und Strudeln Eure Aufmerksamkeit auf sich und strahlt an den Stellen, wo sie gemächlich dahin zu fließen scheint, eine beruhigende Gleichgültigkeit aus. Die Püttlach fließt weiter. Sie lässt sich weder aus der Ruhe bringen, wo sie ruhig fließt. Noch sich beruhigen, wo sie wild und ungestüm dahin rauscht.











Wenn es rechts den Hang hinauf in den Waldweg zum Waldtempel und zum Hasenloch geht, bleibt der grüne Punkt weiterhin Euer Begleiter. Im Herbst ist es hier im Wald zwischen den gewaltigen Felsen besonders schön. Wenn die Bäume ihr Blätterkleid größtenteils abgeworfen haben, sind die beeindruckenden Felsformationen noch viel besser und deutlicher zu erkennen und zu bestaunen. Überall locken kleine Höhlen und Felsvorsprünge laden zum Kraxeln ein. Bald erreicht Ihr den Waldtempel. Dabei handelt es sich um ein Wegkreuz mit zwei Bänken. Unter einem Waldtempel hatten wir uns zwar etwas anderes vorgestellt und waren ein wenig enttäuscht. Doch 200 Meter weiter wurden wir dafür mit dem ersten großen Highlight unserer Tour entschädigt.





Auf der rechten Seite des Weges klafft im Fels neben einigen kleineren ein großes Loch – Das große Hasenloch. Diese eindrucksvolle Höhle diente Menschen schon lange vor der letzten Eiszeit als Schutzhöhle. (Sogar Artefakte von Neandertalern wurden hier gefunden.) Und wir verstanden auch sehr schnell warum diese Höhle gerne als Zufluchtsort genutzt wurde. Um die 33 Meter lange und 8 Meter breite Höhle zu betreten, muss erst einmal einen Felsvorsprung überwunden werden. Für die meisten wilden Tiere dürfte das schon mal eine Herausforderung gewesen sein. Zudem konnte man sich von oben gut verteidigen. Die Höhle selbst verjüngt sich nach hinten und mündet in ein Rondell. Der perfekte Ort, um zu rasten und zu ruhen.


Jedoch gibt es zum großen Hasenloch auch eine beunruhigende Geschichte, die erklärt, wie die Höhle zu ihrem Namen kam:

An einem Sonntag, die Sonne schien wunderbar warm ins Tal, beschlossen einige Pottensteiner Buben, statt dem Gottesdienst beizuwohnen, lieber im Wald zu spielen. Einer der Buben entdeckte beim Herumstreifen im Dickicht einen lahmenden Hasen. Die Kinder jagten das arme Tier mit großem Hallo durch den Wald. Kreuz und quer, über Stock und Stein hetzten sie das bedauernswerte Geschöpf. Bis dieses in einer großen Höhle abseits des Weges verschwand. Da so eine finstere Höhle auch die frechsten Buben einschüchtert, dauerte es eine Weile, bis einer von ihnen seinen ganzen Mut aufbrachte und in die Höhle hinaufstieg, um den Hasen weiter zu jagen. Er verschwand in der Dunkelheit und es wurde still. Doch plötzlich hörten die draußen Zurückgebliebenen fürchterliche, markerschütternde Schreie aus den Tiefen der Höhle und rannten angsterfüllt zurück ins Dorf. Die Dorfleute, die daraufhin in den stürmten, um den Buben zu suchen, fanden diesen mit umgedrehten Hals vor Höhle liegen. Seitdem trägt die Höhle den Namen „Das große Hasenloch“.


Diese stimmungsvolle Geschichte erzählte ich, um ehrlich zu sein, nur meiner Frau, während unser Hüpfer die Höhle erkundete. Für einen Fünfjährigen wäre es, besonders in diesem dunstigen Novemberwald, sicher zu starker Tobak gewesen ;0)







Nach dem Hasenloch folgt Ihr weiter dem Emil-Riedl-Weg, der Euch bald aus dem Wald nach rechts aufs freie Feld führt. Dann noch einmal links und nach einigen Metern erkennt Ihr linker Hand Euer nächstes Highlight. Das ist wortwörtlich zu nehmen. Denn es handelt sich um die Himmelsleiter. Einen wahrhaft hohen Aussichtsturm, von dem aus sich vor Euch ein herrliches Panorama öffnet. Sogar an unserem nebligen Ausflugstag war die Weitsicht beeindruckend. Wir kommen bestimmt noch einmal bei Sonnenschein hierher. Jedoch ist die Höhe nicht zu unterschätzen. Der Weg nach oben ist eindeutig leichter, als der Weg nach unten, wenn der Blick auf die Füße und damit durch die Gitterstufen bis auf die Erde reicht. Aber selbst, wenn Ihr die obere Plattform nicht ganz erreicht. Der Blick ist auch ab der zweiten Ebene schon phänomenal.





Von der Himmelsleiter geht Ihr zurück zum Wanderweg, der Euch leicht bergab führt und verlasst diesen, wenn Ihr links die Pottensteiner Sommerrodelbahn sehen könnt, nach rechts in einen, leicht zu übersehenden, Feldweg. Dieser führt Euch sanft hinauf und links vorbei an einer roten Bank. Merkt Euch einfach, wenn Ihr links die Sommerrodelbahn seht, müsst Ihr rechts hoch zur roten Bank. An dieser links vorbei, an den Hecken entlang und durch diese hindurch, wenn Ihr links die Burg Pottenstein sehen könnt.





Hui, was für ein Anblick. Für diesen Blick war das Novembergrau gerade richtig. Stolz und trutzig thront die Burg auf dem hohen Felsen und bietet düstere Romantik pur. Genau der richtige Moment für eine kleine Sage.

Der Schmied von Pottenstein
Im Dreißigjährigen Krieg, als das schwedische Heer mordend und brandschatzend auch durch die fränkische Schweiz zog, verbreitete sich an einem Winterabend in Pottenstein die Kunde, die Schweden seien bereits bis ins nahe Gößweinstein vorgestoßen, das sie seit mehreren Stunden verheerten. Am nächsten Morgen würde der Feind sicher auch Pottenstein erreichen und dem Erdboden gleich machen. Obwohl viele Pottensteiner der Meinung waren, man solle versuchen, die Schweden mit Geschenken zu beschwichtigen und sich das Heil des Ortes erkaufen, war der Dorfschmied nicht davon abzubringen, das der Mordbrennerei endlich ein Ende gesetzt werden müsse. Mit einer flammenden Rede von Mut und mit dem Gerücht, die katholischen Heere seien zum Schutze bereits auf dem Weg nach Franken, begeisterte der Schmied seine Mitbürger dafür einen waghalsigen Plan in die Tat umzusetzen. All sein Eisen schmiedete er zu langen spitzen Stangen und verteilte diese an die Pottensteiner. Derart gerüstet legten sie sich im Morgennebel des Püttlachtals auf die Lauer und brachten die Spitzen der Stangen in gut verborgener Esse dauerhaft zum Glühen. Von weitem hörten sie bald das Lachen, Singen und Scherzen der sich nähernden Schwedenarmee. Diese hatten Pottenstein, das der Nebel ganz unter sich begraben hatte, von den Hängen noch nicht ausgemacht und waren gerade im Begriff die Hänge hinab ins Tal zu steigen. Auf das Signal des Schmieds stürzten sich die im Nebel nur als dunkle Schemen wahrzunehmenden Pottensteiner mit wildem Gebrüll und mit ihren glühenden Waffen auf den Feind. Sie richteten unter den Schweden ein derartiges Blutbad an, dass diese, im Glauben der Teufel selbst habe sie mit brennenden Klauen angegriffen, von Schrecken erfasst aus dem Tal flüchteten und nie mehr zurückkehrten.


Auch diese Geschichte ist für die kleineren Kinder eher weniger geeignet, verbreitet allerdings, besonders im Herbst, wohligen Schauer.


Durch die Hecken hindurch erreicht ihr saftige Wiesen, die ihr überquert. Wenn ihr Glück habt, stoßt Ihr auch auf die kleine Ziegenherde, die hier oben ungehindert ihre Bahnen zieht. Ab hier stoßt Ihr immer wieder auf deren unverkennbare Spuren in Form kleiner „Ziegenbämbala“.







Nach Durchquerung der letzten Hecke geht Ihr geradeaus Richtung Wald. Die Burg bleibt links von Euch. Geht nicht dem Schild „Wanderweg“ nach. Sonst verpasst Ihr das Beste.


Im Wald weist Euch ein Bildnis der Heiligen Elisabeth an einem Baum den Weg hinab zu einem wunderbaren Aussichtspunkt. Von hier aus blickt Ihr direkt hinab ins Püttlachtal, hinüber zur Bergwachthütte und zur Steinernen Jungfrau. Das Geländer ist mehr Deko als echter Schutz. 







Wenn Ihr Euch der Disziplin Eurer Wanderzwerge sicher seid, könnt Ihr es sogar wagen, von hier rechts im Bogen zum Dohlenloch hinabzusteigen. Das ist eine wunderschöne Kletterhöhle im Fels über dem Püttlachtal, die offensichtlich zum Ziegenstall umfunktioniert wurde :0) und ihren Bewohnern einen tollen Blick auf Pottenstein bietet. Allerdings sei noch einmal betont: Dieser Abstieg ist nicht ungefährlich und zudem nicht gesichert. 
 


Zur soeben erwähnten Steinernen Jungfrau gibt es auch eine spannende Sage:

Vor langer Zeit lebte nahe am Waldesrand die reichte Bäuerin Martina, die den Hof Ihrer Eltern bereits in jungen Jahren geerbt und sehr erfolgreich bewirtschaftet hatte. Ihr Erfolg beruhte vor allem auf ihrem ausgesprochenen Geiz. Gegen Arme und Notleidende zeigte sich Martina stets kalt und mitleidlos. Mochte die Not ihrer Mitmenschen auch noch so groß sein, sie zeigte weder Mitgefühl noch Erbarmen. Eines Tages suchte eine furchtbare Missernte die Region heim. Martina hatte als eine der wenigen noch Vorräte in ihren Speichern, die sie nun zu horrenden Preisen an die hungernden Pottensteiner verkaufen wollte. So machte sie sich mit ihrem Gesinde auf den Weg hinab nach Pottenstein. Auf den Hängen über dem Püttlachtal wurde sie von einer großen Menge Hungernder umringt, die sie verzweifelt um ein wenig Essen für sich und ihre Familien baten. Doch Martina ließ sich wieder nicht erweichen. Da trat ein großer, in dunkle Kleider gehüllter Mann hervor und bat sie mit bebender Stimme um etwas zu essen. Statt ihm etwas zu geben, verspottete sie ihn. Der Fremde jedoch fuhr empor und rief mit drohender Stimme, Martina hätte erneut bewiesen, wie kalt und erbarmungslos sie sei. Als Strafe dafür solle sie, wenn ihr Herz schon aus Stein sei, selbst zu Stein werden. Kaum war das letzte Wort des Fremden verhallt, zuckte ein Blitz vom Himmel und ein Donnerschlag ließ ganz Pottenstein erzittern. Als die verschüchterten Pottensteiner die Köpfe wieder erhoben, war der Fremde verschwunden. Dort jedoch, wo Martina gestanden war, ragte ein einzelner starrer Fels empor, der seit diesem Tag „Die Steinerne Jungfrau“ genannt wird.
 
Vom Dohlenloch geht Ihr zurück auf den Hauptweg, auf dem Ihr rechts weiter geht. Nach ein paar Metern weist Euch ein Schild den Weg nach rechts zum Sängerhäuschen. Es geht ein wenig bergab und dann über einen kurzen Höhensteig zum kleinen Sängerhäuschen, das ein wenig verloren auf einen Felsen gepflanzt wurde. Wir erreichten dieses Häuschen gerade recht zur Mittagszeit, als unten im Ort sämtliche Kirchenglocken zum Geläut anhoben. Genau der richtige Ort, um Brotzeit zu machen. Direkt am Häuschen befindet sich eine Bank, von der aus Ihr einen wunderbaren Blick auf Pottenstein geboten bekommt. Wem es hier draußen zu hoch oder zu windig wird, kann auch in der Hütte Platz nehmen. 



Nachdem wir es uns hatten schmecken lassen, machten wir uns daran, zurück auf den Hauptweg zu gelangen. Auf diesem angelangt sind es nur noch wenige Meter zur hohen Marter, einem wunderbaren Aussichtspunkt direkt gegenüber der Pottensteiner Burg. Diesen über den felsigen Weg zu erklimmen, versetzte uns in ein ganz besonders Hochgefühl. Auch, wenn unser Hüpfer vom Hoch und Runter langsam Ermüdungserscheinungen zeigte, diesen Wege ging er mit stoischer Ruhe und Konzentration. Richtig stolz waren wir auf unseren kleinen Wanderer, der auf schwierigen Strecken mittlerweile sicherer läuft als viele Große.

 

Die hohe Marter ist das vorletzte Ziel unserer Rundwanderung. Der richtige Moment, um noch eine alte Sage zum Besten zu geben.

Das Kreuz im Walde
Zwischen Pottenstein und dem Hollenberg stand früher ein kleines Dörflein namens Pirkenreuth. Gerade mal 3 Bauernhöfe lagen um die St.-Georgs-Kapelle, die als Wallfahrtskirche weithin berühmt war. Dieses Dörflein wurde eines Tages im Jahr 1430 von den Hussiten heimgesucht. Und zwar genau zu dem Zeitpunkt, als sich alle Dorfbewohner in der Kirche zum sonntäglichen Gottesdienst versammelt hatten. Mitten in der Andacht stürmten die schwer bewaffneten und verwegenen Hussiten in das Gotteshaus und ihr Hauptmann forderte die unverzügliche Auslieferung des Dorfpfarrers, auf dass er ihn martere. Denn den Hussiten war alles Katholische verhasst. Doch die treuen Dörfler stellten sich todesmutig schützend vor ihren Pfarrer und wurden, nachdem der Hauptmann sie abermals aufgefordert hatte, den Pfarrer herauszugeben, von den Landsknechten allesamt niedergestreckt. Das Hauen und Stechen ging so lange voran, bis die blutrünstigen Schergen den Pfarrer erreichten und auch ihn mit einer Lanze die Himmelsfahrt bereiteten. Anschließend warfen sie Brandfackeln in die Kirche und Häuser und brannten Pirkenreuth bis auf den Altarstein nieder. Nur dieser soll mitten im Wald noch an das kleine tapfere Dorf Pirkenreuth erinnern.



Von der hohen Marter führt der Weg hinab ins zur Burg Pottenstein, die von November bis April geschlossen ist. Und von dort geht es hinunter in den Ort, der an diesem Samstag Mittag wie leergefegt war und uns, wo wir doch schon leicht angegruselt waren, einen zusätzlichen Schauer über den Rücken jagte.
Ihr gelangt über den Alten Burgweg direkt auf die Hauptstraße und von dort zurück zum Parkplatz.











Was für ein spannender Weg. Die Nebelschleier, der Dunst, das herbstliche Grau, dazu die Herbstfarben der Wälder und Wiesen. Mehr Schauerromantik geht kaum noch. Daher ist diese Tour nicht nur für Familien, sondern auch besonders für Paare geeignet, die den Herbst in seiner Melancholie mal so richtig genießen möchten. Wir glauben, bei herrlichem Sonnenschein wäre diese Wanderung nur halb so schön gewesen.
Hoffentlich ist es uns gelungen Euer Interesse zu wecken. Wenn ja, viele Späße beim Nachwandern und Nacherzählen!
Eure 3 Pavels


Länge: 4,5 km
Dauer: 3 Stunden
Höhenmeter: 178 hm
Schwierigkeitsgrad: mittel
Buggy: Nein
Festes Schuhwerk: Unbedingt
Spaßfaktor: 5 von 5
Aussichten: 5 von 5
Stimmung: Im nebligen Herbst schön schaurig
Alter: ab 5 Jahren

Und hier noch der Link zum Nachwandern: 
https://www.outdooractive.com/de/wanderung/fraenkische-schweiz/sagenhafte-herbstwanderung-in-pottenstein/118149145/





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