Die Wasserfälle bei Ottensoos

 


Zwischen Ottensoos und Schönberg erwartet euch ein zauberhafter Wald, in dem es sogar zwei kleine Wasserfälle zu entdecken gibt. Wir haben für euch eine kurze und, dank der wenigen Höhenmeter, angenehme Familienrunde geplant, die auch für kleinere Wanderzwerge bestens geeignet ist. Die Ruhe und Stille, die euch in dem teils märchenhaften Wald umfängt ist bestens dazu angetan, den Alltag abzustreifen und sich ein wenig im dichten Grün des Waldes zu verlieren.


Highlights:

  1. Nessenbachschlucht

  2. Die Wasserfälle im Knöpflegraben


Eckdaten:

  • Länge: 7,2 km

  • Höhenmeter: 43 Hm

  • Dauer: Fit 1,75 Std. / Normal 2.25 Std. / Kids 2,75 Std.

  • Sonne/Schatten: Ausgeglichenes Verhältnis zwischen schattigen Waldwegen und sonnigen Feldwegen

  • Start-/Endpunkt: Park & Ride Parkplatz an der S-Bahn Haltestelle Ottensoos (kostenlos)

  • Zielpunkt Navi: Bahnhofstraße, 91242 Ottensoos

  • Festes Schuhwerk: Ja

  • Handtuch: Im Sommer zum Plantschen an Nessenbach

  • Buggy: Nein

  • Alter: Ab 6 Jahren



Die Karte:

 


 

Der Link zum Nachwandern:

https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/nuernberger-land/ottensoos-wasserfall/234629470/



Die Wegbeschreibung


In die Nessenbachschlucht

Eure Wanderung beginnt auf dem Park & Ride Parkplatz an der S-Bahn Haltestelle Ottensoos. Gegenüber der Parkplatzeinfahrt hängt an einem Baum eine Wandertafel. Hier trefft ihr bereits auf euer erstes Wanderzeichen, das PP des Paul-Pfinzing-Weges, der euch auf der Bahnhofstraße nach links führt.

Paul Pfinzing aus dem Geschlecht der Nürnberger Patrizierfamilie Pfinzing von Henfenfeld war ein bedeutender Kartograf, der Ende des 16ten Jahrhunderts das Nürnberger Land mithilfe eines eigens entwickelten Marschkompasses kartografierte und im Pfinzing-Atlas festhielt.

Unter der Wandertafel hängt auch ein Wegweiser zum Kulturbahnhof Ottensoos. Im Jahr 1859 von dem bedeutenden bayerischen Baumeister Georg Friedrich Bürklein, auf dessen Konto zum Beispiel auch der beeindruckende Münchner Bahnhof geht, entworfen, wurde er im Lauf der Jahre immer wieder umgebaut. Heute ist das altehrwürdige Gebäude, nachdem es generalsaniert wurde, ein Kunstmuseum und trägt den klangvollen Namen "Kulturbahnhof Ottensoos".

Ihr folgt dem PP von der Bahnhofstraße nach rechts in die Gartenstraße, dann links in die Eichenhainstraße und durch eine Unterführung aus dem Ort hinaus. Entlang der S-Bahn Schienen wandert ihr nach rechts dem Wald entgegen. Rechts von euch könnt ihr in der Ferne die beeindruckenden Mauern der fast 300 Jahre alten Festung Rothenberg und gegenüber das Felsmassiv des Glatzensteins erblicken. Ihr folgt dem PP in den Wald. Zu Beginn scheint dieser noch ein ganz normaler Durchschnittswald zu sein. Die Bäume stehen in gebührendem Abstand zueinander und der Waldboden ist … nun ja … eben ein Waldboden. Doch im weiteren Verlauf verändert sich das Erscheinungsbild. Der Boden wird von einem dichten, grün leuchtenden, Moosteppich überzogen. Und auch die Äste der Bäume, die sich einander immer zutraulicher annähern, sind mit dichtem Moos ummantelt. Ihr fühlt euch, als würdet ihr durch einen faszinierenden Märchenwald wandeln. Überall könnten kleine Waldelfen oder Kobolde zwischen den Bäumen umher wuseln oder tanzen. Wenn das Licht durch die Bäume hindurch den Waldboden erreicht und das Moos stellenweise erhellt, scheint die winterliche Luft darüber zu flirren und der zauberhafte Eindruck wird zusätzlich verstärkt. 

 


Dann führt euch das PP nach links hinab und dem Nessenbach entgegen. Vorsicht, der Weg wird hier nach Regen richtig matschig. Hier bleibt kein Schuh sauber. Bei jedem Schritt versinkt ihr mit einem verheißungsvollen „Pfrrrt“ ein paar Zentimeter im Matsch. Weiter unten steigt ihr über ein paar Stufen hinab, überquert einen hölzernen Steg und erreicht das Ufer des Nessenbachs.



Dessen sandiges Bachbett lädt im Sommer zum Waten und Plantschen ein, im Winter zumindest zu zaghaften Wasserspielchen. Kleiner Tipp: in unserer Tour „Naturerlebnispfad und Märchenwald bei Schönberg“ widmen wir uns der romantischen Nessenbachschlucht noch ausführlicher. 

 



Zu den Wasserfällen im Knöpflegraben

Nach gut 50 Metern entlang des Nessenbachs erreicht ihr eine weitere Wandertafel. 

 

 

Hier wechselt ihr vom Paul-Pfinzing-Weg nach links auf die Nessenbachrunde, deren Wanderzeichen ein schwarzer Nordic-Walker auf lilafarbenem Grund ist. Diesem Zeichen folgt ihr einem sanften Anstieg hinauf, durchquert den Wald und überquert den Vorderen Tiefen Graben. Hier wird der Wald erneut zum wahren Zauberort.



Nach etwa 900 Metern auf der Nessenbachrunde erreicht ihr den Knöpflegraben. Nun verlasst ihr das Wanderzeichen und wandert, nachdem ihr den Bachlauf überquert habt, entlang des Knöpflegrabens wegzeichenbefreit nach links oben. Unser Tipp; Haltet euch erst einmal oberhalb des Grabens. Zuerst ist der Pfad noch gut erkennbar. Doch dann wird es abenteuerlich. Orientiert euch immer am Verlauf des Knöpflegrabens. Nach gut 200 Metern erreicht ihr den ersten von zwei Wasserfällen. Munter und quirlig fällt das Wasser des Baches ungestüm über die Felsenkante und platscht lebensfroh auf der darunter liegenden Steinplatte auf. Leider ist der Hang an dieser Stelle recht steil. So dass es, besonders in den Wintermonaten, kaum möglich ist sich dem Wasserfällchen gefahrlos zu nähern. Doch auch von oben ist er wirklich hübsch anzusehen.



Ihr folgt weiterhin dem Knöpflegraben und steigt nach etwa 30 Metern hinunter, um den Bach zu überqueren und diesem auf der anderen Seite weiter zu folgen. Kurz darauf empfangen euch die beeindruckenden Sandsteinwände eines alten Steinbruchs und am Ende des Grabens der zweite, geheimnisvoll und romantisch inmitten der Felsen hinabstürzende Wasserfall. Fast wie das Tor in eine andere Welt, das den Besucher magisch anzieht, öffnet sich dieser magische Ort vor euch und schmiegt sich sanft in den gewaltigen Fels. Ein Kraftort, der zum Verweilen und Genießen einlädt.

 



Der Rückweg

Vom Wasserfall führt linker Hand ein erkennbarer Pfad nach oben, vorbei an einem Hochsitz und am Waldrand entlang geht ihr nach rechts hinüber zur Straße. Diese überquert ihr und folgt ohne Wegzeichen geradeaus dem Schotterweg, der euch bald aufs freie Feld und an einem weiteren, diesmal einem eisernen, Hochsitz vorbei führt.

 


Besonders schön ist der Blick nach rechts hinüber Richtung Schönberg und zum Moritzberg.



Der Schotterweg macht bald eine Rechtskurve und scheint sich dann im Grün der Wiese zu verlieren. Doch keine Angst, euer Weg geht über die Wiese nach links weiter und mündet nach 400 Metern erneut in den geschotterten Paul-Pfinzing-Weg, dem ihr nach links hinüber zur Straße folgt. Hier stoßt ihr auf euer letztes Wanderzeichen, den Roten Punkt des Christian-Woesch-Wegs. Dieser führt euch ein wenig geradeaus Richtung Kohlschlag an der Straße entlang, um nach 200 Metern nach links in einen Feldweg abzubiegen. Nun trägt euch der Rote Punkt über die Fläche und durch den Wald zurück nach Ottensoos und zum Parkplatz. Kurz bevor ihr diesen erreicht, passiert ihr noch einen kleinen Spielplatz, an dem ihr diese kurze und leichte Wanderung ausklingen lassen könnt.


Zum Ende noch ein wenig Geschichte(n)

Ganz in der Nähe eures Parkplatzes liegt die Wehrkirche St. Veit, deren Kirchturm mit seinem leicht in sich gedrehten Ziegeldach (ihr erkennt es, wenn ihr genau hinseht) weithin sichtbar ist. Gewidmet ist die Kirche dem Heiligen Sankt Veit, der zur Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian im römischen Reich lebte. Obwohl Veit sogar den von bösen Geistern besessenen Sohn des Kaisers heilte, wurde er als Christ zum Tode verurteilt. Doch weder die Löwen in der Arena, die sich ihm zahm zu Füßen legten, noch siedendes Öl konnten dem frommen Veit etwas anhaben. Schließlich rettete ihn ein Engel und brachte ihn zurück nach Hause. Hinter den hohen Mauern der nach Sankt Veit benannten Wehrkirche suchten die Bewohner des Ortes früher bei Gefahr Schutz. Man bezeichnet solche mit einer befestigten Mauer gesicherten Gotteshäuser deshalb auch als Kirchenburgen. Viele Jahre leistete die Wehrkirche den Bürgern von Ottensoos immer wieder gute Dienste. Doch im Dreißigjährigen Krieg wurde Ottensoos mitsamt seiner Kirche überrannt, gebrandschatzt und geplündert und musste danach mühsam wiederaufgebaut werden. Im Zuge dieser Arbeiten wurde im Jahr 1685 schließlich auch der Kirchturm von St. Veit fertiggestellt. Das Besondere an diesem Turm sind seine Dachziegel. Um ganz genau zu sein, geht es nur um einen einzigen Dachziegel. Denn dieser eine Dachziegel stellt den Kirchenschatz von St. Veit dar. Nie wieder sollte jemand, wie es im Dreißigjährigen Krieg geschehen war, den Kirchenschatz rauben können. So schmolzen die Bürger von Ottensoos das Gold ein, gossen es in eine Ziegelform, strichen den goldenen Ziegel rot an und setzen ihn, zusammen mit all den anderen Ziegeln auf das Dach ihres Kirchturms. Im Lauf der Jahre geriet das Versteck in Vergessenheit. Und so wurde der Kirchenschatz erst bei Renovierungsarbeiten, aufgrund seines höheren Gewichts, wiederentdeckt. Heute, die Zeit plündernder Söldnerheere ist zum Glück lange vorbei, schmückt den Kirchturm ein einzelner goldener Ziegel. Ob es sich dabei um echtes oder falsches Gold handelt, bleibt ein wohl gehütetes Geheimnis. 

 


Hoffentlich ist es uns gelungen euer Interesse zu wecken. Wenn ja, wünschen wir euch schon jetzt …

Viele Späße beim Entdecken!

Die 3 Pavels


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